"Achtung, Bayern: Hier gibt's zehn Stück!"

Von SPOX
63 Tore erzielte Barca 08/09 im Camp Nou in Meisterschaft und Champions League (19 Spiele)
© Imago

Ganz Barcelona freut sich auf ein Schützenfest gegen die Bayern. England bejubelt einen 17-jährigen Römer und zittert vor Alan Shearers Comeback beim Fernsehen. Adriano zieht Colts, Marihuana und Alkohol einer geregelten Arbeit vor. Und: Robert Vittek läuft endlich in Frankreich heiß.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Guardiolas Blasphemie: Ganz Barcelona freut sich tierisch auf die Bayern. Man weidet sich am Debakel des Champions-League-Gegners in Wolfsburg. "Bayern ist ein Pulverfass. Klinsmann macht seine Spieler nach dem Debakel in Wolfsburg rund", schreibt "El Mundo Deportivo" und will wissen, dass der Bayern-Coach rausfliegt, wenn er mit einer Mannschaft an Barca scheitert. Unter der Überschrift "Vor dieser Elf zittert die ganze Welt", verrät "SPORT" schon mal die Aufstellung der Blaugrana, die sich folgendermaßen liest: Valdes, Alves, Pique, Marquez, Puyol, Toure, Xavi, Iniesta, Messi, Eto'o und Henry. Andere Publikationen kokettieren schon mal frech mit einem zweistelligen Sieg für Barca. Am tollsten treibt es aber Trainer Josip Guardiola, der an die Barca-Fans appelliert haben soll: "Geht am Mittwoch nicht zum Oster-Gottesdienst, sondern kommt alle ins Camp Nou. Wir brauchen euch, es muss rocken!" Spätestens hier hört der Spaß aber auf. Ostern ist dem Spanier mindestens so heilig wie Weihnachten und die "Semana Santa", die heilige Karwoche, ist für Besinnung gedacht und für ein gutes Tröpfchen im Kreise der Lieben. Aber wenn die Bayern kommen, dann ist offenbar selbst in Barcelona der Teufel los.

Guti verweigert den Befehl: Obwohl bei Real Madrid mit Arjen Robben und Lassana Diarra zwei Stammspieler im Mittelfeld verletzt fehlten, saß Vizekapitän Guti beim Spiel in Malaga zu Beginn erneut nur auf der Bank. Trainer Juande Ramos ließ seine Ersatzspieler in der zweiten Halbzeit 20 Minuten warm laufen. Guti soll zu seinen Mitspielern Royston Drenthe und Javier Saviola gesagt haben, dass er bei diesem Spielstand (1:0 für Real) nicht eingewechselt werden sollte, sondern eher ein defensiver Mittelfeldspieler. Als Ramos Guti in der 85. Minute dann auf den Platz schickten wollte, soll er zum Trainer gesagt haben. "Jetzt? Jetzt spiele ich sicher nicht." Statt Guti kam dann Drenthe.

Die Geier warten schon: Ein bisschen mehr Zusammenhalt wäre bei Real schon angesagt, schließlich ist die längst verloren geglaubte Meisterschaft nach der Fabelserie unter Ramos (40 von 42 möglichen Punkten aus den letzten 14 Spielen) durchaus nicht mehr unmöglich. "Wir warten auf einen winzigen Fehler von Barca und dann sind wir an der Reihe." Gonzalo Higuain, der ein 70-Meter-Solo gegen Malaga mit dem Siegtor für die Königlichen abschloss, gibt den Papagei des Trainers: "Wir lassen uns nicht aufhalten. Sobald Barca die kleinste Panne hat, holen wir sie uns. Wir sind ihnen auf den Fersen." So spricht der loyale Angestellte, Herr Guti.

