WM

Joga Bonito: Brasiliens neue Hoffnungsträger

Von Marco Nehmer / Martin Jahns
Oscar ist neben Neymar einer der großen Hoffnungsträger in Brasilien für die WM 2014
© getty

SPOX zeigt alle Testspiele Brasiliens auf dem Weg zur Heim-WM 2014. Am Sonntag ist Brasilien gegen England (21 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) bei SPOX zu sehen! Fast drei Jahre betrug die Umbauzeit des Maracana-Stadions, das gegen England feierlich eröffnet wird. Der Umbau der Selecao ist dagegen noch nicht beendet. Nach Pele, Zico oder Ronaldo besteht das heutige Team aus einigen No-Names. SPOX stellt die Hoffnungsträger vor.

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Bernard

Die Karriere von Bernard Anicio Caldeira Duarte, kurz Bernard, stand schon vor dem Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Zweimal wurde der inzwischen 1,68 Meter große Mittelfeldspieler schon aus der Jugendabteilung seines Klubs Atletico Mineiro aussortiert, weil er zu klein war. Doch beide Male legten die Klubverantwortlichen ihr Veto ein, überstimmten die Jugendtrainer und holten Bernard zurück. Zum Glück für Atletico, denn dort ist der trickreiche Linksaußen inzwischen zum Nationalspieler gereift.

"Keine Bedrohung" - Neymar und Co. lästern über England

Im November 2012 wechselte ihn der damalige Nationalcoach Mano Menezes im Prestigeduell gegen Argentinien (1:2) nach 74 Minuten ein. Und auch unter dem neuen Trainer Luiz Felipe Scolari steht Bernard im Kader für den Confederations Cup.

Inzwischen haben sich die Leistungen des 20-Jährigen bis nach Europa herumgesprochen: Zuletzt wurde Bernard unter anderem als Götze-Nachfolger beim BVB, aber auch bei Galatasaray und den Moskauer Klubs ZSKA und Spartak gehandelt. Billig wird Bernard jedoch nicht: Unter 20 Millionen Euro lässt Mineiro sein einst ungeliebtes Eigengewächs wohl nicht ziehen.

Fernando

Fernando Lucas Martins, genannt Fernando, ist in Europa noch ein unbeschriebenes Blatt. Doch der 21 Jahre alte zentrale Mittelfeldspieler von Gremio Porto Alegre spielt in den Planungen von Selecao-Coach Scolari eine nicht unwesentliche Rolle. Zwar debütierte Fernando erst im Oktober 2012, doch zuletzt durfte er in Italien und Russland über die volle Distanz ran.

Und dem Anschein nach hat er bei beiden Gastspielen einen bleibenden Eindruck hinterlassen - dem SSC Neapel und Spartak Moskau wurde unlängst ein Interesse am U20-Weltmeister von 2011 nachgesagt. Moskau sollen die Dienste Fernandos 15 Millionen Euro wert sein, Napoli sogar ein Vorkaufsrecht erwirkt haben.

Zwar besitzt Fernando in der Millionenstadt am südlichen Zipfel Brasiliens noch einen Kontrakt bis 2016, doch ein Wechsel nach Europa dürfte nur noch Formsache sein. Was für Fernando spricht, ist seine Vielseitigkeit: Seine defensiven Fähigkeiten werden garniert von seiner Eigenschaft als Freistoßspezialist.

Lucas

40 Millionen Euro ließ sich Paris Saint-Germain die Dienste von Rechtsaußen Lucas kosten, als der im letzten Winter vom FC Sao Paulo kam. Beim französischen Hauptstadtklub kam der 20-Jährige seitdem in zehn Ligaspielen zum Einsatz, sehr zum Leidwesen von David Beckham, dem dadurch öfter nur die Jokerrolle blieb.

In der brasilianischen Nationalmannschaft ist Lucas seit 2011 Stammgast und hat bereits 23 Länderspiele absolviert. Sein erstes Länderspieltor erzielte er dann auch gleich in seinem Debütjahr - ausgerechnet gegen Argentinien. Im September 2011 im Rahmen des erstmals seit 1976 wieder ausgetragenen Superclasico de las Americas traf Lucas gegen den Erzrivalen. Am Ende siegte die Selecao 2:0 und konnte auch dank der Leistung von Lucas nach Jahrzehnten den Titel verteidigen.

Seine letzte Niederlage im kanariengelben Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft handelte sich Lucas Moura übrigens im Februar 2013 ein - gegen England im Wembley-Stadion. Mit der Selecao hat er nun vor ähnlicher Kulisse die Chance, Revanche zu nehmen und seine Ansprüche auf einen Stammplatz in der Scolari-Elf zu untermauern. Denn nur zu gern würde er in 13 Monaten an Ort und Stelle den WM-Pokal in die Höhe stemmen.

Oscar

Unter allen brasilianischen Hoffnungsträgern für die WM im eigenen Land gilt Oscar neben Neu-Katalane Neymar wohl als einer der vielversprechendsten. Im Alter von nur 21 Jahren hat Oscar dos Santos Emboaba Junior bereits einige Karrierehighlights vorzuweisen. Portugals U20 schoss er im WM-Finale 2011 mit drei Toren im Alleingang ab, im gleichen Jahr folgte das Debüt im A-Kader gegen Argentinien, ehe er 2012 mit der Olympia-Auswahl in London die Silbermedaille gewann.

Sieben Meilen weiter südlich vom Final-Spielort Wembley gelang Oscar der nächste wichtige Karriereschritt - er unterschrieb noch während des Turniers beim FC Chelsea. Anders als Nationalmannschaftskollege Lucas, der nur schleppend bei PSG Fuß fasste, schlug Oscar sofort ein. Zwölf Tore und zwölf Assists standen am Ende der Saison für Oscar zu Buche, besonders sein Doppelpack gegen Juventus Turin in der Champions League ließ die Fußballwelt aufhorchen.

Zudem konnte Oscar seinen ersten großen europäischen Titel einstreichen: Beim Triumph im Europa-League-Finale über Benfica Lissabon stand der Mittelfeldregisseur 90 Minuten auf dem Platz. Nun also die Maracana-Eröffnung gegen das Land seines Arbeitgebers. Für Oscar wird es aber nicht nur ein Schaulaufen vor den brasilianischen Fans, sondern auch ein Vorspielen für den mutmaßlichen neuen Chelsea-Coach: Jose Mourinho wird am Sonntag sicher aufmerksam nach Rio schauen.