Milan hakt den Scudetto ab

SID
kaka milan mailand rom italien serie a fußball
© Getty

Mailand - Streicheleinheiten, statt Standpauke - Milans Klub-Präsident Silvio Berlusconi hat wieder einmal alle überrascht. Dabei wird die Talfahrt des Champions League-Siegers immer rasanter.

Cookie-Einstellungen

Nach der 0:1-Heimpleite gegen Vize-Meister AS Rom ist Titelanwärter Milan (10) mit elf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Inter Mailand (21) nur Tabellendreizehnter.

Die Spieler sind verunsichert, Trainer Carlo Ancelotti ratlos und die Fans fordern neue Stars. Doch statt des erwarteten Donnerwetters, verharmloste Berlusconi die Krise: "Milan ist ein Super-Champion, der einfach nur mal schläft."

Milan lebt, lautet Berlusconis Botschaft. "Es gibt keinen Grund zur Sorge: Wir werden zurückkehren und wieder siegen wie eh und je", sagte Berlusconi. Um dies sicherzustellen, versuchte sich der Medienzar nach der zweiten Heimniederlage in Folge in der Mannschaftskabine als Teampsychologe: "Ich habe ein Lächeln dorthin gebracht, wo Traurigkeit und auch ein bisschen Depression herrschte", verriet Berlusconi.

Ancelotti habe er aufgefordert, den Kopf hoch zu halten.

Ronaldo immer noch verletzt 

So viel Mitgefühl hatten ihm viele gar nicht zugetraut. Der erfolgsverwöhnte Unternehmer und Politiker hasst schließlich nichts so sehr wie Verlierer. Viele vermuten denn auch eher Berechnung, denn Mitleid hinter Berlusconis sanften Worten. Noch mehr Druck hilft ohnehin nicht, um Milan wieder auf die Beine zu bringen.

Trotz der mit Italien gewonnen Weltmeisterschaft in Berlin und dem Champions League-Triumph von Athen sind die Milan-Stars nicht satt. Leistungsträger im Mittelfeld wie Andrea Pirlo oder Gennaro Gattuso sind aber ausgelaugt - mental wie körperlich. Sie benötigten eigentlich eine Pause.

Auf der anderen Seite werden verletzte Stars wie Stürmer Ronaldo schmerzlich vermisst. "Mit Ronaldo hätte ich im Angriff sicher mehr Möglichkeiten", meint Ancelotti.

Heimschwäche nimmt beängstigende Form an 

Vor allem in San Siro hat Milan Probleme. Wenn das Team gegen mauernde Gegner das Spiel machen muss, stößt es zu Hause an seine Grenzen. Trifft es dann auch noch auf selbstbewusst konternde Teams wie Vize-Meister AS Rom, geht Milan als Verlierer vom Platz.

Zwei Niederlagen, drei Unentschieden und noch kein einziger Sieg. So lautet die schwache Heimbilanz. An den Titel brauche Milan so gar nicht mehr zu denken, räumte Ancelotti ein.

"Unsere Tabellenposition ist wirklich hässlich und macht uns Sorge", gab der Trainer zu. Auf ein Donnerwetter in der Kabine habe er aber verzichtet. "Auch, weil Berlusconi uns aufgefordert hat, nichts zu dramatisieren", sagte der Coach.

Fragt sich nur, wie lange Berlusconis Sanftmut noch anhält. Wenn es mit Zuckerbrot nicht funktioniert, könnte der Klub-Besitzer doch noch die Peitsche herausholen. Und dann wird es für Ancelotti und die Spieler sehr viel ungemütlicher.