Diego Maradona rechnet mit Funktionären ab

SID
Argentiniens Nationalheld Diego Maradona war seit November 2008 Trainer der "Gauchos"
© Getty

Nach seinem Aus als Nationaltrainer hat Diego Maradona schweres Geschütz gegen den argentinischen Verband AFA aufgefahren. Die AFA-Spitze hätte ihn hintergangen, so "El Diez".

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Er fühlt sich betrogen und hintergangen, sieht den Verrat an jeder Ecke lauern: Diego Maradona hat einen Tag nach seinem Rauswurf als Nationaltrainer mit den Funktionären des argentinischen Fußballverbands abgerechnet. In einem Hotel am Flughafen von Buenos Aires hielt der Volksheld Hof, die Hand Gottes umklammerte dabei eine deftige Presseerklärung.

Der tief in seiner Ehre gekränkte Maradona nahm Verbandspräsident Julio Grondona und Generaldirektor Carlos Bilardo ins Visier. "Was passiert ist? Grondona hat mich belogen, Bilardo hat mich hintergangen", sagte der 49-Jährige. Unter anderem verfolgten seine beide Töchter die wütenden Worte Maradonas. Fragen waren allerdings nicht zugelassen.

Der Weltmeister von 1986 fühlt sich vor allem von seinem ehemaligen Nationaltrainer Bilardo hintergangen. "Als wir noch dem WM-Aus nachtrauerten, arbeitete Bilardo schon im Hintergrund daran, mich rauszuwerfen", sagte er in seinem zehnminütigen Vortrag. Bilardo, der noch einen Vertrag bis 2011 hat, brach erst Stunden später sein Schweigen: "Wir sind ein seriöser Verband. Man kann nicht einfach irgendwelche Freunde zur Arbeit mitbringen. Diego hatte alles, was er wollte. Er konnte jeden mitbringen, bis hin zum Torwarttrainer", sagte der 71-Jährige.

Presse spottet: Tom und Jerry

Die Presse macht sich derweil über das Duo Bilardo/Maradona lustig, schreibt von ihm als Tom und Jerry. Als Maradona in der mühseligen WM-Qualifikation der Gauchos schon einmal auf der Kippe stand, hatte Bilardo noch gedroht: "Wenn Maradona geht, gehe ich mit ihm."

Davon kann nach der Entmachtung des exzentrischen Trainers keine Rede mehr sein. Bilardo hat an Macht gewonnen und soll Maradonas Nachfolger suchen. Den besten Kontakt hat er zu Alejandro Sabella, der bei der WM 1998 als Assistent an der Seite des damaligen Nationaltrainers Daniel Passarella auf der Bank saß.

Interimscoach Sergio Batista wird Argentinien gegen Irland am 11. August führen und soll auch gegen Spanien am 7. September auf der Bank sitzen. In der Presse wird er schon als Notlösung für den Rest des Jahres gehandelt. "Nach meiner Rückkehr werde ich mich mit Grondona und Bilardo zusammensetzen, um zu hören, was sie über meine Zukunft denken. Natürlich reizt mich die Herausforderung", sagte Batista.

Mitarbeiter sollten gehen

Grondona hatte Maradona mit einem Bauerntrick aus dem Amt gejagt. Erst hatte "El Gran Jefe" seinen Untergebenen mit einem neuen Vierjahresvertrag geködert. Allerdings unter einer - wie er wusste - unannehmbaren Bedingung: Gleich sieben Mitarbeiter aus Maradonas Betreuerstab sollten ihren Hut nehmen.

Vor Zeugen habe Grondona Maradona noch bei der WM in Südafrika für seine Arbeit beglückwünscht und den Wunsch geäußert, mit ihm weiterzumachen. Erst in Argentinien habe der Trainer dann erfahren, dass sieben Mitglieder aus seinem Betreuerstab gehen müssen. "Das war so, als ob er gesagt hätte, dass ich selbst weg vom Fenster sei", sagte Maradona.

Doch Grondona war sich auch nach Maradonas Vortrag keiner Schuld bewusst. "Ich habe ihn nie belogen. Ich habe ihm in Pretoria gesagt, dass ich zufrieden bin und dass er bleiben kann. Aber nur unter veränderten Bedingungen. Wenn er denkt, dass Verbesserungen Verrat seien...", meinte Grondona.

Falsche Entscheidungen "von oben"

Dabei sah sich Maradona mit seiner Arbeit auf dem richtigen Weg. Er habe die Spieler wieder zu einer Einheit zusammengeschweißt, aber man habe ihm keine Zeit gelassen, die Sache zu Ende zu führen. Dass die Nationalelf seit 1990 nicht mehr über ein WM-Viertelfinale hinausgekommen ist, habe allein mit falschen Entscheidungen "von oben" zu tun.

Seinem Nachfolger gab Maradona noch einen Rat mit auf den Weg: "Egal, wer es wird, er sollte wissen, dass der Verrat hinter der Ecke lauert, und dass es Personen gibt, die sich nicht um den argentinischen Fußball kümmern, sondern nur um ihre eigenen Interessen."

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