Mourinho tritt zurück

Von Stefan Rommel
Chelsea, Mourinho
© Getty

München - Es ist die Meldung der Nacht und es ist am Ende gar keine so große Überraschung mehr: Jose Mourinho und der FC Chelsea gehen nicht länger gemeinsame Wege.

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"Der FC Chelsea und Jose Mourinho haben sich heute (Donnerstag) in gegenseitigem Einvernehmen getrennt", steht auf der Homepage der West-Londoner.

Angeblich habe der Portugiese aber den Stein ins Rollen gebracht. Am späten Mittwochabend telefonierte Mourinho mit Frank Lampard, um mit ihm über die aktuelle Situation zu sprechen und teilte dem Nationalspieler zum Ende des Gesprächs seinen Entschluss mit. 

Kapitän John Terry, Didier Drogba und drei weitere Spieler habe Mourinho vor der offiziellen Verkündung durch den Verein ebenfalls informiert, allerdings nur per SMS. Gegen Mitternacht habe dann die gesamte Mannschaft Bescheid gewusst, schreibt die englische Presseagentur PA, um 1.45 Uhr stellte der Klub die offizielle Meldung ins Netz

Nachfolger steht schon bereit 

Am Mittwoch hatte es nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Rosenborg Trondheim zum Auftakt der Champions League längere Krisengespräche mit Klubeigner Roman Abramowitsch, den Geschäftsführern Peter Kenyon und Eugene Tenenbaum und Vorsitzender Bruce Buck gegeben. Diese blieben offenbar fruchtlos. Abramowitsch ließ dafür sogar einen wichtigen Auslandstermin verstreichen.

Nach Informationen der "BBC" steht Mourinhos Nachfolger schon bereit. Avram Grant, Sportdirektor bei den Blues, soll die Mannschaft erstmal übernehmen. Der Israeli wird erstmals im Spitzenspiel bei Manchester United auf der Bank sitzen.

Laut "BBC" soll Grant längerfristig die Aufgabe als Chelsea-Coach übernehmen. Der frühere israelische Nationaltrainer Grant arbeitet seit diesem Sommer für Chelsea. Grant ist ein guter Freund von Abramowitsch und hatte in der Vergangenheit öfter mal Stress mit Mourinho.

Ramos Abramowitschs Wunschkandidat 

Mourinho warf Grant vor, seine Arbeit durch unqualifizierte Beiträge zu stören. Grant war zuletzt Sportdirektor beim FC Portsmouth. Zuvor war er mit der israelischen Nationalmannschaft an der Qualifikation zur WM 2006 gescheitert. 

Wunschkandidat von Abramowitsch ist aber ein anderer: Sevillas Trainer Juande Ramos. 

Immer wieder Konflikte

Schon seit Anfang des Jahres gab es immer wieder Konflikte zwischen Mourinho und Abramowitsch.

Dem Russen war Chelseas nüchtern-pragmatische Spielweise schon länger ein Dorn im Auge, am Ende blieben die Blues in der Meisterschaft weit hinter Erzrivale Manchester United.

Der Premiere des Films "Blue Revolution", eine Dokumentation über die Jahre des FC Chelsea unter Roman Abramowitsch, blieben sowohl der Russe, als auch die gesamte Führungsetage am Mittwochabend fern. Mourinho wirkte offenbar schon während des Festakts merkwürdig still und verschlossen.

"Roman war es leid"

Schon unmittelbar nach dem Spiel gegen Trondheim wirkte Mourinho resigniert. Abramowitsch soll ihn danach in der Kabine bereits zur Rede gestellt haben. Englische Medien spekulieren nun, dass Mourinho mit seiner Entscheidung nur einer möglichen Entlassung zuvor kommen wollte.

Aus dem Umfeld Abramowitschs zitiert die "Sun" einen engen Vertrauten des Russen: "Roman war sehr verärgert darüber, wie die Mannschaft sich zuletzt präsentierte. Er war es leid, immer gesagt zu bekommen, alles sei in Ordnung - obwohl es das nicht war."

Schlechter Saisonstart

Chelsea war mit nur elf Punkten aus sechs Spielen so schlecht wie seit sechs Jahren nicht mehr in die Premier League gestartet und der Portugiese unter Druck geraten.

Immerhin aber holten die Blues mit Mourinho 2005 die erste Meisterschaft nach 50 Jahren. 2006 verteidigte er den Titel erfolgreich. Allerdings machte Abramowitsch seit seiner Übernahme 2003 nie einen Hehl daraus, die Champions League gewinnen zu wollen. Mourinho konnte ihm diesen Wunsch nicht erfüllen.

Im Laufe des Tages will sich der Trainer nun von seiner Mannschaft verabschieden.

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