Wenn Johnny Knoxville leise winselt

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Wahrscheinlichkeit, dass Knoxville die Mussachio-Verletzung gesehen hat: 0,00000001 Prozent
© getty

Ganz Spanien zieht sich nach einer Horrorverletzung die Spucke in den Rachen. In der Serie A schlägt eine Kneipentruppe den Meister und macht anschließend eine wilde Sause - vermutlich mit inflationären Mengen Grappa. Die Insel macht sich mal wieder über unseren Per lustig.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Hobby-Elf des Spieltags: Womöglich wäre die Meisterschaft drin gewesen, wenn das Gericht Parma bereits zu Saisonbeginn als insolvent erklärt hätte. Seit dem Urteil im März holte der Letzte in drei Partien sieben Punkte, drei davon beim verdienten 1:0 gegen Tabellenführer Juventus. Monatelang mussten die Parma-Kicker auf warmes Wasser in den Kabinen und Kohle verzichten, sie waren im Hinspiel 0:7 zerlegt worden und annullierten am Samstag 57 Punkte Unterschied durch einen einzigen Schuss direkt aufs Tor. Die Juve lag in ihren 30 Saisonpartien insgesamt nur 61 Minuten im Rückstand, 30 im Stadio Tardini.

"Echte Männer" lobte die Gazzetta dello Sport in fetten Lettern, doch in all der verklärten Romantik darf man nicht vergessen, dass jeder Profi sich freilich für einen neuen Arbeitgeber profilieren möchte. Wie dem auch sei, eine kleine Märchenstunde kann dem nüchternen Fußball-Business der Laktatteste, Game-Plans, TV- und Europapokal-Abermillionen sicher nicht schaden. Tags drauf feierte Parma seine Heroen beim lockeren öffentlichen Training im Stadtpark, danach relaxte die Runde beim Grillen samt Vino und Bier. So einem Hobby-Klub mag man den rechnerischen Klassenerhalt beinahe innig wünschen. Dann müsste sich bloß noch ein durchgeknallter Investor finden, der die Erstliga-Lizenz durch eine erste Finanzspritze über knapp 60 Millionen Euro garantiert. Womöglich langen zum Überreden inflationäre Grappamengen beim nächsten Grillen im Stadtpark.

Knirps des Spieltags: Die Nummer eins in Bergamo sind wir, also die Ultras. Zu dieser Einsicht kam die Truppe von Atalanta beim Abschlusstraining vor dem Duell mit Sassuolo. Auf Order von Ultra-Boss Claudio Galimberti musste das Team die Übungen unterbrechen und sich vor der gefüllten Fankurve die Leviten lesen lassen. Moralpredigten waren irgendwann mal die Aufgabe vom Trainer oder Präsidenten, in Bergamo übernehmen das scheinbar nun Galimberti und Gefolge. Man kann erahnen, welche Gedanken Trainer Edy Reja durch den Kopf gingen, der bald 70 wird und seit 1979 als Coach arbeitet. Der Ultra-Anführer wird übrigens "Knirps" gerufen und darf schon länger nicht zu den Spielen, da er Stadionverbot besitzt und noch eine Anklage wegen krummen Dingern in einer kriminellen Vereinigung am Hacken hat. Wer kann also besser über Würde dozieren? Eventuell setzt man künftig gleich Professor Knirps statt Reja auf die Bank, denn Atalanta siegte 2:1.

Tutto qua? Aurelio De Laurentiis ist für seine ambitionierte Extravaganz gefürchtet. Die Liga plant, das Eröffnungsspiel der Saison 2016/17 im Ausland auszutragen, doch das erscheint dem Napoli-Präsidenten ein halbgares Projekt. "Um auf den ausländischen Märkten zu expandieren, sollten alle zehn Partien in verschiedenen Städten weltweit ausgetragen werden." Empoli gegen Chievo in Buenos Aires würde zweifelsohne zu einem tobenden Pandämonium führen. Wahrscheinlich gruppieren sich die Argentinier zur Sicherheit gerade schon vor den Kassenhäuschen der Bombonera.

Serie A: Inflationäre Grappamengen und tobendes Pandämonium

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