Ein Schwein kann nicht trainieren

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Carlo Ancelotti hatte bei den Juventus-Tifosi keinen leichten Stand
© getty

In Italien schlägt Kung Fu Melo mal wieder zu, bei Ancelotti geht's um Coppa und Cholesterin. England diskutiert Gerrards Penisverletzung, auch Lineker will bald die Unterhosen auspacken. In Spanien tummeln sich Taxi Driver Iniesta und der vardyeske Perez.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Cantona des Spieltags: Kurz vor den Festtagen bescherte die Serie A den Tifosi einen Spieltag der Superhelden. In einem Trikot der Mailänder Internazionale verkleidet dampfwalzte Kung Fu Panda über den Rasen des San Siro, listig versteckt hinter dem Decknamen Felipe Melo. Kurz vor Ende des Treffens mit Lazio ratterte der stattliche Bär per Hechtsprung von hinten auf den eingeschüchterten Sergej Milinkovic-Savic und provozierte einen der unnötigsten Elfmeter der Fußball-Historie. Ein Strafstoß, der übrigens zu Inters 1:2-Niederlage führte. Die Arbeit war noch nicht erledigt. Denn kurz darauf würdigte Felipe Panda sein Idol Eric Cantona und drückte die gespitzten Stollen artistisch eingesprungen an die Kehle von Lazio-Kapitän Lucas Biglia. Zum Lohn sah der Brasilianer Rot und sammelte seinen achten Platzverweis im 99. Serie-A-Spiel. Diese Quote ist sicherlich ausbaufähig, denn Melo hatte bereits gegen Chievo (Jochbeinbruch Mpoku) und Hellas (ein aufs sechsfache angeschwollener Knöchel bei Pazzini) verbissen aber erfolglos an zweistellig gearbeitet. Verzage nicht Felipe, bis Mai stehen noch einige Spiele an. Nun erstmal einen Eierlikör mit Cantona und auf das Strafmaß des Verbandes warten. Salute!

Hulk des Spieltags: Unterstützung erhielt Kung Fu Panda weiter südlich in der Person von Hulk. Man konnte schließlich meinen, Juventus hätte in der Nachspielzeit den Treffer zur peinlichen Niederlage bei den Calcio-Provinzlern aus Carpi kassiert. Coach Max Allegri stand an der Seitenlinie, riss sich brüllend den Mantel vom Leib und jagte ihn mit zitterndem Brustkorb durch die Luft. Hervorplatzten zwar nur ein schwarzes Jackett und weißes Hemd, doch die Haut darunter dürfte leuchtend grün oszilliert haben. Eigentlich führte die Juve ja beruhigend 3:1, bevor sich Leonardo Bonucci ein tumbes Eigentor leistete (90./+2) und der Aufsteiger kurz darauf noch eine passable Chance zum Ausgleich besaß. Bruce Banner stampfte mit dem Abpfiff als erster in die Kabine und faltete sein Team dermaßen zusammen, dass selbst die Ohren der Tribünengäste klingelten. Irgendwann transformierte er sich doch zurück in den gewohnt besonnenen System-Wissenschaftler und erzählte: "Hat man tatsächlich gemerkt, dass mir bei pomadiger Fahrlässigkeit der Kragen platzt?" Irgendwie schon. "Besser den Mantel als drei Punkte zu verlieren", schloss Allegri und kann mit der Juventus als bestem Klub des Kalenderjahres 2015 (81 Punkte vor Florenz mit 75) in besonnene Feiertage entschwinden. Familienmitglieder sollten jedoch gewarnt sein und ihre Präsente nicht fahrlässig pomadig aussuchen.

Und sonst? Carlo Ancelotti wird also neuer Bayern-Trainer. Seit den Juventus-Tagen ist seine Reputation freilich exorbitant gestiegen. In Turin war er im Februar 1999 garstig empfangen worden. Ehemalige Roma- und Milan-Kicker hätten auf der Turiner Bank nichts verloren, fanden die Tifosi. Ancelotti passierte beim Spaziergang einen Obelisken und las den aufgesprayten Satz: "Ein Schwein kann nicht trainieren." Man wusste von Carlettos bombastischem Appetit und seiner Herkunft. Jugend auf dem Bauernhof der ländlichen Emilia, Grundnahrungsmittel deshalb Tortellini und Schweinefleisch - als Snacks Culatello (Schweineschinken) und Coppa, Aufschnitt aus Schweinenacken und -filet. Coppa - Pokal und Schwein, Ancelottis lebenslange Diät. 365 Tage lieferte jenes beinahe sakrale Tier damals Nahrung, sagte er, und niemand habe Cholesterin-Probleme besessen. Cholesterin wurde später erfunden. "Ein Schwein kann nicht trainieren", klagten die Plakate auch im Stadion und Ancelotti merkte an, dass sei eine unerträgliche Respektlosigkeit gegenüber der Figur des Schweines. Er verließ Turin 2001 in Richtung Milan und demonstrierte, dass ein Schwein sehr wohl exzellent trainieren kann. Auch die Bayern hoffen künftig auf seinen Appetit nach der Coppa und um Cholesterin, da muss sich Carletto in der Münchner Küche sicher null Gedanken machen.

Serie A: Kung Fu Panda, pomadige Fahrlässigkeit und das trainierende Schwein

Premier League: Gerrards Penis, Wrestler West Ham und Lineker in Unterhosen

Primera Division: Rayos Bonus-Level, Taxi Driver Iniesta und der vardyeske Perez

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