Der Weihnachtsmann hat sein Rentier gefunden

Von Andreas Cazan
Teemu Pukki schießt sich bei Bröndby IF ins Glück
© getty

Teemu Pukki spielte nach seiner Zeit bei Helsinki (2011) drei Jahre lang für den FC Schalke 04. Den großen Durchbruch schaffte er nie. Über die Funktion als Ersatzspieler kam der junge Finne nicht hinaus. Er verließ den Verein und gelang, mit einem Zwischenstop in Celtic Glasgow, beim dänischen Erstligisten Bröndby IF. Nun boomt der 27-Jährige Finne in der Superliga.

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18. August 2011, Europa-League-Playoffs: HJK Helsinki - FC Schalke 04 2:0. Niederlage Königsblau. Schockmoment auf Schalke. Verantwortlicher: Teemu Pukki. Damals 21 Jahre jung, Torschütze beider Tore, schnell, effizient und enorm gefährlich vor dem Kasten.

Eine Leistung, die den damaligen Schalker-Manager Horst Heldt aufhorchen ließ. Irgendwie musste Herr Heldt ja den blonden Weihnachtsmann verpflichten. Weihnachtsmann deshalb, da man in Finnland den legendären Mann in Rot umgangssprachlich Pukki nennt.

Doch um beim Thema Fußball zu bleiben: Wer bei zwei verordneten Probetrainingseinheiten brillant vorspielt und die Schalker in der Europa League quasi im Alleingang fast außer Gefecht setzt, kann ja nur einen Vertrag angeboten bekommen.

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Und den bekam er auch. Einen Dreijahresvertrag unterschrieb Pukki bei Schalke 04. Die Euphorie war groß. Den Fans blieb er selbstverständlich auch im Kopf. Dass dieser Pukki, der das eigene Lager in eine äußerst brenzliche Situation gebracht hat, jetzt im königsblauen Shirt aufläuft, freute die Anhänger. Er entwickelte sich zum Fan-Liebling.

Dämpfer für große Erwartungen

"Ein sehr interessanter Spieler mit großem Potenzial. Wir hoffen, dass er für unser Team eine Verstärkung sein wird", schwärmte Horst Heldt bei derwesten.de.

Doch diese Euphorie sollte gleich zu Nichte gemacht werden. Denn daraus wurde nichts. Die Erwartungen wurden schnell gedämpft. Pukki kam nicht über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus und blieb perspektivenlos. Und das obwohl ihm der damalige S04-Trainer Ralf Rangnick versprach, "mich nicht als Bankdrücker gekauft" zu haben, sagte Pukki bei rp-online.

Doch kurz darauf trat Rangnick zurück. Nachfolger Huub Stevens verzweifelte an Pukki und auch dessen Nachfolger Jens Keller wusst nicht so recht wohin mit dem quirligen Finnen. In 47 Pflichtspielen erzielte er ganze acht Tore. Seine letzte Saison auf Schalke verbrachte er lediglich 27 Minuten auf dem Platz.

Die Konsequenz daraus: Pukki und Schalke zogen die Reißleine und trennten sich 2013. Celtic Glasgow sollte das nächste Ziel auf seiner Reise in Richtung großen Durchbruch sein. Die Schotten überwiesen eine Ablöse in Höhe von 2,5 Millionen Euro auf das Konto der Gelsenkirchener.

Den Bhoys kehrte er nach zwei ernüchternden Spielzeiten früh den Rücken zu und wechselte zu seinem heutigen Verein: Bröndby IF. Dort outet sich der finnische Wirbelwind als begnadeter Vollstrecker und erlebt derzeit den Höhenflug seiner Karriere. Er knackte in dieser Saison gleich mal einen 19 Jahre alten Torrekord in Dänemark, indem er zehn mal in einem Monat einnetzte. Damit überholte er einen anderen Ex-Schalker: Ebbe Sand, der den Rekord mit neun Toren bis zu diesem Moment anführte. Und im Übrigen: In jenem Monat erzielte Pukki mehr Tore als in seiner kompletten Laufbahn bei Schalke 04.

Mit insgesamt 16 Treffern schoss er die Kugel so oft in die Maschen wie kein anderer Spieler in der Dänischen Superliga und holte sich entsprechend die Torjäger-Kanone.

Tore sind nicht alles

"Es war eine sehr gute Saison für Temu in Bröndby. Die vielen Toren gaben ihm Selbstvertrauen, was uns auch in der finnischen Nationalmannschaft riesig freut", sagte der Finnen-Coach Markku Kanerva bei brondby.com.

Der blonde Blitz ist ein klarer Torjäger. Seine Ballführung ist extrem eng und sicher. Er hat einen präzisen Schuss und das führt zu der hohen Anzahl an Treffern. Aber es sind nicht nur die Tore die Pukki ausmachen.

Physisch hat er sich enorm weiterentwickelt und ist derzeit so stark wie noch nie. Das unterstützt vor allem das Pressing-Spiel. Wo viele Stürmer bei der Mittellinie den Kampf um das Leder aufgeben, lässt sich Pukki nicht ganz so leicht abschütteln. Er klebt sich förmlich an seinen Gegenspieler. Sich abhängen lassen kommt für ihn nicht in Frage. Wenn es sein muss, setzt der Blondschopf bis zur eigenen Torauslinie nach.

Auch das ganze System Brondbys spielt Pukki in die Karten. Die Mannschaft spielt viele Chancen heraus, was dem Torjäger natürlich sehr zu Gute kommt.

"Am besten spielte ich immer, wenn wir zwei Stürmer aufgestellt hatten. Es passt besser zu mir. Außerdem haben wir auch einige Mittelfeldspieler die auch offensiv agieren. Das bedeutet, man hat mehr Spieler um sich herum und endet da vorne nicht alleine", erklärte der Finne bei tipsbladet.dk.

Der Traum von Spanien

An der Spitze seiner Fähigkeiten steht aber definitiv seine psychische Stärke. Er lässt sich nicht so leicht runterkriegen. Patzt er in einer Großchance, steckt er den Kopf nicht in den Sand, sondern behält die Konzentration aufrecht. Er ist sich seiner Qualitäten bewusst und kämpft gleich um die nächste Chance. Das macht den Jungen so stark. Aufgeben ist für ihn keine Alternative.

Auch abseits des Feldes beweist er einen bemerkenswerten Charakter. Nach außen hin zeigt er sich sehr ruhig und bescheiden. Seiner fairen Linie bleibt er sich stets treu. Kommt er im Spiel zum Fall, kann man sich sicher sein, dass es bedingt durch die gegnerische Einwirkung war und dahinter keine schauspielerische Einlage steckt.

Mit dem zweiten Platz der dänischen Superliga beendet Bröndby IF eine erfolgreiche Saison. Teemu Pukki, der natürlich maßgeblich daran beteiligt war, scheint auch endlich sein Glück gefunden zu haben. Bröndby ist in diesem Sinne das Rentier, auf dem der "Weihnachtsmann" in Fahrt gekommen ist.

Doch Pukki will mehr - und Richtung Süden. "Mein Traum ist es, wieder in Spanien zu spielen. Hoffentlich werde ich einen guten Verein finden, bei dem ich mehrere Jahre bleiben kann, aber Bröndby ist auch gut für mich. Wir werden sehen was passiert", sagte Pukki bei dailyrecord.

Das Potenzial in der spanischen Liga zu bestehen hat der schnelle Finne. Jetzt bleibt es uns zu beobachten, was die Zukunft noch für ihn in petto hat.

Teemu Pukki im Steckbrief