Ein echter belgischer Nichtsnutz

Von Oliver Birkner / Dominik Stenzel / Frank Oschwald
Was eine Pfeife: Dries Mertens
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Primera Division

Von Frank Oschwald

Arschloch des Spieltags: Ohohoh! Schon am Tag nach der Meisterschaft wurden in den spanischen Medien die großen Campeon-Jubelarien überlagert. Schließlich kam es bei der obligatorischen Orgie um den Cibeles-Brunnen zu einem Skandal (Info: Je nach geografischer Lage der Zeitung schlug das Eklat-Barometer höher oder niedriger aus). Aus der unübersichtlichen Traube an Real-Stars wurden auf einmal die netten Sätze "Pique, du Arschloch, salutiere dem Meister" und "Atletico, wie fühlt sich das an" ins Mikrofon geträllert. Vor allem für die katalanischen Medien war das natürlich ein gefundenes Fressen, um vom zweiten Platz des FC Barcelona abzulenken. Direkt in der Nacht wurden sämtliche handfesten Real-Skandale der letzten Jahre aus dem staubigen Archiv geholt und ausgeschlachtet.

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Jahaaaaa, da war zum Beispiel der böseböse Raul, der in der Saison 1996/97 einmal "Barca, Barca, mieeeeerdaaaa" sang. Und Ramon Mendoza drei Jahre zuvor erst. Huiuiui. Na klar, Eto'o hat zu Barca-Zeiten vielleicht mal "Madrid, Arschloch, salutiere dem Meister" gesungen. Möglich, ja. Aber er hat sich danach auch artig entschuldigt, das dürfe man nicht vergessen.

Dabei wurde doch speziell in Madrid bei der Meisterfeier auch so viel Liiieeeeebe verbreitet. Discoisco zum Beispiel. Er marschierte über die Bühne und sah wie Ramos am anderen Ende einem TV-Sender ein Interview gab. Das übliche Herumgeturne im Hintergrund war dem Spaßvogel allerdings zu wenig. Er lief zu seinem Kapitän hin, zog ihn zu sich und küsste ihn während des Interviews auf den Mund.

Tränen des Spieltags: Jubelszenen schön und gut, doch der letzte Spieltag ist ja auch immer dafür bekannt, dass sich die ein oder andere Träne gen Süden orientiert. Denn nur Unweit der königlichen Feierlichkeiten gab's am späten Nachmittag in Madrid gleich mehrere Verabschiedungen. Da wäre zum einen Vereinslegende Tiago. Er absolvierte das letzte seiner weit über 200 Pflichtspiele für den Klub und heulte bei der Auswechslung wie ein Schlosshund. Doch damit längst nicht genug. Die Colcheneros liefen am vergangenen Wochenende zum allerletzten Mal im legendären Vicente Calderon auf. Bald gibt's keine Straßen mehr unter der Haupttribüne, keine offenen Stellen im weiten Rund mehr und generell keine heruntergekommenen Plätze mehr. Ach Calderon, du wirst uns fehlen. Aber was sind wir denn für unwissende Pupsnasen im Gegensatz zu Die-Hard-Atletico-Fan Doña Margarita. Seit 20 Jahren bringt die Omi Woche für Woche einen Strauß Blumen mit ins Calderon und legt diesen an der Eckfahne vor der legendären Fondo Sur nieder - in tiefster Verbundenheit zu dem ehemaligen Kicker Milinko Pantic. Der habe immer so schöne Ecken und Freistöße geschlagen, erklärt die Omi etwas verliebt. "Ich weiß noch nicht, wie es mir mit dem Abschied des Calderons gehen wird", sagte sie vor dem letzten Spiel: "Während des Spiels gegen Real Madrid habe ich beispielsweise 90 Minuten lang geheult. Deshalb will ich gar nicht wissen, wie das letzte Spiel sein wird. An diesem Stadion hängen so viele Erinnerungen." Nein! Das sind keine Tränen! Wir haben während wir diese Zeilen schreiben hier gerade Zwiebeln geschnitten!!!

Algo mas? Wir haben in dieser spanischen Liga ja schon alberne Trikots gesehen, deshalb sollten wir eigentlich abgehärtet sein - vom Broccoli-Schlamassel über den Anzugsstyle bis hin zum Trikot mit Bier und Oktopus drauf. Atletico Astorga hat jetzt mal wieder einen rausgehauen. Die Trikots des Drittligisten sind komplett grün, haben einen brutalen Sixpack auf der Vorderseite und sollen an den unglaublichen Hulk erinnern. Wir freuen uns jetzt schon auf die neue Saison.