"Bata KanKan": Der Hip-Hop-Präsident

Von Jakob Kunz
Hip-Hop-Fan Ratko Butorovic (l.) ist der wohl kurioseste Klub-Präsident Europas
© Getty

Beurteilt man Ratko Butorovic ausschließlich nach seinem Äußeren, würde man wohl kaum auf die Idee kommen, dass dieser Mann an der Spitze eines Fußball-Klubs steht. Der Präsident des serbischen Erstligisten FK Vojvodina Novi Sad drückt seine Begeisterung für Hip Hop aber nicht nur in seinem Kleidungsstil aus. Auch sonst polarisiert "Bata KanKan", wo es nur geht...

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"You can find me in the club, bottle full of bub, look mami I got the X if you into taking drugs, Im into having sex, I ain't no making love."

Diese Zeile hört sich nicht nur an wie der Auszug aus dem Song "In the club" des bekannten amerikanischen "Gangster-Rappers" 50 Cent - sie ist es auch. Sie ist aber auch noch mehr: Ratko Butorovic macht sich dieses Zitat zu eigen, um sich in seinem Twitter-Kurzprofil selbst zu beschreiben. Das allein erscheint noch nicht besonders merkwürdig, kennt man allerdings die Funktion hinter eben jenem Namen, lässt das aufhorchen.

Bizarre Erscheinung

Butorovic ist Präsident des serbischen Erstligisten FK Vojvodina Novi Sad, seine äußere Erscheinung kann man getrost als bizarr bezeichnen. Entgegen der allgemeinen Vorstellung über einen herkömmlichen Klub-Präsidenten, verzichtet Butorovic gänzlich auf klassische Anzüge samt Krawatte - stattdessen versteckt er sein graues Haupthaar lieber unter Baseball-Caps in den kuriosesten Designs, die er selbstverständlich lässig schräg auf dem Kopf trägt. Das Shirt in Übergröße darf ebenso wenig fehlen wie lässige Baggy-Pants, glänzende Klunker im Ohr und eine große Kette mit dickem silbernen Kreuz um den Hals.

Kurzum: Würde man diesen Mann nur aufgrund seines Kleidungsstils beurteilen, würde man wohl kaum darauf tippen, dass er einen Fußball-Klub im Profi-Geschäft leitet. Das Magazin "11 Freunde" bezeichnete ihn jüngst als eine Mischung aus Playboy Flavio Briatore und dem österreichischen Rapper Sebastian Meisinger, besser bekannt als "Money Boy".

Erst Bodyguard, dann Unternehmer

Butorovic, in seiner Heimat nur "Bata KanKan" genannt, ist Unternehmer. Sein erstes Geld verdiente er als Bodyguard in Wien. Von dort kam er nach Novi Sad, kaufte sich ein Hotel und baute ein Einkaufszentrum. Mittlerweile weiß er offenbar selbst nicht mehr so ganz genau, was ihm in der 220.000-Seelen-Gemeinde im Norden Serbiens alles gehört: Das größte und teuerste Luxushotel "Hotel Park" im Stadtzentrum zählt neben anderen Hotels ebenso zu seinem Imperium wie einige Restaurants mit Blick auf die Donau.

Sein erwirtschaftetes Vermögen steckt Bata in den Fußball: Seit 2005 ist er eben auch Präsident des FK Vojvodina. Während einer großen Krise des Vereins an die Macht gekommen, versprach er dem Klub eine bessere Zukunft. Doch sein Schaffen als Präsident ist in etwa genauso skurril wie sein Look. Die Fähigkeit, absolut nichts auf die Meinung anderer Leute zu geben, hat er nicht nur hinsichtlich der Wahl seiner Kleidung perfektioniert.

Erfolg bleibt (noch) aus

Bata hat sein Versprechen bisher gehalten und den Klub stabilisiert. Der Erfolg ist trotz der Finanzspritzen aber überschaubar. In der Liga kommt man an der Vormachtstellung von Roter Stern und Partizan Belgrad (noch) nicht vorbei. Zwar spielt Novi Sad seit Butorovics Machtübernahme Jahr für Jahr um nationale Titel mit, verbuchen konnte man aber noch keinen. In der Saison 2008/2009 wurde Vojvodina serbischer Vizemeister und stand in den letzten sechs Jahren zumindest drei Mal im Pokalfinale.

In der laufenden Spielzeit wird die Meisterschaft wohl ebenfalls wieder nach Belgrad wandern. Partizan ist überlegener Tabellenführer. Immerhin zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Roter Stern und Vojvodina ab.