Premier League

von Raphael Honigstein

Ein Debüt für die Geschichtsbücher: Der Mann des Tages - vielleicht der ganzen Saison? - war natürlich Neuling Federico Macheda, Manchester Uniteds Last-Minute-Torschütze beim 3:2 gegen Aston Villa. Der 17-Jährige Römer, der erst in der vergangenen Woche einen Hattrick in der Reservemannschaft erzielt hatte, wurde nach seinem wunderbaren  Treffer sofort mit einer United-Legende verglichen. "Macheda hat mit Steve Bruce außer einer Nase, die jeden Schönheitschirurgen reizen würde, wenig gemeinsam", schrieb die "Times", "aber in zwei Monaten könnte er mit dem ehemaligen United-Kapitän die Ehre teilen, das Tor erzielt zu haben, das dem Klub die Meisterschaft gewonnen hat." Verteidiger Bruce traf 1993 zwei Mal spät gegen Sheffield United und sicherte so die erste Meisterschaft der Red Devils seit 25 Jahren. Dank Machedas Tor hat United wieder beste Chancen, mit Liverpools 18 Titeln gleich zu ziehen.

Eine ganze Region muss zittern: Die Rückkehr von Robert Huuuuth nach Deutschland wieder ist ein Stückchen wahrscheinlicher geworden, nachdem sein FC Middlesbrough 4:1 bei den Bolton Wanderes unterging. Boro, von einigen Experten vor der Saison noch als Überraschungsmannschaft getippt, klebt weiter auf einem Abstiegsplatz fest und Trainer Gareth Southgate auf seinem Stuhl. Eigentümer Steve Gibson hat dem 38-Jährigen das Vertrauen ausgesprochen, doch bisher bleiben alle Bemühungen erfolglos: Boro muss wohl in die zweite Liga, und das mit der Kleinigkeit von 93 Millionen Euro Schulden im Gepäck. Die Kollegen vom FC Sunderland, Newcastles Lokalrivalen,  könnten, wenn es richtig doof läuft, für einen traurigen Hattrick sorgen. Mit ein bisschen Pech steigen dieses Jahr alle drei Nordost-Vereine ab. Dabei gilt die Gegend doch als Brutstätte für Nationalspieler.

Fehlstart für Mr Charisma: Der "Engel des Nordens" ("Newcastle Journal") wurde vor dem 0:2 gegen Chelsea wider Erwarten nicht wie der Messias gefeiert;  Alan Shearer wurde im St. James' Park vergleichsweise zurückhaltend begrüßt. Vielleicht hat man in der fußballverrückten Stadt an der Tyne allmählich den Glauben an Wunder verloren,  nachdem man dort zuletzt mehr falsche Heilsbringer gesehen hat als bei den Oberammergauer Passionsspielen. Shearer kann mit dieser Truppe wenig ausrichten, lautete der milde Tenor der Presse nach der Niederlage, die Newcastle United dem Abstieg ein bisschen näher rückt. Shearers Ankündigung, im Mai auf jeden Fall wieder als Fernsehexperte der "BBC" zurückzukehren, verbreitete jedoch Angst und Schrecken - seine farblosen Analysen sind auf der Insel berüchtigt. "Am Samstag konnte man hören, wie Shearer auf der Bank eine missglückte Flanke lautstark als "useless" (unbrauchbar) verfluchte", berichtete der "Observer" spöttisch, "endlich mal eine Bewertung mit ein bisschen Schärfe".

Serie A

von Oliver Birkner

Zwei Colts, Marihuana und Alkohol: Wo ist Waldo?, heißt ein beliebtes Comic-Rätsel aus den USA. Wo ist Adriano feierte in der letzten Woche als südamerikanische Variante Premiere. Der Inter-Stürmer saß während der WM-Qualifikation bei der Selecao nur auf der Bank, nahm dann am Donnerstag nicht wie geplant mit seinen Kollegen den Flieger zurück nach Italien und verschwand spurlos. Erst am Sonntag tauchte er wieder bei der Familie in Rio auf - Inter selbst hatte bisher noch keinen Kontakt zum 27-Jährigen. Ende der Woche will der "Imperatore" seine Auszeit beenden und wieder nach Mailand jetten. Laut der brasilianischen Yellow Press soll der Stürmer bei einer Party zünftig gefeiert haben, "mit zwei Colts am Gürtel, reichlich Marihuana und Alkohol ohne Ende". Bedenkt man die vergangenen inflationären Eskapaden Adrianos sind die 5,5 Millionen Euro, die Inter jährlich zahlt, nicht wirklich gut angelegt. Im Sommer wollen die Nerazzurri den Kontrakt bis 2010 nun auflösen. "Bis Saisonende wird er sicher kein Spiel mehr für uns machen", sagte Coach Jose Mourinho. Danach sicher auch nicht.

