Wie wär's mit Schalke oder Hoffenheim?

Von Interview: Haruka Gruber
Marc Janko wurde mit 18 Toren Dritter der Torjäger-Liste. Erster: Rapids Steffen Hofmann (20)
© Getty

Österreich hat einen neuen Superstar - doch der könnte bald nach Deutschland abwandern. Der neue ÖFB-Kapitän Marc Janko steuerte 18 Treffer zur erneuten Meisterschaft von Red Bull Salzburg bei. Dennoch denkt er nach seinem Streit mit Trainer Huub Stevens an einen Wechsel. Angeblich lässt ihn Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz dank eines "Gentlemen's Agreement" bei einer interessanten Offerte ziehen.

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SPOX: Nach 39 Toren in der Vorsaison haben Sie dieses Jahr 18 Treffer erzielt. Wie zufrieden sind Sie nach der Meisterschaft?

Janko: Sehr zufrieden.

SPOX: Obwohl Sie 21 Tore weniger erzielt haben?

Janko: Ja, weil ich mich deutlich weiterentwickelt habe. Huub Stevens lässt einen wesentlich defensiveren Fußball spielen als sein Vorgänger Co Adriaanse, weswegen ich sehr viel mehr nach hinten arbeiten musste. Das geht zwangsläufig auf die Ausbeute. Unter den Vorzeichen dennoch 18 Tore gemacht zu haben, spricht für eine gelungene Saison.

SPOX: Zumal Sie international ebenfalls erfolgreich waren. Gegen Lazio Rom, Villarreal und Lüttich erzielten Sie vier Tore.

Janko: Das war für mich immens wichtig. Letztes Jahr haben viele gesagt: "Der Janko kann eh nur in Österreich treffen." Jetzt habe ich mit meinen Toren in der Europa League gegen gute Teams das Gegenteil bewiesen. Für mich war es wichtig, mich auch international zu beweisen.

SPOX: Dennoch ist Ihr Verhältnis zu Stevens sehr distanziert.

Janko: Wir sind keine besten Freunde und wir werden wohl auch nie beste Freunde sein. Aber das muss auch gar nicht sein. Jeder Trainer hat seine Eigenheiten und einen eigenen Stil, mit Spielern umzugehen. Das Wichtigste ist, dass wir zusammen erfolgreich sind.

SPOX: Stimmt aber der Eindruck, dass vor allem Sie sich nach dem Trainerwechsel von Adriaanse zu Stevens umstellen mussten?

Janko: Das stimmt, speziell für mich hat sich sehr viel verändert. Eigentlich musste ich mein Spiel komplett umstellen. Das soll aber nicht negativ klingen: Ich habe mich so verbessert und auch die gesamte Mannschaft hat sich nach einer gewissen Zeit auf den neuen Stil eingestellt. Wir haben zusammen zum richtigen Zeitpunkt das Ruder rumgerissen.

SPOX: War es für Sie kein Problem, dass Sie in der Rückrunde teilweise auf der Bank saßen, weil Winter-Verpflichtung Roman Wallner Ihnen vorgezogen wurde?

Janko: Roman ist ein guter Kollege aus dem Nationalteam. Wir verstehen uns. Daher war es schade, dass häufig nur einer von uns zum Zug kann, weil Huub Stevens ein System mit einer Spitze bevorzugt.

SPOX: Trotzdem waren Sie einer der herausragenden Fußballer der Saison - und werden nun mit einigen deutschen Vereinen in Verbindung gebracht. Werden Sie Salzburg verlassen?

Janko: Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, alles kann passieren. Ich habe einen Vertrag bis 2013, aber ich kann mir durchaus vorstellen, den Schritt zu wagen und ins Ausland zu gehen, wenn das Angebot passt.

SPOX: Würde Red Bull Sie abgeben?

Janko: Wenn das Paket passt, lässt Salzburg sicherlich mit sich reden. Mir ist es wichtig, dass alle Parteien zufrieden sind, egal wie meine Zukunft aussieht. Ich habe Red Bull sehr viel zu verdanken und werde es mir bestimmt nicht mit dem Verein verscherzen, indem ich auf Teufel komm raus einen Wechsel fordere.

SPOX: Schalke sucht einen Nachfolger für Mittelstürmer Kevin Kuranyi. Und Hoffenheim fahndet nach einem neuen deutschsprachigen Angreifer. Zwei interessante Klubs?

Janko: In Deutschland gibt es viele interessante Vereine. Die Bundesliga ist eine Top-Liga, in der ich den nächsten Schritt machen könnte. Aber ich will mich nicht festlegen, in welcher der großen Ligen ich irgendwann spielen will.

SPOX: Sie haben diese Saison auch den Sprung zum Führungsspieler geschafft. Im März wurden Sie sogar zum neuen Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft ernannt. Eine Nominierung mit Symbolkraft?

Janko: Sicherlich ist so ein Schritt ein Zeichen dafür, dass man als Persönlichkeit gereift ist. Es ist eine große Ehre, dass mir so eine Aufgabe herangetragen wurde.

SPOX: Ihr Nationaltrainer Didi Constantini schloss nach der Auslosung der EM-Qualifikationsgruppe bereits aus, dass Österreich zur Europameisterschaft 2012 fährt. Die Gegner heißen immerhin Deutschland, Türkei und Belgien. Was sagt sein neuer Kapitän dazu?

Janko: Insgeheim hofft auch der Trainer darauf, dass wir uns qualifizieren. Ich nehme an, dass er den Druck von den jungen Spielern nehmen will und die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit senken will. Das Problem in Österreich ist seit Jahren das Gleiche: Anspruch und Wirklichkeit klaffen zu weit auseinander. Deswegen war die Aussage wohl taktischer Natur. Wenn wir uns doch qualifizieren, wäre es eine Sensation und wir würden uns umso mehr freuen.

SPOX: Österreich verfügt über eine neue Generation von Toptalenten. Bayerns David Alaba ist der prominenteste. Steht Österreich vor dem lange ersehnten Leistungssprung?

Janko: Der österreichische Fußball hat definitiv einen Entwicklungsschritt nach oben gemacht. Viele Talente haben den Durchbruch geschafft und wie Alaba im Ausland Fuß gefasst. Das ist zufriedenstellend - mehr aber nicht! Wir können uns freuen, uns jedoch muss bewusst sein, dass wir noch nichts erreicht haben und uns nicht ausruhen dürfen. Bis Deutschland fehlt uns noch einiges.

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