Wer einen Traum hat, braucht City nicht

Von Johannes Heiming
Riechedly Bazoer gab 2014 sein Debüt in der Eredivisie
© getty

Riechedly Bazoer ist bereits mit 19 Jahren absolute Stammkraft bei Ajax Amsterdam. Nicht nur der FC Chelsea und der SSC Neapel haben großes Interesse an dem Niederländer. Auch Borussia Dortmund und der FC Bayern haben nun ein Auge auf Bazoer geworfen. Doch der träumt von einem Wechsel zum FC Barcelona und hörte auf seine Mutter.

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Der fertige Drei-Jahres-Vertrag lag vor ihm, er hätte nur noch unterschreiben müssen. Doch Riechedly Bazoer hatte andere Pläne. Vor gut drei Jahren, der Niederländer war gerade 16 Jahre alt, saß Bazoer in einem Büro in Manchester und stand kurz vor einem Wechsel zu City.

Dass sein Weg nicht nach England führte, lag zu großen Teilen an seiner Mutter. Davon zumindest ist Bazoer überzeugt, wenn er heute auf seine Entscheidung zurückblickt: "Wahrscheinlich hat meine Mutter eine wichtige Rolle gespielt. Sie sagte, ich sei zu jung, um ins Ausland zu gehen und könne mich in meinem familiären Umfeld besser entwickeln."

Für Bazoer, der bis dahin die Jugendmannschaften von PSV Eindhoven durchlaufen hatte, ging es im Winter 2012 statt über den Ärmelkanal nur gute 100 Kilometer weiter. Er wechselte in die U19 von Ajax Amsterdam.

Trotzdem ist der Besuch in Manchester bis heute ein prägendes Ereignis in seinem Leben: "Mit Patrick Viera und Sergio Agüero habe ich mich damals unterhalten und auch Robert Mancini kam und sprach mit mir. Das waren Stars, die ich bis dahin nur von der Playstation kannte", sagte der heute 19-Jährige gegenüber Voetbal International.

In jungen Jahren heiß umworben

Diese kurze Anekdote gibt einen guten Eindruck davon, wie intensiv der Niederländer bereits in jungen Jahren umworben wurde. Mittlerweile haben angeblich alle großen Klubs in Europa den Mittelfeldspieler auf dem Zettel. Unter anderem denkt Borussia Dortmund über eine Verpflichtung nach. Bazoer könnte beim BVB Nachfolger von Ilkay Gündogan werden.

Bazoer selbst hat einen großen Traum und er wird nicht müde, dies regelmäßig zu betonen. Zuletzt geschehen gegenüber der niederländischen Zeitung Helden: "Ich hoffe, dass ich in zwei oder drei Jahren zu meinem Traumverein FC Barcelona wechseln kann."

Das Interesse von Barca ist verbrieft, glaubt man dem jungen Fußballer. "Ich will nicht groß drum herum reden. Vor zwei Monaten kamen die Leute aus Barcelona zu meinem Bruder, der mein Agent ist, und haben ihr Interesse verdeutlicht. Sie schauen meine Spiele an und halten mich im Auge", so Bazoer.

Dem Wunsch, einmal im Camp Nou für den FC Barcelona aufzulaufen, ordnet er einiges unter: Im Januar lag Ajax ein Angebot über 25 Millionen Euro für Bazoer auf dem Tisch, der Verein war einverstanden. Doch wie schon vor Jahren in Manchester entschied sich der 19-Jährige zu Gunsten seiner Entwicklung erneut gegen einen Wechsel ins Ausland.

Der Wunsch nach Offensive

Dass Bazoer Ende 2012 überhaupt nach Amsterdam wechselte, haben sich die Verantwortlichen in Eindhoven in gewisser Weise selbst zuzuschreiben. Denn der selbstbewusste Jugendliche war bei PSV zunehmend unzufrieden damit, dass er stets nur als Innenverteidiger aufgestellt wurde und sein damaliger Coach Phillip Cocu seine Zukunft auch als Abwehrchef sah.

