Steinhöfer: "Noch einmal für den Club..."

Von Interview: Matthias Faidt
Erfolgreicher Wechsel: Beim FC Basel ist Markus Steinhöfer inzwischen unumstrittene Stammkraft
© Imago

Vom Bundesliga-Absteiger in die Königsklasse? Im Nachhinein kann Markus Steinhöfer froh sein, dass ihn sein Ex-Trainer Michael Skibbe bei Eintracht Frankfurt abservierte: Der 25-Jährige wechselte in der Winterpause zum FC Basel. So entging er dem Abstieg. Inzwischen ist er auf dem bestem Weg zur Schweizer Meisterschaft.

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Am Samstag könnte die Vorentscheidung um den Titel in der Schweiz gefallen sein: Der FC Zürich verlor überraschend beim Lokalrivalen Grasshoppers, der FC Basel zog am Tabellenführer vorbei. Und einer darf endlich wieder zeigen, was er drauf hat. In Frankfurt war er außen vor, wurde nach Kaiserslautern verliehen und letztlich abgegeben.

In Basel spielt Markus Steinhöfer eine tragende Rolle. Der deutsche Rechtsverteidiger war in allen 16 Rückrunden-Partien dabei. Im Interview mit SPOX spricht der 25-Jährige über den Frankfurter Abstieg, das große Potenzial von Thorsten Fink und eine mögliche Rückkehr zum 1. FC Nürnberg.

SPOX: Sie können mit Basel Meister werden, Frankfurt ist abgestiegen. Ihr Wechsel in der Winterpause war demnach die richtige Entscheidung.

Markus Steinhöfer: Das stimmt - Basel war für mich die ideale Entscheidung. Ich fühle mich hier seit dem ersten Tag wohl - vor allem wenn ich jetzt nach Frankfurt schaue. Das ist kein Zuckerschlecken! Ich kenne die Fan-Situation noch von vor zwei Jahren. Wir wurden 13. und es war trotzdem schwierig. Damals wurden wir nach dem Training von 200 Ultras aufgehalten, die mit uns diskutieren wollten.

SPOX: Haben Sie geahnt, dass in dieser Frankfurter Fanszene so ein Gewaltpotenzial steckt?

Steinhöfer: Ich bin in diesen Fragen kein Fachmann, aber für Spieler ist das schlimm, wenn man sich so unsicher fühlt, dass man nicht mehr in die Stadt gehen kann.

SPOX: Kann man überhaupt noch seine Leistung bringen, wenn man Angst haben muss?

Steinhöfer: Echte Fans wissen, dass es sicher nicht leistungssteigernd ist, wenn man die Spieler runterputzt und unter Druck setzt. Das ist kontraproduktiv und hemmend. Wenn es einmal schlecht läuft, fängt man an zu zweifeln und alles läuft gegen einen. Aber viele Personen handeln aus einer Emotion heraus.

SPOX: Was hat der Abstieg für Folgen?

Steinhöfer: Es wird vermutlich einen Umbruch geben. Für Absteiger war es oft schwer, direkt wieder aufzusteigen. Das kann auch mal dauern.

SPOX: Dann müssen Sie sich ja fast noch bei Ex-Trainer Michael Skibbe bedanken, dass er Sie in Frankfurt abgesägt hat.

Steinhöfer: Also dankbar bin ich ihm für gar nichts. Es war eine sehr schwierige Zeit für mich und deshalb bin ich dann auch gewechselt.

SPOX: Warum hatten Sie denn unter Skibbe so einen schlechten Stand?

Steinhöfer: Das wüsste ich auch gerne. Er hat mir immer bestätigt, dass ich sehr gut trainiere. Aber er hat einfach nicht mit mir geplant. Deshalb war es mental sehr schwierig, sich jeden Tag im Training anzubieten.

SPOX: Ihr neuer Trainer Fink setzt hingegen voll auf Sie. Was zeichnet ihn aus?

Steinhöfer: Es wundert mich nicht, dass er ein sehr gefragter Trainer auf dem Markt ist. Er beherrscht den schmalen Grad zwischen autoritärem und lockerem Umgang. Er arbeitet sehr akribisch, aber immer mit einem Schuss Lockerheit. Ich hatte noch nie so viel Spaß im Training wie in Basel. Ich kannte ihn als hervorragenden Co-Trainer aus meiner Zeit bei Red Bull Salzburg, aber nun hat er noch mal einen großen Satz nach vorne gemacht. Für ihn springt jeder Spieler in die Bresche, weil er uns sein Vertrauen schenkt.

