Die neue Messi-Formel

Von SPOX
Ray Wilkins (l.) und Carlo Ancelotti arbeiten seit Anfang der Saison beim FC Chelsea zusammen
© Getty

Wer trainiert eigentlich den FC Chelsea wirklich: Carlo Ancelotti oder der geheimnisvolle Fehlerflüsterer? Warum ist der FC Arsenal nicht mehr der FC Arsenal? Spanien kreiert die neue Lionel-Messi-Formel, und in Italien schaut sich Thomas Hitzlsperger Mädels im Bikini an.

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Premier League

Von Raphael Honigstein

Jetzt kommt das Vögelchen: Im Nordwest-Klassiker zwischen Manchester United und dem FC Liverpool ging es eigentlich nur in den ersten 15 Minuten und nach dem Spiel so richtig hoch her, dafür aber richtig. Hauptthema war natürlich der Strafstoß zum zwischenzeitlichen 1:1. Während Sir Alex Ferguson eine Rote Karte für Javier Mascherano forderte ("Eine klare Torchance wurde verhindert, laut den Regeln gibt es dafür Rot"), haderte sein Gegenüber Rafael Benitez aus ganz anderen Gründen mit dem Schiedsrichter. "Wir wissen, dass Sir Alex auf alles und jeden Einfluss ausübt", sagte der Spanier. "Ich habe drei Wiederholungen der Szene gesehen, und die letzte war ein wenig verdächtig. Ich glaube, dass Antonio Valencia sich hat fallen lassen." Als Benitez gefragt wurde, ob der United-Trainer vor dem Spiel Druck auf den Unparteiischen ausgeübt hätte, wurde er sehr sarkastisch: "Ob er Freitag etwas gesagt hat? Diesen Freitag oder jeden Freitag? Oder jeden Freitag in jedem Jahr?" Später beklagte er noch ein nicht geahndetes Foul von Gary Neville an Maxi Rodriguez, der eine Platzwunde am Kopf davon trug. "Das war wohl ein kleines Vögelchen im Himmel", sagte Benitez böse. Wer hier wirklich den Vogel hat, muss demnächst vielleicht nochmal verhandelt werden, denn dem Hobby-Ornithologen gehen langsam die Argumente aus. Liverpool hat nach dem 1:2 kaum noch Chancen, die Champions League zu erreichen.

Der Fehlerflüsterer von der Stamford Bridge: Treibt auf der Chelsea-Bank ein Fehlerflüsterer sein Unwesen? Nach der 0:1-Niederlage gegen Inter wurden aus Spielerkreisen Beschwerden über Assistenztrainer Ray Wilkins laut. Der Meister-Proper-Doppelgänger hatte Carlo Ancelotti die Einwechslung von Joe Cole aufgeschwatzt, nach der am Dienstag alles zusammenbrach. Am enttäuschenden 1:1 bei den Blackburn Rovers war Wilkins zwar unschuldig, doch Ancelotti wirkte wie schon gegen Inter ohne einen echten Fachmann an seiner Seite ein wenig ratlos und verloren. Der Italiener kommt nach dem Rückschlag im Meisterschaftsrennen zunehmend unter Druck. Bevor er geht, geht aber Wilkins. Der Mann wurde 2008 übrigens auf Empfehlung von Kapitän John Terry eingestellt.

Arsenal ist nicht mehr Arsenal: Klischees sind etwas Herrliches, denn sie erleichtern das Denken bekanntlich ungemein. Arsenal macht es einem in dieser Saison allerdings doch ein bisschen schwer. In den Spitzenspielen gegen Chelsea und United wurden die Jungs noch als unerfahrene, sensible Schönspieler bloßgestellt ("typisch Arsenal"), aber seitdem gewinnen sie die Partien ziemlich hässlich, im Stile eines Meisters. Beim 2:0 gegen West Ham spielte man eine Halbzeit mit zehn Mann - Thomas Vermaelen war wegen Notbremse vom Platz geflogen - und brachte den sechsten Sieg in Folge mit Schweiß und Einsatz über die Runden. Noch sieben solcher Siege in Folge - die Gegner sind allesamt nicht unschlagbar - und Arsenal könnte Meister sein. Ob es ihn stören würde, den Titel gegen kleinere Mannschaften zu gewinnen, wurde Wenger gefragt. "Ehrlich gesagt nein", lautete die wenig überraschende Antwort.

Primera Division

Von Paula Villamarin Temperan

Die Hand Rafaels: Es war der Aufreger des Wochenendes und die Leidtragenden waren unsere Freunde aus Gijon. Eine fabelhafte Leistung brachten die Außenseiter im Santiago Bernabeu auf den Platz und zauberten Iker Casillas sogar einen Treffer ins Netz. Doch dann kam die 54. Minute und ein Freistoß von Cristiano Ronaldo, den Torhüter Juan Pablo nicht festhalten konnte. Rafael van der Vaart staubte ab, stoppte den Abpraller aber zuvor mit der Hand. Nicht die Hand Gottes, dafür die Hand des kleinen Engels ließ das Spiel kippen, und eine Viertelstunde später stand es 3:1 für die Königlichen. "Es war ein bisschen Hand", sagte van der Vaart hinterher. Aber hier verhält es sich wie beim Thema Fortpflanzung: Ein bisschen schwanger gibt es nicht. Juan Pablo fand es "unfassbar", dass der Schiedsrichter das Handspiel nicht gesehen hat. Die "AS" hielt sich dagegen nicht lange mit dem Handspiel auf, sondern lenkte die Aufmerksamkeit auf ein angeblich elfmeterwürdiges Foulspiel an Gonzalo Higuain bei Ronaldos Freistoß. Der Argentinier kam zwischen den Sporting-Spielern Luis Moran und Alberto Botia zu Fall. Und wenn der Schiedsrichter hier Elfmeter gepfiffen hätte, dann wäre es gar nicht zu van der Vaarts Hand gekommen, so die "AS".

