"Jogi Löw ist für mich eine Leitfigur"

Von Interview: Adrian Bohrdt
Kogler ist seit 2008 Trainer bei Wacker Innsbruck und führte den Verein zurück in Liga eins
© Imago
Cookie-Einstellungen

SPOX: Thema Konstanz: Seit 1996 gab es bei Wacker mit Stanislaw Tschertschessow bisher nur einen Trainer, der länger als ein Jahr im Amt war. Wussten Sie das, als Sie vor zwei Jahren unterschrieben haben?

Kogler: Ja, ich wusste, dass die Fluktuation in den letzten Jahren sehr groß war (lacht). Aber gerade mit meinem Engagement hat sich der Verein nach dem Abstieg in die zweite Liga neu definiert. Wir haben ein langfristiges Konzept erstellt und die Vorgabe, die ich bekommen habe, war, eine neue junge Mannschaft aufzubauen und den Aufstieg spätestens im dritten Jahr zu schaffen. Die Vorgabe haben wir erfüllt und sind, nachdem wir im ersten Jahr knapp gescheitert waren, im zweiten Jahr aufgestiegen. Jetzt wird man sehen, wie sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickeln. Langfristig wollen wir in den nächsten Jahren konstant um die internationalen Plätze mitspielen können.

SPOX: Nach neun Spielen hat Wacker den zweitbesten Sturm und die beste Abwehr, ähnlich gestaltete sich das in der Aufstiegssaison. Offensives Feuerwerk oder defensive Stabilität, worauf legen Sie mehr Wert?

Kogler: Die richtige Ausgewogenheit muss hergestellt werden. Damit das immer besteht, gibt es bei uns ganz genaue Aufgabenverteilungen. Jeder Spieler weiß, wie er sich in der jeweiligen Situation zu verhalten hat. Und er weiß - und das ist genau so essentiell - wie sich seine Mitspieler verhalten. Dann kann man kompakt auftreten. Das gilt für die Defensive genauso wie für die Offensive. Der Fokus liegt auf der Ordnung, dass wir strukturiert auftreten, damit ein Rädchen ins andere greift.

SPOX: Inwieweit verfolgen sie die anderen Ligen? Zwischendurch waren Sie eineinhalb Jahre nicht als Trainer tätig und waren bei verschiedenen Vereinen, zum Beispiel Lazio Rom, als Trainingsbeobachter zu Gast. Was für Erkenntnisse haben Sie daraus ziehen können? Gibt es ein Modell, an dem Sie sich orientieren?

Kogler: Natürlich, man informiert sich genau über andere Ligen. Das fulminante Auftreten der Mainzer z.B., die die ganze Bundesliga bereichern. Besonders beeindruckt hat mich bei meinen Hospitationen der FC Barcelona, wo ich vor drei Jahren war, weil dort, von den Nachwuchsteams bis zur Profimannschaft, alle denselben Fußball spielen. Jeder weiß in seinem Bereich ganz genau, was er zu tun hat, das ist das Leitbild. Mit Spielern aus der eigenen Jugend attraktiven Fußball zu spielen, das Gros des Teams besteht aus eigenen ausgebildeten Spielern. Das ist sehr beeindruckend.

SPOX: Sie mussten aus finanziellen Gründen bei Wacker auf viele Nachwuchsspieler setzen. Haben Sie besondere Methoden, um mit jungen Spielern umzugehen?

Kogler: Grundsätzlich ist es mit den jungen Spielern relativ einfach. Wenn sie die notwendigen Grundvoraussetzungen mitbringen, hat man die Möglichkeit, Sie zu formen. In Innsbruck arbeiten wir viel im individuellen Bereich, technisch, taktisch, körperlich, mental. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Das macht Spaß und ist sehr reizvoll, denn die Spieler sind sehr wissbegierig und lernfähig.

SPOX: Sie sagten mal: "Wer sich heute nicht weiterbildet, der ist nicht konkurrenzfähig." In welchen Bereichen zählt das besonders?

Kogler: Das gilt für alle Bereiche. Im Fußball und generell im Berufsleben. Wenn man nicht bereit ist, sich weiterzubilden, sich auf den neusten Stand zu bringen und zu hinterfragen, dann ist man irgendwann überholt. Man kann in zwanzig Jahren nicht arbeiten wie heute. Man muss sich ständig weiterentwickeln und neu definieren.

SPOX: Die österreichische Liga sorgt international kaum für Aufsehen, Red Bull Salzburg beispielsweise ist trotz potenter Geldgeber erneut in der Champions-League-Qualifikation gescheitert. Was muss passieren, dass die Liga in Europa ein höheres Standing bekommt?

Kogler: Jeder Verband, jeder Verein und jeder Trainer sollte sich immer an den Besten orientieren. Wenn man sich mal Barcelona, Stuttgart oder Ajax anschaut: Die haben alle eine hervorragende Nachwuchsarbeit. Die Trainerausbildung in Deutschland ist auf einem sehr guten Weg, aber wir in Österreich haben auch sehr gute Ansätze. Wichtig ist dann, das auch international umsetzen.

SPOX: Wo steht derzeit die österreichische Nationalmannschaft? Mit Spielern wie David Alaba, Marko Arnautovic oder auch Martin Harnik ist ja eine starke Generation im Kommen.

Kogler: Momentan sind viele Spieler mit einer hoffnungsvollen Zukunft da. Sie haben die Möglichkeit, sich international zu etablieren und weiterzuentwickeln. Je besser sich die Spieler bei ihren Vereinen entwickeln, desto stärker wird die Nationalmannschaft davon profitieren. Das wird das Entscheidende in den nächsten Jahren sein. Ich sehe die Zukunft insgesamt hoffnungsvoll!

SPOX: Wie sehen Sie Österreichs Chancen in der EM-Qualifikation?

Kogler: Die EM-Quali ist schwer. Meiner Meinung ist es schwerer, sich für die EM zu qualifizieren, als für die Weltmeisterschaft. Deutschland, Belgien und die Türkei sind natürlich schwere Brocken. Aber wir sind gut gestartet und ich bin optimistisch, dass wir es auch schaffen können. Wir haben Möglichkeiten, uns noch zu steigern.

SPOX: Könnten sie sich vorstellen, eines Tages die Nationalmannschaft zu trainieren?

Kogler: Als Österreicher ist man natürlich immer interessiert daran, dass unser Team erfolgreich spielt. Didi Constantini ist ein sehr guter Trainer und ich drücke ihm natürlich auch die Daumen.

SPOX: Bei Ihnen steht schon länger die Vertragsverlängerung bei Wacker im Raum. Wann ist es so weit?

Kogler: Grundsätzlich freut es mich, dass meine Arbeit geschätzt wird. Ich fühle mich in Innsbruck auch sehr wohl. Entscheidend ist letztendlich, ob sich die sportlichen Perspektiven des Vereins mit meinen Vorstellungen, mittelfristig wieder vorne mitspielen zu können, decken. Mich macht es ja auch stolz, dass wir mittlerweile auch in Deutschland beachtet werden. (lacht)

EM-Quali: Acht Tore bei Belgien - Österreich