Chaostage beim FC Utrecht

SID

Beim FC Utrecht geht es drunter und drüber. Erst hatte beim niederländischen Ehrendivisionär Willem van Hanegem die Vereinsführung kritisiert. Darauf wurde der Trainer gefeuert. Das gefiel Sportdirektor Piet Buter nicht und meldet sich krank.

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'We wish you a merry x-mas' war während der Weihnachtsfeiertage in großen Lettern auf der Internetseite des niederländischen Ehrendivisionärs FC Utrecht zu lesen.

Was in den vergangenen Tagen allerdings beim dreimaligen Cupsieger vor und hinter den Kulissen ablief, hatte mit friedlicher Festtags-Stimmung nichts zu tun. Beim Klub aus der niederländischen Kleinstadt ging es drunter und drüber. Höhepunkt der Chaostage war die Entlassung von Trainer Willem van Hanegem einen Tag vor Heiligabend.

Genug von den Vereinsintrigen

Nicht die 0:2-Niederlage im letzten Meisterschaftsspiel beim Spitzenreiter AZ Alkmaar hatte den Ausschlag gegeben, vielmehr hatte der Vizeweltmeister von 1974 die Vereinsführung mit einer Kolumne im "Algemeen Dagblad" auf die Palme gebracht.

Er werde seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern, weil er die Vereinsintrigen leid sei, hatte der 64-Jährige erklärt und bekam daraufhin postwendend von Präsident Jan Willem van Dop seine Papiere.

Das wiederum passte Sportdirektor Piet Buter überhaupt nicht, der sich umgehend krank meldete. Vorher monierte er in den niederländischen Medien noch, dass die Entscheidung übereilt und er überhaupt nicht informiert worden sei.

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Kapitän zieht Konsequenzen

Auch in der Mannschaft, die auf einem für Utrechter Verhältnisse respektablen neunten Rang liegt, wurde die Entscheidung mit Verärgerung aufgenommen. Kapitän Gregoor van Dijk stellte sein Amt zur Verfügung. Neuer Coach ist der bisherige Assistent Ton du Chatinier, der nicht einmal über den notwendigen Trainerschein verfügt.

Das verwundert aber kaum, da der FCU ohnehin einen hohen Verbrauch an Assistenten hat. Im Oktober setzte der Vorstand gleich vier Co-Trainern wegen 'Kommunikationsproblemen´ den Stuhl vor die Tür. Bei einer Reise ins Trainingslager nach England hatte sich das Quartett geweigert, seine eigenen Koffer zu tragen.

"Bombenleger" habe sie van Hanegem daraufhin nach einem Bericht der Tageszeitung "De Volkskrant" genannt. Van Hanegem bestritt allerdings, die Entlassung der Viererbande forciert zu haben. Er sei bei dieser Aktion von Vorstandsmitgliedern missbraucht worden, kritisierte der Altmeister.

Van Hanegem: "Eine Seifenoper"

Das Tischtuch zwischen ihm und Klubbesitzer Frans van Seumeren war aber ohnehin schon zerschnitten. Van Hanegem soll den Eigentümer einer Schiffbergungsgesellschaft wegen nicht vorhandenen Fussballverstands als "Unterseeboot" tituliert haben, was der Trainer inzwischen dementierte.

Mit drei der vier entlassenen Assistenztrainer einigte sich der Verein mittlerweile auf eine Abfindung. Nur Torwarttrainer Maarten Arts akzeptierte die Kündigung nicht und klagte vor dem Schiedsgericht des niederländischen Verbandes KNVB auf Wiedereinstellung. Anfang der Woche kam es in Zeist zur Verhandlung.

Dort musste auch van Hanegem als Zeuge aussagen, und der hatte wenig Gutes zu berichten. Nur zwei Trainer hätten sich an Teambesprechungen beteiligt, der Rest meist geschwiegen, auch Arts. "Das war bestimmt keine lustige Situation. Es war wie in einer Seifenoper", sagte van Hanegem. In der spielt der Trainer selbst nun keine Rolle mehr.

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