"Das ist Heuchelei"

SID
Niersbach (r.) hatte den Posten von Zwanziger (l.) übernommen
© getty

Der Kleinkrieg zwischen dem ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und seinem Nachfolger Wolfgang Niersbach geht weiter. Der Jurist aus Altendiez wirft dem aktuellen Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) "Heuchelei" vor.

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Niersbach hatte seinerseits vor wenigen Tagen nach ersten Attacken Zwanzigers erklärt, das Mitglied im Exekutiv-Komitee des Weltverbandes lebe seit zwei Jahren in der Isolation.

Nun legte der 69-jährige Zwanziger in der "Rhein-Zeitung" aus Koblenz nach: "Ich kann mir doch nicht bei Hunderttausenden von Menschen, die unter Ehrenamt im Fußball etwas ganz anderes verstehen, aus der Kasse des DFB Vergütungen in einer deutlich sechsstelligen Größenordnung zahlen lassen. Das ist Heuchelei. Der DFB ist schließlich ein gemeinnütziger Verband. Aus diesem Grund habe ich die Distanz gesucht."

Zwanziger kritisiert damit, dass Niersbach angeblich mehr als die normale Aufwandsentschädigung eines DFB-Präsidenten erhält.

"Weg, den ich nicht akzeptiert habe"

"Da Niersbach nicht schnell genug in dieses Amt kommen konnte, wurde mit Einverständnis einiger Herren im DFB ein Weg gewählt, den ich nicht akzeptiert habe", erklärte Zwanziger, "so wurde offenbar, wie es der DFB in einer Presseerklärung eingeräumt hat, über eine Betriebsrente ein Ausgleich zwischen der Aufwandsentschädigung für einen DFB-Präsidenten und dem Gehalt eines Generalsekretärs gesucht." Der ehemalige Regierungspräsident von Koblenz stellt sogar die Frage, "ob das gesetzlich zulässig ist".

Das Tischtuch zwischen ihm und dem DFB sei zerschnitten, betonte der Ex-DFB-Chef, der sich auf der Zielgerade seiner Fußballfunktionärskarriere befindet. Am 29. Mai 2015 scheidet er aus dem FIFA-Exko, der "Regierung des Weltfußballs", aus. Voraussichtlich ersetzt ihn Niersbach im Exekutivkomitee.

"Hängt mit Amtswechsel zusammen"

"Wenn man mir jetzt vorwirft, ich lebte in der Isolation, dann muss ich auch mal sagen, warum ich diese Distanz zum DFB und seiner Führung gesucht habe. Das Ganze hängt mit dem Amtswechsel seinerzeit zusammen", sagte Zwanziger.

Auf die Frage, warum er seine Bedenken hinsichtlich der Bezahlung Niersbachs nicht öffentlich gemacht habe, antwortete Zwanziger: "Wäre ich damit an die Öffentlichkeit gegangen, hätte ich als Verhinderer von Niersbach gegolten. Das wollte ich auch wieder nicht. Ich habe nur gesagt: Dann löst das, wie ihr das für richtig haltet."

Er habe sich aber - "weil ich das Ganze durchaus für problematisch halte - genaue Aufzeichnungen gemacht, um nicht in Mitverantwortung gezogen zu werden". Das sei der Grund, "warum ich in die Isolation gegangen bin. Für Heuchelei bin ich nicht zu haben".

Zwanziger schrieb seinem Nachfolger ins Stammbuch: "Für mich ist die Vorbildfunktion, die man gemeinhin an einen ehrenamtlichen Präsidenten knüpft, nicht gegeben. Aber so zu tun, als sei man aus einem Hauptamt ausgeschieden und wäre jetzt quasi der Heilsbringer der Nation und verzichte auf viel Geld; nein, das hat mir damals nicht gefallen und gefällt mir auch heute nicht."

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