Zwischen Faszination und Hysterie

Von Christoph Köckeis
Didier Drogba wird von den Fans verehrt, doch die Faszination kann auch zur Hysterie werden
© Getty
Cookie-Einstellungen

Die Favoriten: Zuerst eine geografische Auffrischung: Die Republik Kap Verde liegt vor der Westküste Afrikas. Rund 516.000 Einwohner verteilen sich auf neun Inseln. Umso sensationeller mutet die erstmalige Qualifikation gegen den viermaligen Kontinentalmeister Kamerun an. Ein Land, indem 40 Mal so viele Menschen leben.

Dennoch gehören die Kicker vom Atlantik-Archipel zu den krassen Underdogs. Ein Weiterkommen in Gruppe A käme angesichts der übermächtigen Konkurrenz mit Südafrika und Marokko unerwartet. Obwohl der Cup in der Vergangenheit einer Wundertüte glich. Selbst kühnste Optimisten hätten Sambias Triumph 2012 über die Ivorer wohl nicht prognostiziert.

Der Titelverteidiger löste übrigens erst mit 20 Elfmeterschützen gegen Uganda das Ticket. Zum engsten Zirkel gehören die "Chipolopolo" daher nicht. Dort finden sich vielmehr die Altbekannten aus Ghana, Nigeria oder der Elfenbeinküste, die im Kollektiv wie sooft bestens besetzt ist.

Für die "Goldene Generation" um Didier Drogba ist es vielleicht die letzte Chance, sich den ersehnten Titel zu erfüllen.

TV-Konsumenten erwartet jedenfalls die komplette Bandbreite zwischen Weltklasse und Amateur-Niveau. "Viele Teams greifen auf Spieler zurück, die in Europa spielen und sich gewisse Strukturen aneigneten. Das, gepaart mit der afrikanischen Athletik und dem Spielwitz, macht es so interessant. Andere haben weniger Legionäre, ihnen mangelt es an taktischer Ausbildung", betont Thiam.

Die Stars: Argwöhnisch verfolgen Trainer und Manager ab Samstag den ungeliebten Afrika Cup. Ausgerechnet zum Start der Bundesliga-Rückrunde müssen der SC Freiburg (Cedric Makiadi/Kongo), VfB Stuttgart (Arthur Boka), Hannover 96 (Didier Ya Konan/beide Elfenbeinküste) und der akut abstiegsbedrohte FC Augsburg (Aristide Bance/Burkina Faso) wichtige Spieler abstellen.

Noch ungelegener kommt es für Manchester City. Um die Titelverteidigung in der Premier League zu realisieren, benötigt Roberto Mancini eigentlich alle Kräfte. Doch die wichtige Phase der Saison muss man ohne die Ivorer Kolo Toure und Yaya Toure bestreiten. Für den italienischen Betreuer reinste Wettbewerbsverzerrung: "Wir haben keinen adäquaten Ersatz."

Neben den Toure-Brüdern weilen unter anderem John Obi-Mikel (Chelsea/Nigeria), Gervinho (Arsenal/Elfenbeinküste), Emmanuel Adebayor (Tottenham/Togo) oder Valencias Sofiane Feghouli (Algerien) in Südafrika.

Ex-Chelsea-Star Drogba tangiert dies nicht. Die Saison in China ist beendet, somit wird der 34-jährige "Repräsentant Afrikas" (Thiam) alles versuchen, um sich endlich die Krone aufzusetzen.

Seite 3: Der Fall Togo und die Verweigerer