Macht Euch selbst ein Bild - die Highlights von Real Madrid gegen Sporting Gijon

Maradona + Ronaldo = Messi: Auch auf die Gefahr hin, dass es schon langsam langweilig wird, aber Lionel Messi bleibt ein Dauergast in den Blitzlichtern. In Saragossa ließ es der Argentinier schon wieder dreimal klingeln. Darunter ein Solo über den halben Platz, als er fünf Saragossa-Spieler aussteigen ließ. Damit erzielte Messi neun der letzten elf Treffer Barcas in der Liga. Dazu noch sein Doppelpack in der Champions League gegen Stuttgart. "Messi kennt keine Grenzen", schrieb "El Pais". "Die Antwort auf Madrid heißt Messi", titelte "El Mundo Deportivo" und rechnete vor: Maradona + Ronaldo = Messi. Saragossa-Trainer Jose Aurelio Gay meinte: "Ich habe gedacht, Maradona zu sehen. Nur viel, viel schneller. Du kannst gegen Barcelona gewinnen, aber nicht gegen Messi." Und Barca-Präsident Joan Laporta ging sogar noch einen Schritt weiter: "Er ist der beste Spieler der Welt und in der Geschichte des Fußballs. Zusammen mit Cruyff und Maradona ist er der Beste, den wir in Barcelona gesehen haben." Das kann man so stehen lassen.

Jimenez bei Sevilla vor dem Aus: Erst das Aus in der Champions League, jetzt auch noch die Fortsetzung der Pleitenserie in der Liga: Der FC Sevilla schlittert nach sechs Pflichtspielen ohne Sieg zunehmend in eine echte Krise, zumal sich beim 0:2 bei Espanyol auch noch die Flügelzange Jesus Navas/Diego Capel verletzte. Capel wird zwei, Navas sogar bis zu vier Wochen fehlen. Keine guten Nachrichten für Coach Manolo Jimenez. Glaubt man den spanischen Medien, dann geht es im kommenden Spiel gegen Xerez für ihn ums nackte Überleben. Gibt es gegen den Tabellenletzten keinen Sieg, ist Jimenez weg. Denn Präsident Jose Maria del Nido sieht im Kampf um den erneuten Einzug in die Königsklasse langsam seine Felle davonschwimmen. Sevilla liegt nur noch auf Rang fünf und hat zwei Punkte Rückstand auf Mallorca.

Serie A

Von Oliver Birkner

23 Grad und Mädels im Bikini: Eigentlich war das Problem von Lazio Rom gar nicht so schwer zu lösen. Unter der Woche engagierte Präsident Claudio Lotito einen Mentaltrainer, der die Mannschaft im Straftrainingslager psychologisch mal so richtig umkrempeln sollte. "Wir brauchen keinen Psychoheini", ereiferten sich die Lazio-Spieler und wiesen dem enttäuschten Signor Popolizio die Tür. In der Befürchtung, dieser werde wohl nicht so leicht locker lassen, siegte Lazio dann überzeugend 2:0 in Cagliari und spielte so gut wie seit Monaten nicht. Der Mentalcoach kann sich nun vielleicht um Thomas Hitzlsperger kümmern, der mal wieder 90 Minuten auf der Bank saß, und wohl immer noch nicht genau weiß, warum er eigentlich zu Lazio wechselte. Zumindest durfte der Deutsche schmucke 23 Grad und einige akkurate Mädels im Bikini auf den sardischen Tribünen genießen.

Cagliari zahlt Eintrittsgelder zurück: Cagliari hätte nach der vierten Niederlage aus den letzten fünf Partien ebenfalls psychologischen Rat nötig. Doch Präsident Massimo Cellini geht lieber an die Portemonnaies der Spieler - das ist im Zweifelsfall stets wirksamer. Wie vor der Partie angekündigt ("Wenn wir nicht gewinnen, gibt es das Geld zurück"), müssen Mannschaft und Trainer den heimischen Tifosi nun das Geld für den Eintritt zurückerstatten. Bei rund 12.000 Besuchern dürfte sich der Schaden allerdings in Grenzen halten.

Frauen können auch Fußball: Bei der Partie Bari gegen Parma (0:1) standen zum ersten Mal in der Serie-A-Geschichte zwei Damen an der Linie. Das Duo Cristina Cini und Romina Santuari lieferte eine fehlerlose Leistung, was einen Journalisten der "RAI" zum verwunderten Kommentar veranlasste: "Es ist bemerkenswert, dass Frauen sogar auf dem Fußballplatz ihre Arbeit gut erledigen können." In der Tat, lieber Reporter, und falls Sie es noch nicht wussten: Frauen dürfen sogar an Wahlen teilnehmen.

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