SPOX: Also wäre Fink der richtige Mann für den FC Bayern, sollte sich Jupp Heynckes einmal in den Ruhestand verabschieden?

Steinhöfer: Das ist Zukunftsmusik, aber in einem Zeitraum von fünf Jahren ist das nicht unrealistisch. Wenn er seinen Weg so weiter geht, wird über kurz oder lang sein nächster Schritt erfolgen. Aber ich glaube, dass er sich momentan noch sehr wohl fühlt in Basel. Wir haben hier Bedingungen wie bei einem Bundesligisten.

SPOX: Sie kommen aus Weißenburg, haben in der Jugend beim 1. FC Nürnberg gespielt. Gab es mal Kontakt bezüglich einer Rückkehr?

Steinhöfer: Ja. Ich bin noch relativ jung und sympathisiere mit meinem Heimatverein. Deshalb würde ich mir auch wünschen, noch einmal für den Club zu spielen - auch wenn das noch nicht in den nächsten drei Jahren sein muss. Ich bin ja mittlerweile schon seit acht Jahren von zuhause weg.

SPOX: Ihr Ziel lautet also mittelfristig auf jeden Fall wieder Bundesliga?

Steinhöfer: Ich bin Deutscher und ich spiele gerne in Deutschland, deshalb ist eine Rückkehr mit Sicherheit ein mittelfristiges Ziel. Aber ich habe noch zwei Jahre Vertag und plane nicht so weit. Scott Chipperfield hat vor zehn Jahren auch nicht gedacht, dass er so lange in Basel bleiben wird.

SPOX: Sie wurden beim FC Bayern ausgebildet und haben einige Jugend-Nationalmannschaften durchlaufen. An was ist der ganz große Durchbruch bislang gescheitert?

Steinhöfer: In der Nationalmannschaft hatte ich keinen Spaß, weil ich mich nie wirklich wohl gefühlt habe. Ich habe die U-19-Europameisterschaft gespielt und die U-21-Qualifikation, aber dann wurde ich nicht mit zum Turnier nach Schweden genommen. Den Grund weiß ich bis heute nicht, denn damals hatte ich eine super Saison bei der Eintracht gespielt (13 Scorerpunkte in der Saison 2008/09, Anm. d. Red.). Doch dann wurde nicht ich nominiert, sondern einige Regionalliga-Spieler. Mit meiner Karriere bin ich aber trotzdem bislang zufrieden.

SPOX: Nach der Niederlage des FC Zürich führt der FC Basel die Tabelle nun mit drei Punkten Vorsprung an. Das bedeutet zwei Spieltage vor Saisonende doch schon fast die Meisterschaft, oder?

Steinhöfer: Nein, das ist übertrieben. Wir haben seit Sonntag eine gute Ausgangslage und können den Titel aus eigener Kraft holen.

SPOX: Basel hat eine starke Offensive und die enge Tabellensituation macht das Torverhältnis umso wichtiger. Also muss Ihr Motto volle Offensive lauten.

Steinhöfer: Wir dürfen jetzt keine Chance mehr fahrlässig vergeben. Mit Alex Frei haben wir Gott sei Dank einen eiskalten Stürmer vorne drin, der Woche für Woche seine Torgefahr unter Beweis stellt.

SPOX: Die offensive Ausrichtung passt zu Ihrer Spielweise, oder?

Steinhöfer: Das stimmt, unsere Taktik kommt mir als Außenverteidiger sehr entgegen. Wir spielen richtig offensiv und haben meistens über 70 Prozent Ballbesitz. Auch wenn wir das eine oder andere Tor bekommen, schießen wir meistens eins mehr.

SPOX: Fühlen Sie sich auf der Position wohler als im Mittelfeld, wo Sie in Frankfurt gespielt haben?

Steinhöfer: Auf jeden Fall. Ich bin ein Außenverteidiger, der seine Rolle sehr offensiv interpretiert und genau so will es auch der Trainer.

SPOX: Zürich und Basel sind der Konkurrenz enteilt - ist die Schweizer Liga eine Zweiklassen-Gesellschaft?

Steinhöfer: Momentan sieht es zwar so aus, aber langweilig ist es nicht. Man kann hier kein Spiel im Vorbeigehen gewinnen und schwächere Mannschaften gibt es in der Bundesliga schließlich auch.

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