Ex-Bayern-Verteidiger Medhi Benatia exklusiv: "Ich mochte Guardiolas Umgang mit den Spielern nicht"

Von Romeo Agresti
Medhi Benatia hat beim FC Bayern unter Pep Guardiola gespielt.
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Seit 2019 spielt Medhi Benatia für Al Duhail in der katarischen Stars League. Anlässlich seines 33. Geburtstags lässt er seine Karriere im Gespräch mit SPOX und Goal Revue passieren.

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Medhi Benatia über ...

... seine bisherige Zeit bei Al Duhail in Katar: "Es ist besser als erwartet. Hier ist das Leben perfekt, es herrscht große Ruhe und Respekt. Fußballerisch ist das natürlich nicht die Weltspitze. Aber die Liga wächst, vor allem im Hinblick auf die WM 2022. Die Mannschaften verbessern sich und Spieler wie Mario Mandzukic oder Yacine Brahimi kommen aus dem Ausland."

... seinen neuen Al-Duhail-Teamkollegen Mario Mandzukic: "Mario ist ein bisschen introvertiert, aber er ist immer höchstprofessionell. Er fühlt sich gut bei uns, für ihn ist es eine wertvolle Erfahrung. Er ist immer noch derselbe - ein Spieler, der für seine Kollegen rackert und immer alles gibt. Allerdings braucht er Zeit, sich anzupassen."

Medhi Benatia: "Also hat Allegri mich offensichtlich verarscht"

... seine Beziehung zum ehemaligen Juventus-Trainer Massimiliano Allegri: "Allegri ist ein großer Trainer und ein großartiger Mensch. Ich hatte keine Probleme mit ihm, genauso wenig wie mit irgendeiner anderen Person. Aber er hat mir Versprechungen gemacht, die er nicht eingehalten hat. Im Trainingslager in den USA hat er mir gesagt, dass ich und Giorgio Chiellini die Stammverteidigung bilden würden und dass Leo Bonucci um seinen Platz kämpfen müsste. Leo ist ein Champion, aber es war vorgesehen, dass ich anfangen würde und er womöglich bei meinem ersten Fehler meinen Platz kriegen könnte. So sollte es auch sein. Zu jenem Zeitpunkt lief es sehr gut für mich. Im Pokalfinale hatte ich einen Doppelpack erzielt und wir sprachen gerade über eine Vertragsverlängerung. Dann saß ich viermal hintereinander 90 Minuten auf der Bank. Also hat Allegri mich offensichtlich verarscht; ich habe den Kopf verloren und habe ihm gesagt, dass ich nicht mehr für Juve spielen würde, solange er Trainer wäre. Aber zum Klub und zu den Fans habe ich nach wie vor eine außergewöhnliche Beziehung."

Medhi Benatia spielte zwischen 2016 und 2019 für Juventus Turin.
© imago images
Medhi Benatia spielte zwischen 2016 und 2019 für Juventus Turin.

... seine zwei Jahre beim FC Bayern: "Anfangs war alles bestens. Ich war zu diesem Zeitpunkt der teuerste Verteidiger der Bundesliga-Geschichte und wurde zuvor zum besten Verteidiger der Serie A gewählt. Bayern ist ein großartiger Verein, die Spitze. Das i-Tüpfelchen war, dass Pep Guardiola und Karl-Heinz Rummenigge mich unbedingt wollten. Leider warfen mich Verletzungen zurück. Ehrlich gesagt fehlte mir auch Italien sehr, besonders Rom. Ich hatte Anpassungsschwierigkeiten. Nach einem komplizierten zweiten Jahr in Deutschland tat ich alles dafür, um nach Italien zurückzukehren."

Medhi Benatia: "Ich mochte Peps Umgang mit den Spielern nicht"

... seinen damaligen Bayern-Trainer Pep Guardiola: "Er ist taktisch der beste Trainer der Welt, ich sehe keinen besseren als ihn. Aber ich mochte seinen Umgang mit den Spielern nicht besonders, in der Hinsicht beeindruckte er mich nicht."

Nicht immer zufrieden: Pep Guardiola (r.) staubt Medhi Benatia (l.) zusammen.
© imago images
Nicht immer zufrieden: Pep Guardiola (r.) staubt Medhi Benatia (l.) zusammen.

... ein mögliches Engagement von Guardiola bei Juventus: "Er würde Juve sicherlich gut zu Gesicht stehen, aber meiner Meinung nach hat Sarri auch eine ausgezeichnete Vorstellung vom Fußball. Dieses Jahr war vielleicht etwas komplizierter für Juve, aber Veränderungen erfordern immer Geduld. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir über eine Mannschaft sprechen, die noch in allen Wettbewerben im Rennen ist. Es ist nicht fair, jetzt von anderen Trainern zu sprechen, die Bianconeri haben einen guten."

Medhi Benatia: "Cristiano Ronaldo ist sehr intelligent"

... seinen ehemaligen Mitspieler Cristiano Ronaldo: "Er ist die absolute Nummer eins, als Fußballer und als Mensch. Er ist sehr intelligent, auch abseits des Platzes. Sein Gehirn arbeitet immer schneller als das der anderen. Ich bin froh, dass ich sein Freund sein darf. Ich wünsche ihm nur das Beste, seine Legacy ist grenzenlos."

... Italien: "Meine Familie und ich vermissen Italien so sehr. Vor allem meine Kinder würden gern nach Turin zurückkehren, wo sie viele Freunde haben. Es macht mich traurig, aus der Ferne zu sehen, was dort im Moment geschieht, aber ich bin sicher, dass Italien wieder auferstehen wird. Weil es eine starke und geeinte Nation ist."

... Udinese Calcio, seine erste Station in Italien: "Ich muss sofort an den damaligen Trainer Francesco Guidolin denken. Er hat mir sehr geholfen: Er hat mir beigebracht, was Gewinnen bedeutet. Vor allem hat er mir den italienischen Fußball beigebracht. Ein großartiger Mensch, mit dem ich immer noch in Kontakt stehe. Udinese ist generell ein toller Verein, richtig geführt, ohne große Stars, aber mit vielen talentierten Spielern."

... sein Jahr bei der Roma: "Wenn ich an die Roma denke, denke ich sofort an ihre Fans. Die Stadt lebt für den Fußball. Wenn ich dort mit dem Taxi gefahren bin, war Fußball das einzige Gesprächsthema. Eine verrückte Stadt, ich habe schöne Erinnerungen an die Menschen dort. Für die Roma zu spielen, war eine der besten Erfahrungen meiner Karriere."

Medhi Benatia im Steckbrief

geboren17. April 1987 in Courcouronnes
Größe1,90 m
Gewicht94 kg
PositionInnenverteidiger
starker Fußrechts
StationenGuingamp Jugend, Marseille Jugend, FC Tours, Lorient, Clermont, Udinese, AS Rom, FC Bayern, Juventus, Al Duhail
Bundesligaspiele/-tore29/2
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