"Was zum Scheiß guckst du?"

Von SPOX
Hat gerne mal schlechte Laune: Milans Zlatan Ibrahimovic
© Getty

Schlechte Laune in den Blitzlichtern. In der Serie A mosert Zlatan Ibrahimovic über Gott und die Welt, auch Journalistinnen kommen da nicht gut weg. In England tobt City-Coach Roberto Mancini nach der Pleite gegen Swansea. Nur Cristiano Ronaldo tanzt aus der Reihe.

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Premier League

von Raphael Honigstein

Mancini tobt: "Ein dummes, dummes Tor", ärgerte sich Roberto Mancini nach Manchester Citys 0:1-Niederlage bei Swansea am Sonntag. Einwechselspieler Luke Moores später Kopfballtreffer im Liberty Stadion besiegelte den völlig verdienten Erfolg der Schwäne gegen die in allen Belangen enttäuschenden Gäste und rührte einige mitgereiste Fans des Abu-Dhabi-Klubs sogar zu Tränen. City musste die Tabellenführung nach dem zeitgleichen Sieg von Manchester United (2:0 gegen West Bromwich Albion, zwei Mal Rooney) seit Mitte Oktober erstmals abgeben. Mancini drohte trotzig einen "Kampf bis zum Ende" an, doch United hat angesichts des etwas leichteren Restprogramms momentan alle Karten in der Hand. Die englischen Zeitungen vermuten, dass das Derby am 30. April im Etihad Stadion vielleicht sogar zu spät für die Hellblauen kommen könnte. Falls City es dieses Jahr wirklich nicht schafft, Meister zu werden, sollte Weinliebhaber Ferguson eine Kiste seines feinsten Tropfens an Moore schicken. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der einst als großes Talent gehandelte, in den letzten Jahren aber kaum beachtete Stürmer ein Tor erzielen würde, das Premier-League-Geschichte machen könnte? Vor sechs Jahren wäre Moore beinahe - kein Witz - bei Wacker Burghausen in der zweiten Liga gelandet.

Leiden an der Linie: City hätte beinahe noch den Ausgleich erzielt, aber Schiedsrichter-Assistentin Sian Massey erkannte Micah Richards Kopfball völlig zurecht wegen Abseitsstellung ab. Massey, zur Erinnerung, war in der Vorsaison von den (Ex-)-Sky-Kommentatoren Andy Gray und Richard Keys verspottet wurden. Masseys Kollege Bob Pollock erwischte leider einen weniger guten Tag. Der "Lino", wie man die Männer mit der Fahne umgangssprachlich auf der Insel nennt, sah nicht, dass der Kopfball von QPR-Verteidiger Clint Hill schon einen guten Meter hinter der Linie war, bevor ihn Boltons Torhüter Adam Bogdan wieder aus dem Kasten bugsierte. Für Hill wäre es der erste Premier League-Treffer nach mehr als 400 Profispielen gewesen und für den Londoner Verein ein eminent wichtiges Tor im Abstiegskampf. So aber gewann Bolton dank eines Treffers von Ivan Klasnic am Ende mit 2:1."In dieser Situation war ich froh, dass es keinen Videobeweis gibt", scherzte Bogdan, QPR-Trainer Mark Hughes aber war außer sich. "Es war eine unglaubliche Entscheidung", tobte der Waliser. FIFA-Boss Sepp Blatter war am Ende als Hauptschuldiger für die Problematik ausgemacht, doch das half Hughes auch nicht weiter. Nach der Ankunft der Mannschaft am Londoner Bahnhof Euston wollte ihm ein besoffener Fan an den Kragen. Mehrere Spieler gingen dazwischen und verhinderten Schlimmeres - vorerst. Mit fünf Punkten aus acht Spielen führt Hughes, der sich im Sommer selbst als möglicher Bayern-Trainer ins Spiel gebracht hatte, QPR zielgenau in die zweite Liga zurück.

