"Ribery ist nicht gut genug"

Von SPOX
Diese Fans finden Bayerns Franck Ribery spitze, Guingamp-Präsident Noel Le Graet eher weniger
© Getty

Bananen und ein Blechpokal, Unterhosen und Maiskolben, eine Spielerrevolte und der neue Joey Barton. Zudem gibt's noch den roten Abidal und einen bemitleidenswerten Zweitligapräsidenten.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

von Oliver Birkner

Die Banane: Palermo-Patron Maurizio Zamparini und Franz Beckenbauer kennen sich sicher nicht - Brüder im Geiste sind sie aber dennoch. Den Kampf seines Teams um einen Europapokalplatz kommentierte der stets eigentümliche Zamparini so: "Platz vier vor Augen zu haben, das hat was. Doch Rang sechs zu erreichen, ist so, als gewänne man bei der Tombola eine Banane. Der Wert des UEFA-Cups ist gleich null, das ist ein Blechpokal." Die Spieler sahen das offenbar ähnlich und verpassten beim 0:1 in Siena den möglichen Sprung auf Bananen-Platz sechs, der sie zum blechernen Verlierer-Pokal verdammen würde.

Unterhosen und Maiskolben: Trotz hartnäckiger Gerüchte stellte David Beckham nun definitiv klar, dass er im Juli wieder für L.A. Galaxy die Schuhe schnüren wird. Eine Rückkehr zu Milan im nächsten Januar hält Becks allerdings für sehr gut möglich. Abgesehen vom Sportlichen, das im Fall Beckham ja häufig nur störendes Nebengeräusch ist, enthüllte der Engländer seine zwei kuriosesten Vorfälle mit Souvenirjägern. Einer bat Beckham einmal um eine getragene Unterhose, und in Neuseeland schnappte ihm jemand einen Maiskolben vom Restaurant-Teller, um ihn im Internet zu versteigern. Das gewinnbringende Gebot ist leider unbekannt, eines ist hingegen sicher: In der Bonanza der Beckham-Manie kennt der Wahnsinn wirklich keine Grenzen.

Ungeduldiger Moratti: Insgeheim hatte Inter bereits alles vorbereitet, um am Sonntagabend per Umzug durch die Stadt seine 17. Meisterschaft zu begießen. Doch nach dem enttäuschenden 2:2 bei Chievo mussten die Flaschen im Kühlschrank bleiben. "Ärgerlich, ich hätte so gerne schon gefeiert", sagte Präsident Massimo Moratti. Der nächste Versuch steigt nun am kommenden Samstag. Sollte Milan bei Udine verlieren, kann die Sause beginnen - die eigene Partie am Sonntagabend gegen das bereits gerettete Siena würde dann wohl nur noch ein heiterer Freundschaftskick.

Premier League

von Raphael Honigstein

Wenger im Kuckucksland: Arsene Wenger ist wegen seiner selektiven Kurzsichtigkeit als "Meister der Myopie" bekannt, da er die Fehler und Defizite seines eigenen Teams gerne übersieht. Aber nach dem 1:4 gegen Chelsea übertrieb es der Elsässer so sehr, dass ihm die englische Presse regelrechten Realitätsverlust vorwarf. "Das war heute nie und nimmer ein 1:4-Spiel", hatte Wenger behauptet, "nach vorne haben wir interessant gespielt und viele Chancen kreiert." Und nach hinten? Noch seltsamer war Wengers Behauptung im Stadionheft, dass man sich gegen Manchester United in der Champions League als "ebenbürtiger Gegner" erwiesen habe. Für zehn Minuten vielleicht. Immerhin können sich die Arsenal-Fans nach langer Durststrecke wieder über einen Titel freuen. Die Damenmannschaft gewann am Wochenende die englische Meisterschaft. "Die Ladies haben mehr Eier als ihre männlichen Kollegen gezeigt", schrieb die "Times".

