"Dieses Niveau ist ein Privileg"

Rene Maric wurde vom Blogger zum Co-Trainer der Profis von RB Salzburg
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SPOX: In die entscheidenden Partien der Youth League ging die Mannschaft in einer Grundordnung mit Raute im Mittelfeld. Wie wichtig sind die Positionen auf dem Papier für die letztliche Umsetzung ihrer Spielphilosophie?

Maric: Natürlich haben Grundordnungen eine Relevanz, sonst gäbe es sie nicht. Aber zu viel sollte man nicht in sie interpretieren. In der Spieldynamik kann man je nach Situation aus verschiedenen Grundordnungen die gleiche Staffelung kreieren, es unterscheiden sich dann nur die Abstände und Abläufe, um dorthin zu kommen.

SPOX: Pressing und Positionsspiel. Dazu schnelles Umschalten nach Ballgewinn und Verlust. Das klingt nach einer runden Lösung. Ist das die Zukunft des Fußballs?

Maric: Ob es die Zukunft ist, weiß ich nicht. Aber es zeigt eine ganz normale Entwicklung auf: Im Fußball wird danach gestrebt, in allen Phasen so gut wie möglich zu sein. Die Wege dorthin sind aber oft unterschiedlich mit anderen Intentionen. Wichtig ist dann die Umsetzung davon.

SPOX: Auch in der Bundesliga scheint der Fußball sich in diese Richtung zu bewegen. Julian Nagelsmann, Sandro Schwarz oder auch Ralph Hasenhüttl.

Maric: Das sind jedenfalls drei Trainer, von denen ich unter anderem sehr viel halte. Ihre Entwicklung will ich die nächsten Jahre sehr genau verfolgen, auch, weil ich sicher aus ihren Mannschaften und den darin enthaltenen Ideen möglichst viel für meine tägliche Arbeit herausziehen können werde.

SPOX: Inwiefern können Sie alle dieser Aspekte im Training abdecken. Sowohl aus zeitlicher Hinsicht als auch in Sachen Aufnahmekapazität der Spieler?

Maric: Durch eine gute Belastungssteuerung, eine klare Sprache, gutem Design der Trainingsübungen und der Nutzung von Videoanalyse sowie natürlich der passenden Einstellung der Spieler. Alles auf einmal geht natürlich nicht. Aber mit Marco haben wir einen Cheftrainer, der eine sehr gute Balance im Absprache mit dem Funktionsteam findet und Ideen durch seine Ausstrahlung wie Sprache sehr gut im Coaching auf und neben dem Feld vermitteln kann. Dazu haben wir mit Rene Aufhauser als Defensivexperten und Alexander Zickler als Offensivexperten zwei tolle Ergänzungen im Trainerstab, die aus ihrer Profierfahrung viel Fachwissen weitergeben können.

SPOX: Sie betonen in diesem Zusammenhang gerne die Arbeit von Athletiktrainer Patrick Eibenberger. Was zeichnet ihn aus?

Maric: Seine größte Fähigkeit ist das Aufnehmen von extrem vielen Informationen, weil er sich täglich mit der eigenen Arbeit und den aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft auseinandersetzt, und das Adaptieren dieses Wissens an unser Spielmodell und in weiterer Folge an die Trainingsmethodik in allen Facetten. Außerdem ist er toller Typ.

SPOX: Neben der konditionellen Arbeit - welche Schwerpunkte setzen Sie in der koordinativen Ausbildung der Spieler? Ein derart schnelles Spiel setzt gewisse Fähigkeiten voraus.

Maric: Auf diesem Niveau ist ein generisches Koordinationstraining nicht mehr entwicklungseffizient. Beim FC Red Bull Salzburg bauen wir zwar Elemente punktuell zum Beispiel in das Aufwärmen ein, aber grundsätzlich lösen wir es über unsere Spielformen und wie wir diese gestalten.

SPOX: Kommen wir zurück zur kommenden Saison. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Maric: Mit den Spielern arbeiten zu können. Zu sehen, wie sich eine Mannschaft formt, wie sie die Ideen des gesamten Trainerstabs tagtäglich und auch im großen Ganzen annimmt. Auf diesem Niveau arbeiten zu dürfen ist ein Privileg. Das betrifft die Qualität der Spieler, aber auch des gesamten Funktionsstabs und des Vereins Red Bull Salzburg.

SPOX: In welchen Bereichen wollen Sie noch dazulernen?

Maric: Ich kann mich in vielen Bereichen noch entwickeln, sei es Coaching/Menschenführung, technisch-taktischen Aspekten oder auch im Umgang mit solchen Interviews.

SPOX: Mit 24 Jahren haben Sie sicherlich nichts gegen das ein oder andere Jahr mehr als Co-Trainer einzuwenden. Was sind die Pläne für die Zeit danach?

Maric: Dafür habe ich noch keine. Ich bin Co-Trainer und mag diese Rolle unter diesem Cheftrainer beziehungsweise mit diesem Funktionsstab sehr gerne. Sollte sich das ändern, werde ich darüber nachdenken, welche Rolle auf welchem Niveau mir zu einem solchen Zeitpunkt passen würde. Aktuell habe ich schlicht keinen Grund dazu. Dafür geht es mir zu gut.

SPOX: Nebenbei haben Sie sich über das Portal Spielverlagerung.de einen Namen im Internet gemacht. Wie kam es dazu und wie ist Ihr Bezug momentan?

Maric: Ich wurde nach einer schwierigen Verletzung Jugendtrainer und habe mich auf der Suche nach Informationen im Internet mit anderen ausgetauscht. Darüber lernte ich die anderen Jungs von Spielverlagerung kennen, wir gründeten unseren Blog und es diente eigentlich primär für die eigene Reflexion, zum Austausch und zum Finden von anderen, die sich über Fußball austauschen möchten. Danach wurden wir ein bisschen populärer, wodurch sich individuell unterschiedliche Wege und Ziele eröffnet haben. Dadurch haben fast alle einen unterschiedlichen Background und eine andere Perspektive, weswegen ich mich nach wie vor gerne mit den Jungs austausche und in Kontakt stehe. Nach sechs Jahren entsteht dann aus Kollegialität und Sympathie auch Freundschaft.