Aufgebrachte Wolves-Anhänger: Dorthin scheint leider auch der Weg der Wolverhampton Wanderers zu gehen. Unter dem neuen Trainer Terry Connor setzte es bei der 0:2-Heimniederlage gegen Blackburn schon wieder eine schmerzhafte Schlappe. Rovers-Trainer Steve Kean, verblüffenderweise immer noch im Amt, war von den Wolves-Fans vor der Partie mit sarkastischen Gesängen gefeiert worden, schrieb dafür aber nach dem Spiel eifrig Autogramme vor dem Stadion. Wolves-Eigentümer Steve Morgan wurde derweil von einem spontanen Protest überrascht. Warum er Mick McCarthy entlassen habe, ohne einen geeigneten Nachfolger zu haben, musste sich der Multimillionär fragen lassen; zudem warf ihm ein besonders aufgebrachter Anhänger vor, sieben Millionen Pfund (8,2 Millionen Euro) "für einen Pisskopf" ausgegeben zu haben. Mit dieser unschmeichelhaften Bezeichnung war vermutlich Kapitän Roger Johnson gemeint, der unter der Woche mit einer gewaltigen Fahne zum Training erschienen war. Nun, das kann mal passieren. Morgan trifft an dieser Personalie sowieso keine Schuld: Johnson war ja der Wunschspieler von McCarthy gewesen.

Serie A

von Oliver Birkner

Unbändiger Ibra: Zlatan Ibrahimovic ist mal wieder allerfeinster Laune. Nach dem 0:3 bei Arsenal polterte der Schwede erst einmal über das System mit drei Spitzen und grummelte dann nicht ganz zu Unrecht, warum man eigentlich zwei Ersatzkeeper auf der Bank hatte. Gegen Lecce entlud sich Ibra mit einem Assist und einem formidablen Kracher zum 2:0 - sein 33. Tor im 50. Serie-A-Spiel für Milan. Eine Journalistin von "Sky" wagte im Anschluss die Frage, ob er denn heute mit Trainer Allegri zufrieden gewesen sei, und erhielt die Abfuhr: "Du weißt nichts und redest zu viel." Als sie beim Folge-Interview dann mitlauschte, warf ihr Ibrahimovic das Haargummi seines aparten Zopfes an den Kopf und zischte "Was zum Scheiß guckst du?", um ihr später zu raten "Geh' nach Hause in die Küche zum Kochen!" Journalistinnen und Ibra, das passt eben. Nach der süßen Pose mit Piqué in Barcelona stellte eine Dame die pikante Gay-Frage, worauf er suggerierte: "Komm' mal mit deiner Schwester bei mir vorbei, dann wirst du schon sehen." Demnächst sollten sich alle Beteiligten zu einem klärenden Koch-Abend treffen. Vielleicht schon mit Cristiano Ronaldo, über den Silvio Berlusconi am Sonntag schwärmte, er träume jede Nacht vom Portugiesen im Milan-Trikot. Ronaldo, Ibrahimovic, Cassano und Boateng in einem Team - das wäre wahrlich pyrotechnisches Kino und könnte den AC ganz nach oben katapultieren, in jenem Klassement, das Signor Berlusconi kürzlich stolz vorstellte: "Eine Studie der Vereinten Nationen besagt, dass die Menschen weltweit Italien zuerst mit Mafia, dann mit Pizza und als drittes mit dem AC Milan assoziieren." Amen.

Sit-in vor dem Finanzamt: Diego Maradona denkt bei Italien hingegen zuerst an Neapel. Gerne würde er mal wieder problemlos zurückkehren, wenn da nicht die fiesen Steuereintreiber wären. Rund 20 Millionen Euro schuldet der Argentinier dem Fiskus, der ihm bei dessen zwei Blitz-Visiten bereits flugs ein paar Brillant-Ohrringe konfiszierte. "Seit 20 Jahren kann ich mich nicht frei in Italien bewegen und habe deshalb eine Menge Freunde verloren", schluchzte Diego. "Ich bin kein Preller. Steuern müssen bezahlt werden, doch der Staat muss mich auch human behandeln." Und da sich die Napoli-Tifosi nichts sehnlicher wünschen als die ersehnte Rückkehr ihres Gottes, planen sie demnächst aus Protest einen Sit-in vor dem Finanzamt. Ist ja auch wirklich unerhört, die Schulden tatsächlich eintreiben zu wollen. Bei dem akuten Geld-Loch des Stiefels kommt es auf die 20 Millionen jetzt auch nicht mehr an.

