Das ultimative Multitalent: Wie der Handballer Hilmar Leon Jakobsen für die Färöer Fußball-Nationalspieler wurde

Von Daniel Buse
Jakobsen ist sowohl Handball- als auch Fußball-Nationalspieler der Färöer.
© IHF

Hilmar Leon Jakobsen ist Nationalspieler für die Färöer - im Handball und neuerdings auch im Fußball. Die überraschende Karriere eines Multitalents.

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Die Corona-Krise hat nicht nur Schlechtes mit sich gebracht hat: Diese erst einmal seltsam anmutende Meinung kann Hilmar Leon Jakobsen vertreten. Denn ohne die Corona-Krise wäre der 23-Jährige nicht zum Fußball-Nationalspieler der Färöer geworden - und damit zum ultimativen Multitalent aufgestiegen.

Schließlich kann Jakobsen nicht nur mit dem Fuß bestens mit dem Ball umgehen, sondern auch mit der Hand: Im Handball ist er schon seit einigen Jahren fester Bestandteil des Nationalteams seines kleinen Landes.

Begonnen hat Jakobsen seine Sportlaufbahn allerdings als Fußballer. Er gehörte zu den größten Talenten auf der Inselgruppe, die nur knapp 50.000 Einwohner zählt. Bereits mit 16 Jahren feierte er als Mittelfeldspieler sein Erstliga-Debüt für den lokalen Top-Klub HB Torshavn.

"Ich wollte immer Fußballer werden, aber mit 17 Jahren haben mir die Ärzte geraten, aufzuhören, weil ich eine Hüftoperation machen lassen musste", sagte er der BBC. Eine Alternative für den Sportbegeisterten hatten den Mediziner aber auch parat: "Sie haben gesagt, dass Handball besser für meine Gesundheit wäre. Das war damals sehr enttäuschend für mich", gestand Jakobsen.

Jakobsen ist sowohl Handball- als auch Fußball-Nationalspieler der Färöer.
© IHF
Jakobsen ist sowohl Handball- als auch Fußball-Nationalspieler der Färöer.

Jakobsen beim Fußball: 17 Scorerpunkte in 17 Erstliga-Spielen

Er hielt sich allerdings an den Rat der Ärzte - und wurde schnell zu einem der besten Handballer des Landes. Drei Meisterschaften und zwei Pokalsiege feierte Jakobsen mit H71, nach Einsätzen in der Jugend-Nationalmannschaft ging es für ihn ins Nationalteam.

"Ich habe mich voll und ganz auf Handball konzentriert und mich nicht mehr getraut, überhaupt an Fußball zu denken", berichtete Jakobsen. Doch dann änderte Corona alles. Denn die Pandemie-Maßnahmen betrafen im Laufe des Jahres 2020 vor allem den Handball: Während es in der Hallensportart keine Spiele und keine Trainingseinheiten mehr gab, lief der Fußball - unter Einschränkungen - weiter.

"Unter diesen Umständen habe ich mich dazu entschlossen, ein bisschen Fußball bei der Zweiten von HB Torshavn zu spielen, um fit zu bleiben", sagte Jakobsen. Das Debüt lief gleich überragend: Mit zwei Toren machte er auf sich aufmerksam und der Coach der ersten Mannschaft griff sofort zu.

Bei der Zweiten von HB Torshavn empfiel sich Jakobsen für höhere Aufgaben.
© FaeroskFodbold
Bei der Zweiten von HB Torshavn empfiel sich Jakobsen für höhere Aufgaben.

Jakobsen Fußball-Nationalspieler: "Bestes Jahr meines Lebens"

Mitten im Liga-Betrieb stellte Torshavns Coach Jakobsen in der Startformation der Ersten auf - und das als Mittelstürmer. "Ich hatte noch nie auf dieser Position gespielt, aber der Trainer meinte, dass ich in den Strafraum gehöre", so Jakobsen. Der Erfolg gab dem Übungsleiter sofort recht: Jakobsen sammelte in den folgenden 17 Liga-Spielen 17 Scorerpunkte (12 Tore, 5 Assists) und wurde mit dem Team Meister.

Die ganz große Belohnung folgte im Herbst, als Nationaltrainer Hakan Ericson den Angreifer erstmals für Länderspiele nominierte. Und so kam es, dass Hilmar Leon Jakobsen im Januar ein Handball-Länderspiel gegen Litauen und im November desselben Jahres ein Fußball-Länderspiel gegen Litauen absolvierte.

"Das ist definitiv das beste Jahr meines Lebens", meinte Jakobsen. Etwas, das nicht viele Leute über 2020 sagen dürften.