Interview mit dem Präsidenten des ältesten Fußballklubs: "Will Partnerschaft mit Katar"

Richard Tims arbeitet seit 1998 für den Sheffield FC und ist mittlerweile Vereinspräsident
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SPOX: Der Sheffield FC hat 2007 sein 150-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie wurde das begangen?

Tims: Wir haben an der Bramall Lane vor knapp 22.000 Zuschauern gegen Inter Mailand gespielt, unter anderem sind Marco Materazzi und Mario Balotelli aufgelaufen. Sogar Pele war zu Gast und hat mir nach dem Spiel gesagt: "Ohne den Sheffield FC gäbe es mich nicht." Das hat mich sehr gefreut.

SPOX: Sie verkehren also in den höchsten Fußballkreisen.

Tims: Ich bin eigentlich ein armer Bub aus Sheffield, aber dank meiner Position durfte ich beispielsweise schon mit dem Präsidenten von Real Madrid zu Abend essen. Als die FIFA 2004 ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat, wurde zwei Vereinen der FIFA Order of Merit verliehen: Real Madrid, dem erfolgreichsten Klub der Welt, und dem Sheffield FC, dem ältesten Klub der Welt. Ich stand dann gemeinsam mit Emilio Butragueno und Alfredo Di Stefano auf der Bühne und habe die Auszeichnung entgegengenommen.

SPOX: Kamen Sie im Rahmen Ihrer Arbeit auch schon mit deutschen Vereinen oder Persönlichkeiten in Kontakt?

Tims: Wir haben sehr gute Beziehungen zu Borussia Dortmund und vielleicht kommt 1860 München demnächst für ein Freundschaftsspiel vorbei. Vergangenen Sommer haben uns außerdem 450 Fans des 1. FC Köln besucht.

SPOX: Was haben die hier gemacht?

Tims: Sie haben mich per Email kontaktiert und gefragt, ob sie sich den Verein und das Gelände ansehen dürften - was sie natürlich durften. Sie sind dann betrunken angekommen, haben in unserem Pub noch mehr getrunken und sind am Ende betrunken zurückgeflogen. Weil wir an diesem Wochenende kein Heimspiel hatten, haben wir eine Partie zwischen den Kölnern und unseren Fans organisiert. Alle Kölner haben sogar zehn Pfund gezahlt, um ihren eigenen Freunden beim Fußballspielen zuschauen zu dürfen. Das war fantastisch.

SPOX: Wie ist die Stimmung bei normalen Heimspielen?

Tims: Ein paar Kinder singen immer, aber richtigen Support gibt es keinen. Meistens kommen zwischen 250 und 400 Zuschauer zu unseren Spielen, was für die Umgebung in Ordnung ist. Für die ursprünglichen Anhänger aus Sheffield ist es aktuell natürlich schwierig, weil unser Stadion außerhalb der Stadt liegt. Dafür sind immer viele internationale Fans hier. Nach dem Umzug in unsere ursprüngliche Heimat rechnen wir mit 1000 bis 2000 Zuschauern pro Spiel.

SPOX: Der Sheffield FC spielt aktuell in der achthöchsten Leistungsstufe. Was sind die sportlichen Ziele?

Tims: Als Fußballverein will man immer Spiele gewinnen und aufsteigen, aber wir haben ein Limit. Unser Ziel ist der Aufstieg in die fünfthöchste Liga, aber dann ist Schluss, weil darüber in England der professionelle Fußball anfängt. Unsere beiden Vereinsgründer William Prest und Nathaniel Creswick waren Gentlemen, die nur aus Liebe zum Sport gespielt haben und kein Geld verdienen wollten. Bis zur Einführung des Profitums in den 1880er Jahren haben wir zu den besten Mannschaften des Landes gezählt. Während aber andere Vereine begannen, ihre Spieler zu bezahlen, haben wir unsere Tradition fortgesetzt und den Amateurstatus beibehalten. 1904 haben wir den FA Amateur Cup gewonnen. Das war wohl der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte. Heute sehen wir uns in Sheffield als Alternative zu den beiden großen Profivereinen der Stadt, United und Wednesday. Bei uns kann man zur Pause immerhin ins Pub nebenan gehen, ein Bier trinken und zur zweiten Halbzeit zurückkommen.

SPOX: Erleichtert die Aussicht, für den ältesten Fußballverein der Welt zu spielen, eigentlich Transfers?

Tims: Wir bekommen ständig Anfragen von Fußballern aus der ganzen Welt, die für uns spielen wollen. Lokal ist das aber schwieriger, weil die Jungs Geld verdienen wollen. Vielleicht sollten wir sie besser dafür sensibilisieren, was es bedeutet, für uns zu spielen. Denn das hat große Vorteile.

SPOX: Welche Vorteile?

Tims: Wir reisen mit unserer Mannschaft viel in der Welt herum, weil wir überallhin eingeladen werden und dafür nichts zahlen müssen. Letztes Jahr waren wir im Rahmen unserer Saisonvorbereitung in Deutschland, zuletzt 16 Tage in Indien und wahrscheinlich reisen wir bald nach Südamerika. Wir können interessante Dinge bieten, die andere Vereine nicht bieten können. Das Wichtigste ist mir aber, dass jeder Spieler immer und bei allen Reisen die Werte unseres Klubs vertritt. Einen Star wie zum Beispiel Diego Armando Maradona würde es unter mir hier nicht geben.