Und tschüß! Zum runden Abschluss bestätigte die Serie A ihren Ruf als Trainerfresser. In Cagliari gab es infolge des 3:6 in Neapel bereits die zweite Entlassung der Saison - Roberto Donadoni musste dort schon vor dem ersten Spieltag gehen. Nun erwischte es Davide Ballardini, der durch Massimo Ficcadenti ersetzt wird, der bei den Sarden nach dem zehnten Spieltag suspendiert worden war. Ähnlich kuriose Konstrukte gehören zur Normalität, da ein geschasster Coach innerhalb einer Saison nicht zwei verschiedene Teams trainieren darf und oft auf der Gehaltsliste des Klubs verbleibt. Mit der 15. Entlassung wurde der Serie-A-Rekord von 1951/52 eingestellt - und demnächst zweifelsohne überboten: Palermo verlor die letzten drei Spiele und Präsident Maurizio Zamparini hat schließlich eine Reputation zu wahren: Seit dessen Übernahme 2002 beschäftigte er 17 Trainer.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Ronaldo vor neuem Rekord: Er trifft und trifft und trifft. 32 Buden hat Cristiano Ronaldo in dieser Saison bereits auf dem Konto, mit seinem Doppelpack schoss er die Königlichen gegen Real Betis am Samstagabend zum 3:2-Auswärtssieg. Gegen Malaga könnte dem Portugiesen am kommenden Sonntag nun Historisches gelingen. 89 Mal lief CR7 bislang in Spaniens höchster Spielklasse für Real auf, 98 Tore hat er auf seinem Konto. Ein Doppelpack gegen Demichelis und Co., und Ronaldo würde sogar Real-Legende Ferenc Puskas in die Tasche stecken. 105 Spiele benötigte Canoncito Pum, um 100 Liga-Tore zu erzielen. Ronaldo könnte der erste Spieler werden, der diese Marke unter 100 Einsätzen knackt.

Geschichtsträchtiges Debüt: Die Pubertät steckt ja bekanntlich voller Überraschungen. Bartwuchs und Akne sind nur zwei davon. Zu einem Geschenk der ganz anderen Art kam am Sonntag Paul Quaye von Espanyol Barcelona. Beim 5:1-Sieg gegen Rayo Vallecano wurde der ghanaische Jungspund in der 87. Minute eingewechselt - und das mit exakt 16 Jahren und 177 Tagen. Damit ist Quaye vereinsintern der zweitjüngste Kicker der Geschichte. Am RCD-Rekord von Branko Kubala schrammte Quaye damit nur hauchdünn vorbei. Kubala schaffte es im zarten Alter von 16 Jahren und 83 Tagen in die Primera Division - damals, in der Saison 1964/1965.

Schuldenschnitt soll her: Umschuldung, Schuldenberg, Schuldenfalle. Worte, mit denen dank der Euro-Krise schon seit Monaten in beliebiger Reihenfolge, dafür aber mit erstaunlicher Konstanz jongliert wird. Dass einige europäische Spitzenklubs hochverschuldet sind, ist ja nichts Neues. In Spanien versucht man es jetzt jedoch mit einer neuen Taktik: dem Schuldenschnitt. Sportminister Miguel Cardenal erklärt seinen Plan gegenüber der "Marca": "Der Ansatz ist, die Schulden restlos auszulöschen und Wege zu finden, dass solch hohe Verbindlichkeiten nicht mehr wieder entstehen." Kein Pappenstiel, das versteht sich von selbst: Nach der Saison 2009/2010 hatten die 20 Vereine der Primera Division Verbindlichkeiten in Höhe von von 3,48 Milliarden Euro offen.

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