"Priorität liegt auf deutschem Fußball"

SID
Wolfgang Niersbach sieht sich eher für den deutschen Fußball verantwortlich
© getty

Wolfgang Niersbach gibt sich gelassen: Der DFB-Präsident sieht sich bei der Nachfolge-Regelung für Joseph S. Blatter als FIFA-Präsident nicht am Zug.

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"Meine Priorität liegt ganz klar auf dem deutschen Fußball", sagte Niersbach am Mittwoch, betonte aber auch: "Ich drücke mich nicht vor den internationalen Verpflichtungen und weiß auch, dass mit Michel Platini an der Spitze dort eine klare Richtung vorgegeben werden muss."

Niersbach nannte Platini aber nicht als seinen Wunschkandidaten, sondern stattdessen Michael von Praag. Der niederländische Verbandschef verfüge über ausreichend Seriösität und Erfahrung. "Ich weiß aber nicht, ob er es machen würde", so der Chef des Deutschen Fußball-Bundes in Berlin.

Niersbach sprach sich auch für einen starken europäischen Kandidaten aus. Man sei aber auf Allianzen angewiesen. "Man sagt immer, Deutschland sei der mächtigste Fußball-Verband. Ich kann doch nicht in den Saal laufen und sagen, hey, hier kommt der Weltmeister, ihr habt mir zu folgen", meinte der 64-Jährige. Selbst die gewünschte Geschlossenheit sei in der UEFA oft nicht gegeben.

Bei der Neuausrichtung des Verbandes forderte Niersbach mehr Tempo. "Wenn ich höre, dass ein Außerordentlicher Kongress erst im Februar nächsten Jahres stattfinden soll, dann sage ich spontan, das ist problematisch. Ich würde dafür eintreten, den Prozess zu beschleunigen", sagte Niersbach, der aber auch auf die Vier-Monats-Frist wies, die eingehalten werden müsse.

Zu den benötigten Reformen im Weltverband sagte Niersbach, dass diese zu den Aufgaben eines neuen FIFA-Chefs gehören würden. "Diese müssen in erster Linie von der neuen Führung auf den Weg gebracht werden. Denn der neue Mann muss ja mit den Bestimmungen auch leben."

Niersbach sieht auch UEFA kritisch

Nicht zu den Favoriten auf das Amt des neuen FIFA-Präsidenten zählte der ranghöchste deutsche Fußball-Funktionär Ahmad al Fahad al Sabah. Der Scheich genießt bereits im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) großen Einfluss und war wie Niersbach in der vergangenen Woche ins Exko der FIFA gewählt worden.

Zu einer neuerlichen Kandidatur des Jordaniers Prinz Ali bin al Hussein konnte Niersbach nichts sagen: "Ich weiß nicht, ob er noch einmal antritt, nachdem es beim ersten Mal nicht geklappt hat." Wie der DFB-Chef in einem persönlichen Telefongespräch erfahren hatte, wolle der Engländer David Gill im Falle eines Präsidentenwechsels sein Amt in der Exko doch antreten.

Die Rolle der Europäischen Fußball-Union (UEFA) sah der 64-Jährige auch kritisch. "Klar ist, dass es nicht gelungen ist, nach der Ankündigung von Sepp Blatter im vergangenen Jahr, sich wieder zur Wahl zu stellen, eine klare Strategie zu entwickeln", gestand Niersbach.

Die UEFA-Sitzung in Berlin vor dem Champions-League-Finale wurde auch deshalb abgesagt, weil es zunächst wichtiger sei, ein Treffen mit allen europäischen Verbänden zu organisieren und nicht nur mit denen, die in Berlin sind.

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