Bazoer hatte andere Pläne. Er wollte offensiver spielen, als Gestalter fungieren und auch Tore schießen. So wie sein Vorbild Patrick Viera. Das durfte er beim PSV nicht, also entschied sich der U-Nationalspieler für den Schritt zu Ajax.

Das tat seiner Karriere gut. In dieser Spielzeit stand Bazoer bisher in 20 von 23 Ligaspielen für Ajax auf dem Platz - auf der Position im zentralen beziehungsweise defensiven Mittelfeld. Vier Vorlagen und vier Tore hat der 19-Jährige bisher schon auf dem Konto.

Bazoer bleibt ehrgeizig

Zufrieden ist der ehrgeizige junge Mann damit aber noch nicht: "Im Moment schieße ich noch nicht genug Tore. Doch ich arbeite daran. Ich muss es schaffen, wichtiger für die Mannschaft zu werden", lässt er verlauten.

Tore schießen und Ajax Amsterdam: Wen könnte man da besser an seiner Seite wissen als Dennis Bergkamp? "Ich trainiere in diesem Bereich viel mit Dennis. Es geht darum zu wissen, wo ich stehen muss, zu fühlen, wo der Ball hinkommt."

Einen Schritt in die richtige Richtung war sein Siegtor gegen Feyenoord Rotterdam Anfang Februar. Im Prestigeduell waren 60 Minuten gespielt, als Bazoer 20 Meter vor dem Tor an den Ball kam, nicht lang fackelte und den Ball mit dem rechten Außenrist gen Feyenoord-Kasten feuerte.

Unhaltbar schlug die Kugel nach einem kurzen Rendezvous mit dem rechten Pfosten ein. Der Mann mit der Nummer sechs wurde von der Jubeltraube fast erdrückt, die Amsterdam Arena stand Kopf.

Ein 19-Jähriger zieht die Fäden

Seit seinem Debüt in der Eredivisie im Dezember 2014 ist Bazoer zu einer festen Größe bei Ajax gereift. Zusammen mit dem 22-jährigen Davy Klaassen und dem 24-jährigen Nemanja Gudelj zieht er im Mittelfeld die Fäden. Trotz seiner jungen Jahre strahlt Bazoer eine große Präsenz auf dem Platz aus und ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Hat Ajax den Ball, läuft eine Vielzahl der Angriffe über den gebürtigen Utrechter.

Bazoer ist für die Defensive eine wichtige Stütze und wird offensiv zunehmend zum Taktgeber - eine vielversprechende Erkenntnis über einen Spieler im erst zweiten Profijahr. Wenig verwunderlich ist da, dass sein Trainer Frank de Boer ins Schwärmen gerät: "Er ist so talentiert, er wird in der Zukunft von Ajax und des niederländischen Fußballs eine wichtige Rolle spielen."

Gelingt der Sprung?

Bei all dem Lob und dem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft sollte niemand außer Acht lassen, dass Bazoer die größte Herausforderung aber noch bevorsteht. Es kommt nicht von ungefähr, dass er sich bisher immer gegen einen Wechsel ins Ausland und eine große europäische Liga entschieden hat.

Ein Abschied aus Amsterdam und den Niederlanden würde das Verlassen des gewohnten Umfelds bedeuten. Er müsste dann vorerst ohne seine Familie auskommen, die ihm bisher immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Zudem ist die Qualität der Eredivisie nicht mit der der Serie A und erst recht nicht mit der der Premier League, Primera Division oder der Bundesliga zu vergleichen.

Klar ist: Bei einem Wechsel in eine europäische Top-Liga wird Bazoer Zeit brauchen. Sein neuer Verein muss dem jungen Mann die Möglichkeit geben, sich an das neue Umfeld, die besseren Gegner und die höheren Erwartungen zu gewöhnen. Es gibt viele, für die dieser Schritt zu groß war.

Das Talent, das der 19-Jährige mitbringt, ist in jedem Fall aber ein großes Versprechen für die Zukunft und in den vergangenen Jahren hat Bazoer bewiesen, dass er keine leichtfertigen Entscheidungen trifft - sondern mit großen Ehrgeiz auf seinen noch größeren Traum hinarbeitet.

Der Steckbrief von Riechedly Bazoer

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