Mourinho, Mimosen und Moneten

SID
Dass Tottenham am Wochenende zu Null spielte, lag nicht unbedingt an Keeper Heurelio Gomes...
© Imago

Inters Sulley Muntari überraschte beim Sieg über Juve mit einem überraschend offenherzigen Slogan auf dem Rücken, Mourinho war ausnahmsweise mal sprachlos und Hulls Kult-Kicker will ein Altherren-Kommitee seinen ersten Premier-League-Treffer wieder wegnehmen. Das und noch viel mehr in den Blitzlichtern aus Europa - die topaktuellsten Geheimnisse des Wochenendes, zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Serie A

von Oliver Birkner

Fresh Kicks - Fresh Tits: Sein erstes Inter-Tor in der Serie A hatte sich Sulley Muntari für einen der wichtigsten Termine aufgehoben: das 210. "Derby d'Italia" gegen Juventus (Endstand 1:0). Um etwas mehr Verve in seinen Auftritt zu bringen, wählte Muntari unter dem Trikot ein exquisites T-Shirt. Auf seiner Brust reckte sich eine aparte Lady lediglich mit Schuhen bekleidet, auf dem Rücken konnte man das verheißungsvolle Motivationskonzept "Fresh Kicks - Fresh Tits" lesen. Das mit den frischen Kicks klappte schon einmal ganz gut. Gegen den zweiten Teil der Devise hingegen dürfte Muntaris Freundin Menaye Donkor, ehemalige Miss Ghana, sicher ihr Veto eingelegt haben.

Sprachloser Mourinho: Wer dachte, dass Jose Mourinho auf alles eine Antwort besäße, wurde am Wochenende eines Besseren belehrt. Ein findiger Journalist vom Staatssender "Rai" stellte ihm die listige Frage: "Herr Mourinho, antworten Sie bitte nur mit Ja oder Nein: Wie sehr hat Ihnen Inter heute gefallen?" Da fehlten selbst dem Portugiesen die Worte.

Salto Nullo in Lecce: Der AS Rom feierte beim 3:0 in Lecce seinen ersten Auswärtssieg der laufenden Serie A. Dabei traf neben Mirko Vucinic und dem Ex-Leverkusener Juan auch Francesco Totti und erzielte damit sein 168. Ligator. Damit ist er der erfolgreichste aktive Spieler in Italien. Der Erfolg kam jedoch nicht wirklich überraschend, zumindest wenn man den Worten von Lecce-Coach Mario Beretta Glauben schenkt: "Heute haben wir mit null Akteuren gegen elf gespielt." Da wundert man sich eigentlich, dass die Roma nur drei Mal getroffen hat. Aber wahrscheinlich könnten die Süditaliener auch mit 22 Spielern antreten und würden nicht gewinnen, denn Lecce holte in der Serie A zu Hause gegen Rom noch nie drei Punkte (sechs Remis, sieben Niederlagen).

Der 12. Spieltag der Serie A im Überblick

Premier League

von Raphael Honigstein

Keine Gnade für den Kult-Tiger: Nach seiner Kopfnuss für Teamkollege Marlon King in der vergangenen Woche schlug Dean Windass nun auch auf dem Platz zu. Gegen Portsmouth kam der 39-Jährige Stürmer von Hull City in der 72. Minute auf den Platz und setzte seinen massigen Körper kurz vor Schluss so geschickt ein, dass der Ball zum 2:2-Ausgleich ins Tor von Pompey kullerte. Der in Hull als Held verehrte Windass lief nach dem ersten Premier-League-Tor für seinen Heimatverein völlig wild über den halben Platz, aber das Fernsehen gab den Spielverderber: Zeitlupenbilder bewiesen, dass der Ball zuletzt von Portsmouth-Verteidiger Noe Paramot gespielt worden war. Da Windass auf seinen Treffer besteht, wird sich nun das eigens für solche Fälle zuständige "Dubious Goals Committee" (zu Deutsch: Kommittee der fragwürdigen Tore) der Sache annehmen und ihm sein Tor bald wieder wegnehmen. Das ist übrigens kein Witz, sondern wirklich die Prozedur auf der Insel.

Sonderangebot: Premier-League-Vereine ziehen bekanntlich steinreiche Investoren aus aller Welt an. Pokalsieger Portsmouth will aber leider niemand, weswegen man den Verein nach Informationen der "News of the World" jetzt zum absoluten Schnäppchenpreis von exakt einem Pfund im Winterschlussverkauf bekommen kann. Interesse, liebe Spox-User? Es gibt nur einen winzigen Haken an der Sache: Der Käufer muss auch umgerechnet 112 Millionen Euro Schulden mitübernehmen.

Wahrscheinlichkeitsrechnung: Tottenham-Torwart Heurelho Gomes hat seit seinem Wechsel nach London im Sommer das Unmögliche geschafft: der Brasilianer lässt Woche für Woche seine englischen Kollegen im Tor vergleichsweise gut aussehen. Beim 1:0-Heimsieg gegen die Blackburn Rovers am Sonntag langte der tragikomische Keeper in der ersten Viertelstunde wieder zwei Mal fürchterlich daneben, doch die Gäste konnten nicht davon profitieren. Zum Glück kennt "Gomi" die Gründe für seine Schwierigkeiten. "In Eindhoven musste ich nur zwei bis drei Mal pro Spiel in Aktion treten", erklärt er, "bei den Spurs muss ich zehn bis 15 Mal eingreifen. Deswegen steigen die Chancen, einen Fehler zu machen". Das leuchtet natürlich ein.

Tabellenrechner zur Premier League: Jetzt die Saison durchtippen!