Butorovic selbst scheint der noch ausbleibende Erfolg nicht weiter zu stören. Zu oft lässt er durchblicken, dass der Verein für ihn eher ein Hobby darstellt als ein Mittel, um sein investiertes Geld (durch Titel) zurückzubekommen.

Verhaftung wegen angeblicher Spielmanipulation

Bata ist ein Lebemann und zeigt gerne, was er hat. Dazu passen auch Gerüchte, wonach er seinen Nachnamen rechtlich von Butorovic in - Achtung - Buturovic ändern ließ. Aber warum eigentlich? "Warum zum Teufel denn nicht", echauffierte er sich über die Nachfrage eines Journalisten. Es mag auf den ersten Blick nicht danach aussehen, aber alles was Butorovic tut, folgt einem strengen Muster, nämlich: nichts auf die Welt um ihn herum zu geben.

Hält man ihm allerdings ein Foto aus dem Jahr 2008 vor, versteifen sich Batas Gesichtszüge und die "coole" Fassade beginnt, ein wenig zu bröckeln: Keine schicken Klamotten, lediglich mit Trainingsanzug bekleidet, liegt er in seinem Residenzschloss auf dem Boden und wird von Polizeibeamten wegen des Verdachts der Spielmanipulation verhaftet. Angeblich soll er Schiedsrichter mit rund 3000 Euro bestochen haben, damit sein Klub ein wichtiges Spiel gewinnt. Kurze Zeit später wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Eklat im Pokalfinale 2011

2011 folgte der nächste Eklat. Im Pokalfinale gegen Partizan Belgrad erzwang Bata kurz vor Schluss einen Spielabbruch, indem er seine Mannschaft aufgrund umstrittener Schiedsrichterentscheidungen noch vor dem Abpfiff vom Platz beorderte. Ein umstrittener Strafstoß für den Gegner, ein aberkanntes Tor und ein ausgebliebener Elfmeterpfiff für Vojvodina waren zu viel für Butorovic. Wutentbrannt erhob er nach der Partie schwere Anschuldigungen gegen die Unparteiischen: "Wir sollten nicht gewinnen", sagte er und unterstellte ein "vorab geregeltes Finale".

Der Versuch, seine Aussagen kurz darauf zumindest etwas zu relativieren, scheiterte: "Wir werden dem Schiedsrichter verzeihen, wenn es sich herausstellt, dass er einen schlechten Tag hatte. Aber das sieht mehr wie Vorsatz und nach einem Fall von Doppelmoral aus."

Die Folge: Der Verband belegte ihn mit einer sechsmonatigen Sperre.

Eigener Modeblog

Im Gegensatz zu anderen europäischen Klub-Besitzern ist Batas Exzentrizität einfach deutlich sichtbarer - in seinem Kleidungsstil, aber auch im Auftreten als Repräsentant seines Vereins.

Im Internet erschien kürzlich sogar ein eigener Modeblog über Butorovic - für alle Kenner des "Bata KanKan"-Styles. Auf der Titelseite wird die noch unbekannte Bata-Fashion sogar als sein Hauptprodukt ausgerufen, während der Posten als Vojvodina-Präsident als Hobby in den Hintergrund gerät:

"Hey Jungs, ich bin Ratko Butorovic und besser bekannt als Bata KanKan. In meiner Freizeit leite ich den Verein FK Vojvodina und ansonsten befasse ich mich in Theorie und Praxis mit Mode. Willkommen in meinem Blog, wo wir gemeinsam eine schöne Zeit genießen können und ich Geheimnisse über meinen großen, sexy Look preisgebe. Gemeinsam können wir auch den Style der anderen berühmten Menschen kommentieren", schreibt der Autor der Webseite über den kuriosesten Klub-Präsident Europas.

Fan des Wu-Tang Clan

Ob ernst gemeint oder nicht - Bata polarisiert. Doch die Menschen in Novi Sad mögen ihn. Ihm haben sie gute und nützliche Investitionen zu verdanken. Sein Look ist da zweitrangig.

Dass sich "Bata KanKan" neben 50 Cent übrigens auch als großer Fan des Wu-Tang Clan outet, ist aufgrund seines offensichtlichen Hip-Hop-Styles für Kenner vielleicht überflüssig zu erwähnen - für alle anderen muss es aber einfach noch gesagt werden.

FK Vojvodina Novi Sad im Steckbrief