Entscheidungen unter anderem zur heiklen Vergangenheitsaufarbeitung in der FIFA bedürften dagegen noch des "Feintunings" und würden erst 2013 getroffen, sagte Blatter.
Die FIFA-Spitze folgte den Vorschlägen des Governance-Komitees, künftig die Ethikkommission in zwei Kammern aufzuteilen. Zudem soll noch ab diesem Jahr eine Frau einen Sitz im Exekutivkomitee erhalten. Darüber hinaus folgten Blatter und Co. einer Kernforderung des Reformpapiers, nach der ein sogenanntes Audit & Compliance Komitee von der FIFA ins Leben gerufen werden soll.
Dieses soll eine Art Überwachungsfunktion im Weltverband übernehmen. Gewährleisten sollen dies unabhängige Mitglieder, die von Pieths Governance-Institut bestimmt werden. Auch das International Football Association Board (IFAB), das für Änderungen der Fußballregeln verantwortlich ist, soll transparenter werden. Wirksam werden die Reformvorschläge aber erst, wenn sie beim FIFA-Kongress am 25. Mai in Budapest eine Mehrheit finden.
Zwanziger: Reformprozess bei der FIFA deutlich vorangekommen
"Ich bin sehr zufrieden", sagte der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger in einem Interview auf fifa.com zum Ergebnis der zweitägigen Sitzung des Exekutivkomitees. Zwanziger ist Mitglied des Gremiums und zudem Vorsitzender der FIFA-Task-Force Statutenrevision.
Die von den Task Forces in den vergangenen Monaten erarbeiteten Vorschläge seien "in Bezug auf Good Governance und Compliance zu 90 Prozent deckungsgleich mit den Punkten, die Pieth vorgestellt hat", erklärte der 66-Jährige weiter.
"Ich kann nach den heutigen Entscheidungen sagen, der Reformprozess bei der FIFA ist im Gange und aufgrund der exzellenten Sitzungsleitung des FIFA-Präsidenten deutlich vorangekommen."
Von einem "historischen Tag" für die FIFA hatte Blatter bereits vor der Pressekonferenz am Freitagnachmittag via Kurzmitteilungsdienst "Twitter" gesprochen. Neben den geplanten Reformen könnte er damit auch die Finanzen gemeint haben. Die FIFA hat ihre Eigenkapitalbasis nach einem Gewinn im Jahr 2011 von 36 Millionen Dollar (rund 27 Millionen Euro) auf nunmehr 1,293 Milliarden Dollar (rund 0,97 Milliarden Euro) aufgestockt.
Blatter weicht kritischen Fragen aus
Blatter musste sich am Freitag bei der Präsentation der Ergebnisse der zweitägigen Sitzung des Exekutivkomitees aber einigen kritischen Fragen stellen - und gab darauf kaum Antworten.
Angesprochen auf die Korruptionsaffäre mit dem Sportrechtevermarkter ISL/ISMM, in der auch FIFA-Funktionäre Schmiergelder in Millionenhöhe erhalten haben sollen, sagte er: "Bitte kommen sie nicht darauf zu sprechen. Der Fall wurde vom Schweizerischen Bundesgericht blockiert. Uns sind hier die Hände gebunden."
Und gefragt nach dem ehemaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner, der behauptet hatte, Blatter habe ihm für treue Dienste im Präsidentschaftswahlkampf TV-Übertragungsrechte von Weltmeisterschaften quasi geschenkt, antwortete er: "Diese Frage liegt so lange zurück, und wir haben bereits eine Antwort darauf gegeben."