Spielerrevolte verdirbt vorgezogene Titelfeier: Manchester Uniteds 2:0-Sieg gegen die schwachen Lokalrivalen von ManCity hat die 18. Meisterschaft fast schon perfekt gemacht. Trotzdem gab es Ärger im Old Trafford. Carlos Tevez provozierte nach seinem feinen Treffer mit einer "Was sagt Ihr jetzt?"-Geste vor der Ehrentribüne - United will ihn nicht über die Saison hinaus verpflichten. Dann flippte Cristiano Ronaldo aus. Nach seiner Auswechslung in der 58. Minute schüttelte der Portugiese hundert Mal ungläubig den Kopf und ließ seine Wut an einer Trainingsjacke aus. "Ich mag es, wenn Spieler sich ärgern, dass sie nicht spielen", sagte Alex Ferguson milde. David Beckham hat schon für sehr viel geringere Vergehen einen Schuh ins Gesicht bekommen, doch der Schotte hält noch bis zum Saisonende still. Ronaldo ist seit seinem Treffer beim FC Porto in bestechender Form und wird - kindisches Verhalten hin oder her - dringend gebraucht.

Der neue Joey Barton? Der Bad Boy von Newcastle United wurde von Alan Shearer suspendiert, dafür könnte Andre Bikey demnächst als größter Bösewicht der Liga nachrücken. Im Playoff-Halbfinale der zweiten Liga (Championship) gegen Burnley (1:0) verursachte der Reading-Verteidiger einen späten Elfmeter, der zum Siegtreffer führte; in der Nachspielzeit wurde er nach einem Tritt gegen Robbie Blake vom Platz gestellt. Bikey fällt nicht zum ersten Mal auf. Vor drei Jahren verpasste er einem Gegner in einem Freundschaftsspiel in Schweden eine Kopfnuss, und beim Afrika-Cup 2008 sah der Kameruner Nationalspieler gegen Ghana die kurioseste Rote Karte, die man sich vorstellen kann: Bikey schubste einen Sanitäter, der Kapitän Rigobert Song zu schnell vom Feld tragen wollte. Es wäre ein Jammer, wenn der Mann nicht in die Premier League aufsteigen würde.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Vergeigt: Zwölf Minuten vor dem Abpfiff führte der FC Barcelona noch 3:1 gegen Villarreal, dann kamen Schlag auf Schlag ein Elfmeter von Matías Fernandez zum Anschluss und der Ausgleich von Llorente in der 92. Minute und Essig war es mit der vorgezogenen Liga-Feier der Culés. Blitzschnell war der Sekt wieder im Kühlschrank und die Gläser unter dem Tresen. Aufgeschoben ist aber bekanntlich ja nicht aufgehoben! Die Enttäuschung ist groß, viel schlimmer trifft Barca jedoch die Verletzung von Andrés Iniesta, der sich beim letzten Spielzug eine Muskelzerrung holte. "Diese Nachricht ist schlimmer, als die Liga nicht zu gewinnen", meinte Trainer Pep Guardiola besorgt. Die Diagnose steht noch aus, aber Iniesta wird beim Finale der Copa del Rey definitiv nicht spielen können. Es ist die dritte Muskelverletzung für Iniesta in dieser Saison. Im November fiel er fünf Wochen aus, im Februar zwei.

Alles hat ein Ende nur Abidal hat keins: Er sah gegen Chelsea schon die Rote Karte und am Sonntag noch mal. Jetzt verpasst Eric Abidal beide Endspiele des FC Barcelona! In der 77. Minute zückte Schiri Vitienes die Rote nach einem klaren Foul an Villarreals Nihat. Matías Fernandez verwandelte den fälligen Elfmeter. Das Cup-Finale gegen Bilbao wird Abidal also nur von der Tribüne aus erleben dürfen. Ebenso das Champions-League-Finale in Rom: Nach dem Foul an Nicolas Anelka im Halbfinale gegen Chelsea ist der Franzose für das Finale gegen Manchester gesperrt. Nachdem ManUtd im Falle des gesperrten Darren Fletcher in Revision gehen will, wird Barca-Trainer Guardiola auch Abidals und Alves' Sperren anfechten.

