Teilzeit-Kannibale schmeckt die Königsklasse

Von SPOX
Luis Suarez (r.) und sein "Lustobjekt" Branislav Ivanovic: Man wird doch wohl mal knabbern dürfen...
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Premier League

Von Raphael Honigstein

Spiel des Spieltags: Luis Suarez' Biss-Attacke gegen Branislav Ivanovic beim 2:2 zwischen Liverpool und Chelsea war natürlich das bestimmende Thema des Spieltags, aber es wurde auch Fußball gespielt. Und zwar sehr guter: der 3:1-Sieg der Spurs gegen (Noch-)Meister Manchester City war eines dieser atemberaubenden, keiner wirklichen Logik folgenden Achterbahn-Spiele, mit denen die Premier League weltweit punktet.

Tottenham-Trainer Andre Villas-Boas durfte sich nach drei gelungenen Einwechslungen (Huddlestone für Parker, Holtby für Sigurdsson, Defoe für Adebayor) beim Stand von 0:1 als eigentlicher Sieger fühlen, Roberto Mancini attestierte seiner in den letzten fünfzehn Minuten komplett auseinander gefallenen Elf dagegen mangelnde Siegermentalität: "Wir sind nicht schlechter als Manchester United, aber sie haben einen stärkeren Willen, sie wollen es mehr."

United sei nicht besser als seine Mannschaft, betonte er, doch dann verabschiedete sich die Logik auch aus seinen Gedanken. "United hat den Titel verdient, weil wir viele Punkte in Spielen verloren haben, die wir unverdient verloren haben", sagte Mancini. Na dann ist ja alles klar, Robby. Mal sehen, ob die Scheichs aus Abu Dhabi sich bei der Rückbetrachtung auf die Saison darauf einen Reim machen können.

Mann des Spieltags: Eines muss man Brendan Rodgers lassen - der Liverpool-Trainer hatte das alles schon vorhergesehen. "Luis Suarez hat einen unglaublichen Appetit auf Fußball," erklärte Rodgers vor vier Wochen. Aber musste der Uruguayer deswegen gleich den Oberarm von Ivanovic mit einem Sandwich verwechseln?

"Der Mann verdient es nicht, das Trikot von Liverpool zu tragen", schimpfte der Ex-Rote Graeme Souness im englischen Fernsehen. Suarez entschuldigte sich noch am Abend telefonisch für seinen Biss beim Chelsea-Verteidiger, Liverpool verhängte eine Geldstrafe, die an die Angehörigen der Hillsborough-Opfer gespendet wird.

Doch wie geht es für den Teilzeit-Kannibalen - in Holland hatte er ebenfalls einen Gegner angeknabbert - weiter? Da der Schiedsrichter den Vorfall übersah, könnte Suarez nachträglich lange gesperrt werden. Die Spielergewerkschaft bot ihm am Montag eine Antiaggressionstherapie an. Spekulationen um einen Verkauf werden nun weiter zunehmen, Suarez will bekanntlich unbedingt international spielen - besonders jetzt, da er den Geschmack der Champions League gekostet hat.

Und sonst? Mit Aufsteiger Cardiff City bekommt die Premier League den nächsten traditionsbewussten Milliardär dazu: der Malaie Vincent Tan änderte vor einem Jahr als erstes die Vereinsfarben von Blau-Weiß auf Rot-Schwarz um. Das soll mehr Glück bringen. Mit ein bisschen Glück kommt bald auch Ian Holloway wieder ins Oberhaus, der durchgeknallteste Trainer des Landes.

Nach dem 2:2 zwischen seiner Elf von Crystal Palace gegen Leicester City am Sonntag zitierte er aus der Blackadder-Serie von Mr. Bean-Darsteller Rowan Atkinson. "Wir müssen die Nase der Furcht kneifen und einen Eiswürfel in die Weste des Terrors schieben", sagte er. Ob das nach den jüngsten Ereignissen in Boston passend war, sei mal dahingestellt. Originell war die Einlassung auf jeden Fall nicht. Wie der "Mirror" notierte, hatte Holloway den Spruch vor fünf Jahren schon einmal gebraucht - kurz, bevor Leicester ihn entließ.

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