Zwischen Faszination und Hysterie

Von Christoph Köckeis
Didier Drogba wird von den Fans verehrt, doch die Faszination kann auch zur Hysterie werden
© Getty
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Der Fall Togo: Im Januar 2010 versetzte ein Attentat den togoischen Fußball in eine Schockstarre. Auf der Reise zum Spielort in der angolanischen Enklave Cabinda wurde der Mannschaftsbus mit Maschinengewehren angegriffen. Zwei Menschen kamen ums Leben, unter den neun Verletzten befanden sich zwei Spieler.

Nach reiflichen Überlegungen verkündeten die Betroffenen ihren Wunsch, am Turnier teilnehmen zu wollen. Allerdings ordnete die Regierung den sofortigen Rückzug an. Ob politischer Einflussnahme wurde Togo für zwei Jahre verbannt, die Sperre später zurückgezogen. Im Vorfeld des Afrika Cups 2013 gab es abermals Unruhen um "Les Eperviers", diesmal gottlob nur intern.

Trainer Didier Six berief nämlich zwei prominente Namen nicht ein. Star Adebayor erklärte, nicht zu kommen. Auf Torhüter Kossi Agassa von Stade Rennes verzichtete Six wegen einer angeblichen Verletzung.

FTF-Boss Gabriel Ameyi war damit so gar nicht einverstanden: "Ich habe ihn aufgefordert, beide mitzunehmen." Gesagt, getan.

Der Verweigerer: Alle Augen waren im WM-Viertelfinale 2010 auf Asamoah Gyan gerichtet. Er, der bis dorthin drei Tore erzielte, übernahm in der 123. Minute Verantwortung. Vom Punkt könnte er zum Volkshelden aufsteigen. Doch er scheiterte.

Ghana blieb die erste Halbfinal-Teilnahme eines afrikanischen Vertreters verwehrt. Zwar traf Gyan im folgenden Elferschießen, trotzdem wurde er zur Inkarnation des Scheiterns. Der schwarze Kontinent trauerte geschlossen mit ihm. "Es ist Teil des Sports. Ich bin mental stark und werde zurückschlagen", kündigte er damals an.

Ob dieser Tragik richtete seine Mutter vor ihrem Ableben einen letzten Wunsch an den Sohnemann. "Sie hat mich gebeten, keine Strafstöße mehr auszuführen", erzählt der ehemalige Sunderland-Legionär. "Im Spiel werde ich daher nicht mehr antreten."

Vielleicht erlebt Gyan, seit 2011 in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig, mit Ghana schon bald sein persönliches Happy End.

Asamoah Gyan im Steckbrief