Erleichterung statt Euphorie

Von Für SPOX bei der Frauen-WM: Stefan Moser/Daniel Börlein
Kerstin Garefrekes brachte die die DFB-Auswahl gegen Kanada in Führung
© Getty

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist mit einem Sieg gegen Kanada in die WM gestartet. Von der Kulisse beim Auftakt war die DFB-Elf begeistert, vom eigenen Spiel dagegen eher weniger. Während eine Youngsterin ihre Chance nutzt, machen zwei andere Spielerinnen Sorgen.

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Alles war ganz genau durchgeplant: Frühstück um 10 Uhr. Um 10.30 Uhr leichtes Anschwitzen mit Ball. Um 11 Uhr Teambesprechung. Eine halbe Stunde später Mittagessen, mit anschließender Mittagsruhe. Um 14.30 Uhr noch eine letzte Kleinigkeit zu essen, ehe um Punkt 16 Uhr der Bus vom Mannschaftshotel startete.

Ziel: Das Berliner Olympiastadion. Dort sollte für das deutsche Team ab 18 Uhr die Heim-WM beginnen und mit einer großen Party ins Turnier gestartet werden. Und was machten die deutschen Mädels? Sie feierten einfach schon vorher.

Ersatzkeeperin Ursula Holl hatte am Sonntag Geburtstag. "Und wenn jemand aus der Mannschaft Geburtstag hat", verriet Bundestrainerin Silvia Neid, "dann gibt's bei uns immer eine große Torte." Ganz klassisch eben, wie es sich für eine richtige Geburtstagsfeier gehört.

"So etwas haben wir noch nie erlebt"

"Es hielt sich aber im Rahmen", sagte Celia Okoyino da Mbabi. "Wir waren ja ziemlich auf das Spiel fixiert." Und da wurde ab kurz vor 18 Uhr dann richtig gefeiert - auf den Zuschauerrängen. Seit Monaten waren alle Tickets für diesen WM-Auftakt gegen Kanada vergriffen. Ein paar wenige waren trotzdem gekommen und suchten vor dem Stadion noch nach Karten.

Diejenigen, die welche hatten, sorgten drinnen für richtig gute Stimmung. "So etwas haben wir noch nie erlebt", sagte Kim Kulig zu SPOX. "Das war schon ein absolutes Karriere-Highlight. Die Zuschauer haben uns richtig beflügelt."

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"Vor so einer Kulisse zu spielen, war gigantisch. Alle haben getobt. Das hat schon richtig Spaß gemacht", sagte Stürmerin Alexandra Popp. "Das war ein Gänsehauterlebnis", gestand Kerstin Garefrekes. "Und dann noch ein Tor zu erzielen, ist unbeschreiblich."

Neid: "So war das nicht geplant"

Die Mittelfeldspielerin hatte durch ihren Führungstreffer schon nach zehn Minuten für ausgelassene Stimmung gesorgt und damit für den vermeintlichen Auftakt eines Fußball-Fests gesorgt. Doch daraus wurde nichts - zumindest nicht auf dem Rasen.

"Wir sind in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Wir haben nicht Fußball gespielt, haben schlecht kombiniert und zu viele lange Bälle gespielt. So war das nicht geplant", war die Bundestrainerin trotz einer Leistungssteigerung nach der Pause unzufrieden.

Erleichterung statt Euphorie

Und darum herrschte nach der Partie bei den deutschen Spielerinnen zwar Erleichterung über den gelungenen Start, aber keine Euphorie. "Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Aber wir müssen uns steigern", bekannte Annike Krahn, Chefin einer Hintermannschaft, die vor allem in Halbzeit eins die eine oder andere Unaufmerksamkeit offenbarte.

"Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen", sagte Kulig. Besonders selbstkritisch zeigte sich Birgit Prinz: "Ich bin nicht so gut ins Spiel gekommen und deshalb nicht so zufrieden mit meiner Leistung. Dass ich keine Torchancen hatte, lag sicherlich daran, dass ich von Beginn an nicht richtig drin war in der Partie."

Die Spielführerin wechselte sich im Sturmzentrum mit Okoyino da Mbabi ab. Doch während ihre Offensivkollegin das 2:0 erzielte (42.) und immer wieder für Gefahr sorgte, blieb Prinz ohne Torchance und musste nach 56 Minuten für U-20-Weltmeisterin Popp Platz machen.

Prinz und Bajramaj als Verlierer

Mit der 20-Jährigen wirkte die deutsche Offensive deutlich spritziger und spielfreudiger. Einmal mehr nutzte die Duisburgerin also die Chance, sich für einen Platz in der Startelf zu empfehlen. Für Prinz, deren erwartete Offensivpartnerin Inka Grings überraschend nur auf der Bank saß, wird die Luft hingegen langsam dünn.

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Während Youngster Popp nach ihrer Einwechslung auf sich aufmerksam machte, ging Lira Bajramajs Kurzeinsatz daneben. Die 23-Jährige, vor dem Turnier von vielen hochgejazzt, mühte sich redlich, wirkte aber verunsichert und nervös.

Weil Konkurrentin Melanie Behringer auf links dagegen überzeugte, bleibt für Bajramaj vorerst weiter nur die Bank.

Längst läuft also nicht alles rund im deutschen Team. Doch so ein mühsamer Sieg mit einer teilweise durchwachsenen Leistung, der sei vielleicht gar nicht so schlecht, mutmaßte Rechtsverteidigerin Linda Bresonik. "So haben alle gesehen, dass der WM-Titel ganz sicher kein Spaziergang wird."

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