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Money, Money, Money: Oder wie man auf Spanisch sagen würde: Dinero, Dinero, Dinero. Bei Real ist jetzt Schluss mit Jammern und händeringend nach Verstärkung suchen. Jetzt wird die Krise am Schopfe gepackt: Bei einem gemeinsamen Essen hat Real-Präsident Ramon Calderon am Freitag seinem Team 100.000 Euro Prämie (pro Kopf!) versprochen, wenn die nächsten fünf Spiele in der Primera Division und der Champions League gewonnen werden. Insgesamt hat das "Krisenpaket" ein Volumen von 2,5 Millionen Euro. Das Spiel gegen den FC Barcelona am 13. Dezember ist vom Pakt ausgeschlossen. Sollte Real Madrid dieses Spiel nämlich gewinnen, gibt es noch mal 100.000 Euro extra. Die erste Hürde haben die Spieler schon mal überwunden: Am Samstag mühten sich die Königlichen zu einem 1:0-Sieg gegen Recreativo Huelva. Dann wären's nur noch vier...

Quizfrage: Welcher Deutsche spielt derzeit in der Primera Division am meisten? Wer die Frage mit den Nationalspielern Christoph Metzelder, Timo Hildebrand oder David Odonkor beantworten will, liegt meilenweit daneben. Eugen Polanski wäre die richtige Antwort. Der ehemalige U-21-Kapitän stand beim FC Getafe zuletzt bei den Knallerspielen gegen den FC Valencia, den FC Sevilla und den FC Barcelona in der Startelf und darf sich damit als Stammspieler sehen. Dass es für den letztjährigen UEFA-Cup-Teilnehmer dabei nur einen Punkt gab, lag an der Qualität der Gegner und darf dem Ersteller des Spielplans angekreidet werden. Am nächsten Wochenende wartet übrigens Real Madrid auf den Vorstadtklub.

Spielplan galore: Nach zwölf Spieltagen kommt die Tabelle der Primera Division leicht krumm daher. Fünf Teams an der Spitze haben sich bereits ein Sechs-Punkte-Polster auf den Rest der Liga herausgearbeitet, ab Platz neun sind die Bilanzen bereits negativ und die Abstiegszone beginnt. Dieser Umstand könnte sich in den nächsten Wochen allerdings beheben, stehen an den nächsten fünf Spieltagen doch nicht weniger als neun (!) direkte Duelle zwischen Barcelona, Real, Villarreal, Valencia und Sevilla an. Schon mal vormerken: Der "clasico" steigt am zweiten Dezember-Wochenende.

Der 10. Spieltag der Primera Division im Überblick

Ligue 1

von Alexis Menuge

Juninho tritt dreimal zu: Für Olympique Lyon sah alles wunderbar aus: Sieben Punkte Vorsprung nach erst einem Drittel der Saison und der achte Meistertitel in Folge in Sicht. Doch beim Spitzenspiel im Prinzenpark gegen Paris St. Germain (0:1) zeigte OL ungewohnte Schwächen in der Defensive und verlor verdient durch ein Tor des ehemaligen Lyonnais Ludovic Giuly, der mit seinen 1,64 Metern ein Kopfballtor erzielte. Superstar Juninho wurde zunächst geschont, kam dann nach einer Stunde ins Spiel und ging 15 Minuten später wieder duschen, nachdem er PSG-Verteidiger Sylvain Armand einen bösen Tritt verpasst hatte und Rot sah. Damit noch nicht genug: Auf dem Weg zur Kabine trat der Brasilianer dann auch noch einen Fernseher und die Kabinentür ein. OL-Präsident Jean-Michel Aulas beschwerte sich hinterher tierisch über die späte Anstoßzeit (21 Uhr), und über den Umstand, dass sechs seiner Spieler zur Doping-Kontrolle mussten, was dazu führte, dass man erst Sonntagfrüh nach Lyon zurückkehren konnte. Insgesamt keine optimale Generalprobe für das Champions-League-Spiel in Florenz.

Pancho flüchtet: In Nürnberg nannten sie Jacques Abardonado "Pancho", in Valenciennes jetzt nur noch den "Flüchtling". Beim Kellerduell zwischen Valenciennes (erst zwei Siege) und Sochaux (ein Sieg) gab es keinen Sieger (2:2), dafür aber einen großen Verlierer. Der Ex-Nürnberger, der jetzt das Trikot von Valenciennes trägt, war hauptschuldig am ersten Treffer der Gäste und wurde deshalb in der Pause von einem Mitspieler mächtig angepflaumt. Die Konsequenz: Abardonado war mit den Nerven so runter, dass er seine Sachen packte und aus dem Stadion flüchtete. Zuvor hatte er Trainer Antoine Kombouare noch mitgeteilt, dass er sich nicht mehr fähig fühle, weiter zu spielen.

Die Grünen unten durch: Zum ersten Mal seit Oktober 1990 ist der Traditionsklub AS Saint-Etienne Letzter der Ligue 1. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen das Überraschungsteam OGC Nizza (fünf Siege in Folge, Platz zwei) sind die Verantwortlichen völlig ratlos. Der Trainerwechsel vor zwei Wochen - Alain Perrin beerbte Laurent Roussey - blieb bislang wirkungslos, gegen OGC gab es bereits die siebte Niederlage in Folge. Sinnbildlich für den Niedergang von AS steht Batefimbi Gomis. Der EM-Teilnehmer ist nur noch ein Schatten seiner selbst, wenn auch ein größerer: Der Stürmer plagt sich mit drei Kilo Übergewicht herum und hat erst zwei Saisontore erzielt. Damit ist er aber immerhin bester Torschütze seines Teams...

Mehr zum internationalen Fußball