Jetzt reicht's! Ronaldo platzt der Kragen

SID
Cristiano Ronaldo verlor mit Real Madrid bei CA Osasuna 0:1
© Getty

Lange hat Cristiano Ronaldo geschwiegen. Nach der 0:1-Pleite von Real gegen Osasuna ätzte der Portugiese gegen die Zustände in der Primera Division. Cesc Fabregas tappt in die Twitter-Falle und in Italien macht sich ein wenig unparteiischer Journalist lächerlich.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Serie A

von Oliver Birkner

Poesie á la Pellegatti: Am Wochenende kam man mal wieder in den amüsanten Genuss des Zweikanaltons. In Italiens Pay-TV darf man neben dem normalen Kommentar nämlich auch einem Journalisten lauschen, der jetzt nicht unbedingt unparteiisch daherkommt. Meister seines Fachs ist dabei Milans langjähriger Hofjournalist Carlo Pellegatti, der einige Szenen des 2:0 in Catania folgendermaßen bewertete: "Ambrosini tritt auf, als sei er Riccardo Chailly, der die Leipziger Philharmoniker dirigiert" - "Cassano stoppt den Ball, als wäre er eine Tasche vom Götterboten Hermes" - "Ibra behandelt den Ball, als sei er ein Blumenstrauß von Sorasio, dem teuersten Floristen der Welt" - "Das Abseits von Catania ist so schwer verdaulich wie Lars von Triers Breaking the Waves" - "Van Bommel hat die Kommandobrücke übernommen, als sei er Kapitän Ahab". Bei so viel Poesie konnte Pellegatti sich freilich nur begrenzt um banale Dinge kümmern. Catanias Auswechslung sah er so: "Es kommt die Nummer 20 Mourinho, nein, Naurinho, äh, Martinho? Ich bin etwas durcheinander. Wird überhaupt gewechselt? Kommt Martinho? Jetzt in aller Ruhe: Rein kommt Morimoto, es geht Sciacca." Und auf ewig bleibt Carlo Pellegatti.

Inter im Kaufrausch: Es ist nicht überliefert, was Rafael Benitez in den letzten Tagen so dachte. Monatelang hatte der Spanier von Inter-Patron Massimo Moratti erfolglos Neuzugänge gefordert, um im Dezember dann sinngemäß zu explodieren: "Entweder kommen im Januar vier neue Spieler oder ich gehe." Rafa wurde danach flugs entsorgt und Moratti kommentierte scherzhaft, aber nicht gerade elegant: "Jetzt wo Benitez weg ist, kaufe ich sogar fünf Spieler." Und tatsächlich kamen neben den Zukunftsprojekten Christoph Knasmüllner und Lukas Spendlhofer Andrea Ranocchia, Houssine Kharja und Giampaolo Pazzini. Letzterer bewies am Sonntag, zu was neue Gesichter gut sein können: Inters 3:2 gegen Palermo nach 0:2-Rückstand besorgte Pazzini mit zwei herrlichen Toren und einem herausgeholten Elfmeter in nur 29 Minuten in Eigenregie. Einmal mit dem Kaufen angefangen, soll aber noch nicht wirklich Schluss sein. Auf dem Zettel für den kommenden Sommer stehen unter anderem Luc Castaignos (Feyenoord), Alexis Sanchez (Udinese) und Gareth Bale (Tottenham). Für den Waliser müsste man allerdings tief in die Tasche greifen. Spurs-Chairman Daniel Levy schickte Inters Sportchef Marco Branca kürzlich folgende SMS: "Seien Sie beruhigt, die kursierenden Schlagzeilen um eine Ablöse von 40 Millionen Euro sind bloß Gerüchte - diese Summe ist nämlich viel zu niedrig."

"Irgendjemand schieß' uns ein Tor!": Pazzini stand übrigens auch auf der Liste von Juventus, das einen Stürmer derzeit gut gebrauchen könnte. Vincenzo Iaquinta und Amauri sind verletzt und außerdem keine Tormaschinen, Fabio Quagliarella hat seine Saison nach dem Kreuzbandriss beendet, Neuzugang Martinez ist kein Strafraumstürmer. Beim 1:2 gegen Udinese lag die Verantwortung auf Alex Del Piero, dessen Verdienste unumstritten sind, mit 36 Jahren aber langsam dem Karriere-Ende zusteuern sollte. Die Tifosi bewiesen bei der dritten Niederlage im fünften Januar-Spiel Galgenhumor und sangen: "Wir gewinnen nie!" - "Wir wollen Dzeko oder Pazzini!" Dazu ist es jetzt freilich etwas zu spät. Als sie dann skandierten "Irgendjemand schieß' uns ein Tor!" erfüllte Alexis Sanchez den Wunsch - mit dem 2:1 für Udine.

Premier League

von Raphael Honigstein

Crawley hat United nicht nötig: Ein Fünftligist steht im Achtelfinale des FA-Pokals und darf im Old Trafford gegen Manchester United ran: besser hätte das Wochenende für Crawley Town FC nicht laufen können. Im Pokal werden die Stadion-Einnahmen zwischen den beiden Vereinen geteilt, deswegen wünschen sich die Underdogs in der Regel Auswärtsspiele in großen Stadien. Crawley, der Klub aus der 100.000-Einwohner-Trabantenstadt im Süden Londons, hat dabei das Geld gar nicht so nötig. Das Team von Trainer Steve Evans gilt wegen seiner gut-betuchten "Investoren als Manchester City der fünften Liga", das Jahresbudget beträgt ca. 5,2 Milionen Euro. "Das wird der größte Tag unseres Lebens, aber wenn ein Amateurklub United schlagen kann, dann sind wir das", sagte Evans. Der wegen Steuerhinterziehung vorbestrafte Trainer sollte sich bis zum 19. Februar zurück halten, damit er den Trip auch miterlebt. In seiner ersten Saison bei Crawley wurde er sechs Mal auf die Tribüne verwiesen und 2008/09 für zehn Spiele gesperrt.