Abstiegs-Schach(t): Es fing wie ein zweiter Sommernachtstraum an, das große Comeback in der Eliteklasse des spanischen Fußballs - doch jetzt kämpfen sie wieder gegen den Abstieg: Sporting de Gijon weist nach 35 Spieltagen ein Unentschieden, elf Siege und glatte 23 Niederlagen aus. Die letzte davon gab's an diesem Wochenende gegen Almeria. Sporting-Trainer Preciado sieht's nüchtern: "Wir wussten die Möglichkeit nicht zu nutzen". Bei den Sporting-Spielern selbst liegen die Nerven ziemlich blank. Während des Spiels kam es immer wieder zu lautstarken Debatten. Kein Wunder: Es sind nur noch drei Spieltage. Drei Punkte müssen mindestens noch her, wenn man nicht in die zweite Liga absteigen will.

Ligue 1

von Alexis Menuge

Zweitligist Guingamp im Europacup:  Wer hätte das gedacht? Zweitligist En Avant Guingamp (übersetzt: Nach vorne Guingamp) holte an diesem Wochenende den nationalen Pokal gegen den großen Nachbarn Rennes nach einem hart umkämpften Spiel (2:1). Mit 7800 Einwohnern ist Guingamp damit als kleinste Stadt aller Pokalsieger in die Geschichte eingegangen. Nach Le Havre vor genau 50 Jahren ist Guingamp der zweite Verein aus der zweiten Liga, der den Pott holt. Die ehemalige Mannschaft der Chelsea-Stars Didier Drogba und Florent Malouda wird also im September an der neuen Euro League teilnehmen. Doch ist man nicht zum ersten Mal im internationalen Geschäft dabei, denn 1996/1997 schied man im UEFA-Cup gegen Inter Mailand aus. Ein paar Jahre später spielte Franck Ribery bei Guingamp vor. Der Präsident Noel Le Graet, der heute immer noch im Amt ist, sagte damals: "Er ist nicht gut genug für einen Profi-Vertrag". Im Nachhinein verpasste man die riesen Chance, das magische Trio Ribery-Drogba-Malouda zu formen...

Rennes wie der HSV: Jedes Jahr das gleiche Lied. Nach einer starken und konstanten Saison stürzt Stade Rennes im Endspurt völlig ab. In der Meisterschaft war das Team aus der Bretagne lange im Rennen um die Champions-League-Plätze dabei. Doch in den letzten sieben Spielen gewann man nur noch zweimal und rutschte auf Platz sieben ab. Man hoffte danach zumindest den Pokal zu holen, vor allem, weil man gegen Nachbar Guingamp als großer Favorit galt.Doch im Pariser Stade de France gab es die bereits erwähnte böse Überraschung. Das Bankett nach dem Spiel fand ohne Trainer Guy Lacombe statt, der in keinem Fall verlängern will. Wie der Hamburger SV in der Bundesliga hat Rennes mittlerweile innerhalb weniger Wochen fast alles verspielt und wird höchstwahrscheinlich in der kommenden Saison international zuschauen müssen.

Das fiese Spielchen mit Gerets: Komisch, komisch. Nach der Bekanntgabe des Abgangs von Erik Gerets als Marseille-Trainer vor zwei Wochen stellte OM-Präsident Pape Diouf den Nachfolger Didier Deschamps weniger als eine Woche später vor. Nun kam raus, dass man sich mit dem Ex-Coach von Juventus Turin seit März bereits einig sei. Zwei Tage bevor Deschamps offiziell als Gerets-Nachfolger fest stand, hieß es, dass OM-Chef Robert Louis-Dreyfus noch einmal mit dem Belgier reden wollte, um ihm einen neuen Vertrag anzubieten. Im Endeffekt waren viele beim derzeitigen Tabellenführer neidisch auf die Popularität des ehemaligen Wolfsburgers und haben ihn zum Aufgeben gezwungen, vor allem, weil man ihm kein Top-Gehalt und nicht genug Kohle zur Verstärkung des Kaders bot.

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