Gefangenenrochade im FIFA-Skandal

SID
Das Haus von Ex-CONMEBOL-Chef Leoz wurde Anfang Juni in Beschlag genommen
© getty

Im Skandal um korrupte Machenschaften von Funktionären des Weltverbandes FIFA haben zwei Beschuldigte im Kampf gegen ihre Auslieferung in die USA Dämpfer hinnehmen müssen. Die US-Justiz legte beim Schweizer Bundesamt für Justiz ihr Veto gegen Nicaraguas Antrag auf Auslieferung von Julio Rocha in sein Heimatland ein und pocht auf ihr früher gestelltes Auslieferungsgesuch für Nicaraguas Ex-Verbandschef.

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In Paraguay wies derweil ein Gericht den Antrag des früheren FIFA-Exekutivmitglieds und ehemaligen Südamerika-Verbandsbosses Nicolas Leoz auf Ablehnung des US-Auslieferungsersuchens zurück.

Leoz und Rocha gehören im FIFA-Skandal zu den insgesamt 14 von der US-Justiz verdächtigten Ex-Funktionären. Rocha wurde Ende Mai zusammen mit sechs weiteren Delegierten für den FIFA-Kongress in Zürich von der Schweizer Polizei auf US-Antrag festgenommen und sitzt seitdem in Auslieferungshaft. Leoz steht in seinem Heimatland seit Erlass der Haftbefehle in den USA unter Hausarrest.

Rocha hatte zwar Mitte August seiner Auslieferung nach Nicaragua, wo dem 64-Jährigen wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche der Prozess gemacht werden soll, zugestimmt. Vorbehaltlich einer US-Einwilligung hatte daraufhin auch die Schweizer Justiz eine Überstellung des 2012 nach 26 Jahren zurückgetretenen Ex-Präsidenten des Nationalverbands FENIFUT zunächst befürwortet. Durch den US-Einspruch allerdings muss die Schweiz nunmehr zwischen den Anträgen der beiden Länder entscheiden. Eine bedeutende Rolle kann neben anderen Kriterien spielen, dass die Schweiz mit den USA im Gegensatz zu Nicaragua ein Auslieferungsabkommen verbindet.

Ein noch größeres Interesse als an Rocha dürften die US-Ermittler an Leoz haben. Der 86-Jährige war von 1986 bis 2013 Präsident des Südamerika-Verbandes CONMEBOL und saß in dieser Zeit auch 15 Jahre in der FIFA-Exekutive.

Immer neue Vorwürfe gegen Leoz

Außer den Anschuldigungen der US-Ermittler wegen illegaler Geschäfte besonders in Verbindung mit CONMEBOL-Veranstaltungen sieht sich Leoz neuerdings auch dem Verdacht Schweizer Fahnder auf Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsführung ausgesetzt. Die neuen Vorwürfe gegen Leoz, der noch in zwei weiteren Instanzen gegen seine Überstellung an die US-Behörden klagen kann, stehen im Zusammenhang mit Ermittlungen der Eidgenossen zum Verdacht auf Manipulationen der Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar.

Von den sieben in Zürich verhafteten Fußball-Funktionären hat sich bislang nur der damalige FIFA-Vizepräsident und ehemalige CONCACAF-Kontinentalchef Jeffrey Webb (Kaimaninseln) in die USA ausliefern lassen. Alle anderen widersprechen auch nach über drei Monaten im Gefängnis ihrer Auslieferung an die USA. Eine allerdings anfechtbare Entscheidung über ihre Auslieferung hat die Schweizer Justiz für September in Aussicht gestellt.

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