Frauen müssen draußen bleiben: Schon wieder Sexismus? Beim 1:1 im Pokal zwischen Notts County und Manchester City wurde eine Offizielle von City nicht in den Kabinentrakt gelassen. "Kein Zulass für Frauen", soll der Stadionwächter gerufen haben. Nach dem Skandal um die "Sky"- Kommentatoren Richard Keys und Andy Gray sind die Medien sehr sensibilisiert für das Thema, das war vor einem Jahr noch etwas anders. Der ehemalige Arsenal-Profi Perry Groves durfte damals in einer Kolumne in der "Sun" Folgendes über eine Schiedsrichterin in der dritten Liga zum Besten geben: "Die Spieler werden sich denken, die Frau hat keine Ahnung. Außerdem haben Frauen ihre Tage und wir alle wissen, welchen Einfluss Hormone auf sie haben. Sollten Schiedsrichterinnen während ihrer Tage suspendiert werden, weil sie dann emotionaler, deprimiert oder aggressiv sind?". Fragt sich nur noch, welche Hormone Groves das Hirn so vernebelt haben.

Trikot-Zoff um Fabregas: Cesc Fabregas' Einträge auf "Twitter" sind inhaltlich eher unspektakulär, aber ein Muss für Sprachlehrer und Schüler: die meisten tweets kommen gleich in dreifacher Ausfertigung, auf Spanisch, Katalanisch und Englisch. Mit soviel linguistischer Vielfalt konnte Huddersfield-Town-Kapitän Anthony Pilkington am Sonntag nicht dienen, dafür aber rummste es in den 140 Zeichen richtig schön. Das Thema war Fabregas' Verhalten nach dem 2:1-Sieg gegen den Drittligisten. "Zwei Jungs haben ihn nach seinem Trikot gefragt, er sagte f*ck off!!! Sick player but what a tit!" (super Spieler, aber was für ein Depp). Fabregas ließ diese Version der Geschichte von einem Arsenal-Sprecher dementieren. "Er hat zwei Trikots weggegeben", sagte der Offizielle. Man wird die Sache wohl nie restlos aufklären können, fest steht nur, dass Cesc kein Follower von Pilkington ist: den mittlerweile gelöschten Trikot-Tweet hat er anscheinend nicht gesehen. "Vielen Dank für ALLE eure netten Kommentare, ich geh jetzt ins Bett", war sein letzter Tweet gestern Abend.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

CR7 - jetzt reicht's! Cristiano Ronaldo ist Schmährufe bei Auswärtsspielen gewohnt. Auch das ein oder andere versteckte Foul kann den Portugiesen nicht mehr schocken. Die Umstände in Pamplona waren aber scheinbar außergewöhnlich. Ronaldo, sonst mit einer bewundernswerten Ruhe ausgestattet, sah sich nach Reals 0:1-Pleite zu einem deutlichen Statement gezwungen. "Lauter Fußtritte der Gegenspieler und teilweise mehrere Bälle auf dem Feld...Es ist unzumutbar, wenn ein Fußballspiel zu einer Schlacht wird. Was hier passiert ist, ist weder schön für das Spiel, noch für die Kinder, die gerne Fußball spielen. Und im Pokalspiel in Sevilla hätten sie Iker Casillas fast den Kopf eingeschlagen. Solche Aktionen müssen einfach bestraft werden." Tatsächlich landete zwei Mal ein mysteriöser zweiter Ball auf dem Feld - beide Male bedrängte Real das Tor von Osasuna. Die Real-Spieler gehen davon aus, dass die Balljungen ihren Job ein wenig missbrauchten...

Legendenspiel im Riazor: Ein Traumtor, ein Slapstick-Tor, Rote Karte für einen Torwart, aus 2:0 wird 2:3 und am Ende ignoriert der Schiedsrichter eine Abseitsentscheidung seines Assistenten. Zwischen Deportivo La Coruna und dem FC Sevilla war am Sonntag einiges geboten. Am Ende trennten sich beide 3:3. Anschauen! (Depor vs. Sevilla im Video)

Atletico im freien Fall: Der Dezember war mit dem Vorrunden-Aus in der Europa League schon zum vergessen. Der Januar verlief für Atletico Madrid noch schlechter. Vier mickrige Punkte holten die Rojiblancos in den fünf Ligaspielen, im Pokal-Viertelfinale verlor man beide Spiele gegen Stadtrivale Real. Tiefpunkt war ein unsägliches 0:2 im heimischen Vicente Calderon gegen Atheltic Bilbao. Der Rückstand auf einen Champions-League-Platz beträgt bereits zehn Punkte. Trainer Quique Sanchez Flores weiß aber, worauf es ankommt: "Wir müssen zeigen, dass wir Männer sind. Was wir jetzt brauchen, sind Eier." Senor Flores, wir wissen, was das heißt.

Real blamiert sich bei Osasuna