Heimat von Rashford, Lingard & Co.: Wie Manchesters Talentschmiede Fletcher Moss funktioniert

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Der Amateurklub Fletcher Moss Rangers gilt als eine der besten Talentschmieden Englands - unter anderem spielten Marcus Rashford, Jesse Lingard und Danny Welbeck in Kindestagen für den Klub aus dem Süden Manchesters. Fletcher Moss schreibt eine schöne Geschichte, die aber auch ein bisschen traurig ist.

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Wie viele sind es denn genau? Um diese Frage beantworten zu können, müsse er erst die Liste holen, sagt David Horrocks am Telefon gegenüber SPOX und Goal. Die Liste. Die Liste, auf der alle Spieler vermerkt sind, die den Sprung von den Fletcher Moss Rangers zu einem Profiklub geschafft haben. Nach kurzer Stille ist er wieder da und jetzt müsse er nur noch kurz durchzählen. "Exakt 93", sagt Horrocks irgendwann und beginnt dann mit größter Genauigkeit und noch größerem Stolz, die späteren Klubs seiner ehemaligen Spieler vorzulesen: "Manchester United, Manchester City, Stoke City, FC Liverpool, Wigan Athletic, FC Burnley ..." Es geht weiter und weiter.

David Horrocks ist Präsident der Fletcher Moss Rangers, dem wohl berühmtesten Amateurklub aus Englands Nordwesten. "Ich weiß nicht, ob wir der Amateurklub sind, der in der Region die meisten späteren Profis herausgebracht hat", sagt Horrocks. "Aber ich kenne keinen, der mehr herausgebracht hat als wir." Beeindruckend ist nicht nur die Masse der Namen, beeindruckend sind auch die Namen an sich. An aktuellen Größen wären da unter anderem: Marcus Rashford, Jesse Lingard und Danny Welbeck.

Jesse Lingard und Marcus Rashford: Einst bei den Fletcher Moss Rangers, heute bei Manchester United.
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Jesse Lingard und Marcus Rashford: Einst bei den Fletcher Moss Rangers, heute bei Manchester United.

Der andere Weg der Fletcher Moss Rangers

Fletcher Moss produziert Spieler für den großen Fußball, mit dem großen Fußball an sich hatte oder hat der Klub aber eigentlich nichts zu tun. Alles begann 1986, als einige Väter im Fletcher Moss Park im Süden Manchesters mal wieder mit ihren Kindern Fußball spielten und sich dachten: So ein eigener Klub, das wär' doch was! Also gründeten sie die Fletcher Moss Rangers, gingen einen anderen Weg und bestreiten ihn bis heute.

"Damals gab es in der Gegend keine sportliche Heimat für Kinder mit Migrationshintergrund. Bei vielen Klubs herrschten Vorbehalte gegenüber dunkelhäutigen oder asiatischstämmigen Menschen. Wir haben aber jeden aufgenommen und sind deshalb sehr schnell gewachsen", erklärt Horrocks, der 1991 Teil des "wir" wurde und es seitdem blieb. Fletcher Moss galt in Manchester bald als erste Anlaufstelle für Kinder aus benachteiligten Gesellschaftsschichten und Gegenden. Weil viele davon talentierte Fußballer waren, sollte sich der andere Weg lohnen. "Schon nach wenigen Spielzeiten galten wir in Manchester als einer der Klubs, die es im Nachwuchsbereich zu schlagen gilt."

Wes Brown löste den Talente-Fluss zu Manchester United aus

Als Horrocks bei Fletcher Moss anfing, spielte dort der zwölfjährige Wes Brown, ein äußerst talentierter Innenverteidiger. Horrocks lacht und erzählt, dass er sich mal ins Tor stellte, den kleinen Brown von der Mittellinie schießen ließ und natürlich keine Chance hatte. "Aber gut, ich bin auch nur 1,70 Meter groß." Bald darauf wechselte Brown in die Nachwuchsakademie von Manchester United, später wurde er Nationalspieler und 2008 mit United Champions-League-Sieger.

Brown löste mit seinem Wechsel den seitdem fast permanenten Talente-Fluss von Fletcher Moss zu United aus. Aber je länger der Fluss floss, desto tiefer spülte er das Wechselalter der Talente. Derzeit läuft es meist wie bei Rashford: Er kam mit fünf Jahren zu Fletcher Moss und zog mit acht weiter zu United, um für deren jüngste Akademie-Mannschaft U9 zu spielen.

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