UEFA droht "pleite" Klubs mit Strafen

SID
Michel Platini wurde 1984 Europameister mit Frankreich
© Getty

Im europäischen Klub-Fußball werden Jahr für Jahr Schuldenberge angehäuft. Nun tritt die Europäische Fußball-Union UEFA auf die Bremse und droht mit drakonischen Strafen.

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Manchester United hat astronomische 800 Millionen Euro Schulden, die gesamte italienische Liga ist mit über zwei Milliarden Euro belastet und Schalke 04 plagen 136 Millionen Euro Verbindlichkeiten - doch selbst diese Zahlen bilden nur einen kleinen Teil des riesigen Problems ab.

Die Europäische Fußball-Union legt im kommenden Monat einen Bericht vor, wonach die Hälfte der 650 analysierten europäischen Klubs Jahr für Jahr Verluste macht. Aus Sorge um den Bestand des Profifußballs drückt die UEFA deshalb auf die Schuldenbremse und droht den Vereinen mit Strafen.

"Wir sind sehr über diesen Trend besorgt, die Klubs selbst sind besorgt und die Ligen sind besorgt", sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino: "Die Zeit zum Handeln ist gekommen." Nach dem Plan der UEFA, der nun definitiv umgesetzt werden soll, dürfen die Klubs ab Sommer 2013 nur noch soviel Geld ausgeben wie sie einnehmen. Sollten sich die Vereine nicht an diese neuen Lizenzierungs-Auflagen halten, drohen ihnen Sanktionen wie der Ausschluss aus den Europacup-Wettbewerben.

"Wir wollen die Klubs nicht töten"

Die Bundesligisten sind nach Ansicht der Verantwortlichen der Deutschen Fußball Liga von solchen Strafen nicht bedroht. "Wir schreiben schwarze Zahlen, das ist nicht selbstverständlich in Europa. Unsere Klubs gehen verantwortlich mit dem Geld um", erklärte der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Christian Seifert. Wer dagegen nicht seriös mit seinem Geld umgeht, dem drohen unangenehme Konsequenzen.

"Wir wollen die Klubs nicht töten. Aber sie müssen in Zukunft einen ausgeglichenen Haushalt haben, um an den europäischen Klubwettbewerben teilnehmen zu können", hatte UEFA-Präsident Michel Platini bereits zuletzt erklärt. Die Weltwirtschaftskrise hat nun dazu geführt, dass Platini nicht mehr der einsame Rufer in der Wüste ist.

"Ironischerweise wurden unsere Argumente erst durch die Krise gehört. Nun ist die Einsicht da, dass wir das Richtige tun", erklärte Infantino: "Es kann nichts heilsamer sein, als zu sagen, dass man nicht mehr Geld ausgibt als man einnimmt." Heilung scheinen die Vereine offenbar in der Tat nötig zu haben. Aus dem Bericht der UEFA geht hervor, dass 20 Prozent der untersuchten 650 Vereine "riesige Verluste" einfahren.

"Das ist besorgniserregend"

"Riesige Verluste bedeutet in diesen Fällen mehr als 20 Prozent der Einnahmen", verdeutlichte Infantino, dem noch eine andere Zahl zu denken gibt: "Mehr als ein Drittel dieser 650 Vereine gibt 70 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen nur für Spielergehälter aus - das ist besorgniserregend."

Sorgen macht sich die UEFA vor allem deswegen, weil selbst der aus ihrer Sicht erfreuliche Anstieg der Einnahmen nicht für solides Wirtschaften ausreicht. "Die Einnahmen im europäischen Fußball sind in der vergangenen Saison um zehn Prozent gestiegen - gleichzeitig sind die Spielergehälter aber um 18 Prozent gestiegen", erläuterte Infantino.

Europäisches Recht legt Steine in den Weg

Die UEFA hält diese Enntwicklung zwar grundsätzlich für falsch, die Einführung einer von vielen Klub-Verantwortlichen geforderten Gehaltsobergrenze ist nach derzeitigem europäischen Recht aber nicht möglich. Die UEFA hofft nun darauf, dass sich dieses Problem durch die Einführung der neuen Lizenzierungs-Auflagen von selbst löst.

"Das finanzielle Fair-Play soll die Stabilität und ein gesundes Finanzsystem sichern. Dabei ist die Einnahmen-Ausgaben-Regel entscheidend. Die Vereine können auch 80 Prozent ihrer Einnahmen für die Gehälter ausgeben, wenn ihre restlichen Kosten die übrigen 20 Prozent der Einnahmen nicht überschreiten", erklärte Infantino: "Wer dies aber nicht schafft, muss die Gehälter senken."

Ganz so knallhart wie die UEFA erscheinen möchte, ist der Verband hinsichtlich der neuen Lizenzierungs-Auflagen allerdings nicht. Ausnahmen werden Vereinen unter anderem dann gewährt, wenn sie in ein neues Stadion oder ein Nachwuchszentrum investieren.

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