Super League: Darum lehnen der FC Bayern, BVB und PSG eine Teilnahme ab

Von Dennis Melzer
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FC Bayern: Super League wäre gänzlich kontraproduktiv gewesen

Ein schwerer Schlag für die neugeschaffene Elite-Liga: Sie muss ohne den amtierenden Champions-League-Sieger auskommen. Der FC Bayern signalisierte deutlich, dass er keinerlei Interesse daran hat, der Super League beizutreten.

"Der FC Bayern hat sich an den Planungen einer Super League nicht beteiligt. Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert", wurde Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in einer Pressemitteilung des Klubs am Montag zitiert.

Weiter hieß es unter anderem: "Ich glaube nicht, dass die Super League die finanziellen Probleme der europäischen Klubs lösen wird, die durch Corona entstanden sind." Rummenigge appellierte an "alle Vereine in Europa" und forderte, "dass die Kostenstruktur, insbesondere die Spielergehälter und die Honorare für die Berater, den Einnahmen angepasst" werde.

Ein weiterer Schritt Rummenigges, der womöglich noch größeren Symbolcharakter als sein Statement ausstrahlte: Der 65-Jährige zog als Vertreter der Europäischen Klub-Vereinigung ECA am Dienstag in das UEFA-Exekutivkomitee ein und beerbte damit Juventus-Chef Andrea Agnelli, der seinen Posten aufgrund seiner Super-League-Machenschaften räumen musste.

Damit stärkte Rummenigge dem europäischen Fußballverband den Rücken und vermittelte: Der FC Bayern steht weiterhin bedingungslos zur UEFA und zu ihrer am Montag beschlossenen Champions-League-Reform, die Rummenigge als "richtigen Schritt" bewertet.

Hainer und Rummenigge berufen sich auf Bewusstsein für Fans

Daraufhin legten die Bayern am Dienstag sogar noch einmal in aller Deutlichkeit nach: "Ich darf im Namen des Vorstandes ausdrücklich feststellen, dass der FC Bayern nicht an der Super League teilnimmt. Der FC Bayern steht solidarisch zur Bundesliga. Es war und ist für uns immer eine große Freude, als deutscher Vertreter in der Champions League spielen zu können", sagte Rummenigge in einer weiteren Pressemitteilung des Klubs.

Dass das sportliche Aushängeschild des deutschen Fußballs sich nicht für die Super League gewinnen ließ, hat aber sicherlich noch andere Hintergründe. In der Bundesrepublik herrscht unter den Fans, so verfeindet sie auch sein mögen, Konsens bezüglich derartiger Eliteliga-Modelle, die das Aus für das verbliebene Quäntchen des traditionellen Fußballs bedeuten würden.

Anders als beispielsweise in England, wo mittlerweile finanzkräftigte Investoren aus dem Ausland die Mehrheiten an vormaligen Traditionsklubs besitzen, stehen die meisten Klubs hierzulande noch weitestgehend auf "eigenen" Beinen. Die Bayern haben verinnerlicht, dass die Super League und ein damit verbundener Boykott der eingefleischten, ohnehin oftmals kommerzkritischen Fanszene gänzlich kontraproduktiv für den Verein wäre.

"Wir sind nicht dabei, weil wir es nicht wollen. Wir sind glücklich, in der Bundesliga zu spielen, in unserem Brot-und-Butter-Geschäft, zusätzlich genügt uns die Champions League", erklärte Rummenigge in einem Interview mit dem Corriere della Sera und schob nach: "Wir vergessen auch nicht unsere Verantwortung gegenüber unseren Fans, die gegen eine solche Veränderung sind."

Präsident Herbert Hainer sagte: "Unsere Mitglieder und Fans lehnen eine Super League ab. Es ist unser Wunsch als FC Bayern und unser Ziel, dass die europäischen Vereine diesen wunderbaren emotionalen Wettbewerb Champions League leben und zusammen mit der UEFA entwickeln. Der FC Bayern sagt Nein zur Super League."

BVB: Rückzieher von Super-League-Absage bedeutet irreparablen Schaden

Ganz ähnliche Gründe hat auch die Nicht-Teilnahme von Borussia Dortmund an der Super League. Der Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet stimmte in Person von ECA-Vorstand Hans-Joachim Watzke für die Champions-League-Reform ab, was vielen Fans bitter aufstieß, gleichzeitig erteilte der Klub aber somit der Super League eine Absage.

"Die Mitglieder des Boards der European Club Association haben sich am Sonntagabend zu einer virtuellen Konferenz zusammengeschlossen und bekräftigt, dass der Board-Beschluss nach wie vor Gültigkeit hat", sagte Watzke in einem Statement, das auf der offiziellen Klubwebseite veröffentlicht wurde. "Dieser Beschluss besagt, dass die Klubs die geplante Reform der UEFA Champions League umsetzen wollen. Es war die klare Meinung des ECA-Boards, dass man die Pläne zur Gründung einer Super League ablehnt."

Bei der Entscheidung seien die Auffassungen der beiden deutschen Klubs Borussia Dortmund und FC Bayern "zu 100 Prozent deckungsgleich" gewesen. Manchem Dortmund-Anhänger reichte die Watzke-Aussage noch nicht aus, die Ultragruppierung "Unity" forderte den Verein dazu auf, eine Teilnahme an der Super League noch entschiedener auszuschließen.

"Klare Worte, statt leere Zeilen: ESL-Absage jetzt und für immer", hieß es auf einem Banner der Gruppe, das gegenüber der BVB-Geschäftsstelle an einem Zaun befestigt wurde.

BVB-Rechtsform der Grund für keine klare Ablehnung der Super League

In den Worten schwang die Befürchtung mit, dass die Schwarz-Gelben den Avancen der Spitzenklubs doch noch folgen könnte. Der Spiegel, dem der Rahmenvertrag der Super League vorliegen soll, hatte nämlich berichtet, dass sowohl Dortmund als auch Bayern und PSG eine Mitgliedschaft angeboten werden soll. Demnach hätten ebenjene Vereine 30 Tage Zeit, der Eliteliga trotz zunächst erfolgter Absage doch noch beizutreten.

Dass die Borussia-Verantwortlichen tatsächlich noch "umkippen" und von ihrem Standpunkt abrücken, ist unwahrscheinlich. Dortmund würde sein Gesicht verlieren, der BVB kann es sich nicht leisten, seine Basis, sprich die Fans, zu vergraulen. Dies würde mit Sicherheit geschehen, sollte der Champions-League-Viertelfinalist der Super League nachträglich beitreten. Einen derart irreparablen Schaden werden die Westfalen nicht in Kauf nehmen.

Aber: Die Situation ist beim BVB anders als bei PSG oder Bayern, weshalb es nach wie vor keine klare Absage in Form eines Statements gibt. Die Dortmunder haben die Rechtsform einer börsennotierten Kommanditgesellschaft auf Aktienbasis (KGaA) und sind somit verpflichtet, im Sinne ihrer Aktionäre zu handeln.

Die Ablehnung von durch die Super League garantierten Einnahmen in Höhe von 200 Millionen Euro könnte angesichts coronabedingter Verluste im Geschäftsjahr von bis zu 75 Millionen Euro börsenrechtliche Folgen haben, weshalb keine klare Ablehnung kommuniziert werde. Allerdings gibt es nach Angaben des kicker und der Ruhr Nachrichten intern die klare Meinung, auf keinen Fall an der Super League teilnehmen zu wollen.

 

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