Internet-Verbot für Schiris: Meinungsfreiheit ist ein essenzielles Gut. Es sei denn, man ist italienischer Referee, dann gehört man zukünftig eher einer schweigsamen Kaste an. Der Präsident der Schiedsrichtervereinigung Italiens, Marcello Nicchi, verbot all seinen Pfeifenmännern, "Facebook, Blogs, Foren, Mailinglisten oder ähnliches zu nutzen". Ein Verstoß zöge eine automatische Sperre nach sich. Sind ja auch wirklich immens gefährlich, diese modernen Kommunikations-Plattformen - lieber mal wieder ein gutes Buch lesen.

Ligue 1

von Alexis Menuge

Die turbulente Woche des Stephane Dalmat: Es passierte genau vor einer Woche kurz vor sechs Uhr morgens: Nach einem langen Besuch in einer Pariser Nobeldisko stritt sich Sochaux-Mittelfeldspieler Stephane Dalmat mit seiner Freundin, bevor ein paar Polizisten intervenierten. Das gefiel dem ehemaligen Inter-Profi überhaupt nicht und stark angetrunken wie er war schlug er einen Polizisten ins Gesicht. Die Folge: Er verbrachte 24 Stunden im Gefängnis und muss nun am 27. Mai vor Gericht erscheinen. Zum Heimspiel seines Teams am Sonntag gegen Rennes (3:0) fuhr Dalmat dann ganz allein zum Stadion, um nicht groß aufzufallen und den Fans aus dem Weg zu gehen. Doch die reagierten milde und pfiffen ihn kaum aus. Der Verein belegte ihn mit einer Geldstrafe und nahm ihm die Kapitänsbinde ab. In der Startformation stand er gegen Rennes dennoch.

Vittek is back:  Monatelang war es ganz still um Robert Vittek. Nach Integrationsschwierigkeiten ist der ehemalige Nürnberger beim OSC Lille aber nun definitiv angekommen. Beim 2:0-Sieg der Nord-Franzosen beim FC Nantes markierte er den Endstand mit einem fulminanten Rechtsschuss. Dreimal traf er in den letzten vier Spielen. Bei vier Saisontoren steht er insgesamt. Im August spielte er noch mit dem Klub in der 2. Bundesliga und nun kann er ernsthaft von der französischen Meisterschaft träumen. Acht Spieltage vor Saisonende steht Lille auf dem vierten Platz mit nur vier Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Lyon.

Unerschütterliches Marseille: In den letzten acht Liga-Partien holte OM zwanzig Punkte. Eine tolle Ausbeute für einen Verein, der seit mittlerweile 16 Jahren keinen einzigen Titel mehr holen konnte. Und nun jagt die Mannschaft von Coach Erk Gerets Titelverteidiger Lyon im Kampf um den Titel. Das Restprogramm ist gar nicht so übel für die Marseillais, das zum Beispiel noch ein Heimspiel gegen OL vorsieht. Doch OM ist auch noch im UEFA-Cup dabei und trifft am kommenden Donnerstag auf Donetzk im Viertelfinal-Hinspiel. Die Spieler von Gerets zeigen sich gerade im mentalen Bereich sehr solide, denn sowohl die gesundheitlichen Probleme von Präsident Pape Diouf (er ist derzeit im Krankenhaus wegen einer schweren Augen-Infektion) als auch die unsichere Zukunft vom belgischen Coach (geht er oder bleibt er?) verunsichern die Mannschaft in keinster Weise.

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