DFB-Edeltechnikerin Dzsenifer Marozsan hat von "Mannschaftsclown" Rapinoe in den USA das Verteidigen gelernt

Von Marcel Hache
Seit Anfang des Jahres ist Dzsenifer Marozsan wieder bei Olympique Lyon.
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Dzsenifer Marozsan erzählt bei SPOX und GOAL von ihrem USA-Abenteuer, spricht über die Zeit mit Superstar Megan Rapinoe und äußert sich außerdem zum Missbrauchsskandal in der NWSL.

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Seit Anfang des Jahres ist Dzsenifer Marozsan wieder bei Olympique Lyon. Die 29-jährige Spielmacherin der deutschen Nationalmannschaft, war, seit sie 2016 nach Lyon wechselte, absolute Stammspielerin bei einer der erfolgreichsten und besten Frauenfußballmannschaften der Welt.

Dennoch ließ sich Marozsan, dreimal Fußballerin des Jahres in Deutschland und zweimal in Frankreich, im Juni 2021 für sechs Monate zu OL Reign in die nordamerikanische Profiliga NWSL ausleihen. Hintergrund: Olympique Lyon und OL Reign haben die gleichen Besitzer.

Sie habe sich nach einer neuen Herausforderung gesehnt, begründete sie den Schritt. "Athletisch ist es in den USA wirklich ein anderes Niveau. Es ist nicht der schönste Fußball. Nach jedem Spiel bist du total am Limit. Die Umstellung war extrem. Es war mehr Fight und defensiv arbeiten angesagt, das tut mir ganz gut", sagte die Edel-Technikerin.

Bei dem in Tacoma, Washington, beheimateten Klub spielte die Technikerin zusammen mit Frauenfußball-Ikone Megan Rapinoe (36). Rapinoe sei "eine super Person. Menschlich top, sehr lustig. Sie hat einen Riesencharakter, ist aber auch ein bisschen der Clown der Mannschaft", sagt Marozsan.

OL Reign schloss die reguläre Saison auf Platz zwei ab und scheiterte im Playoff-Halbfinale am späteren Meister Washington Spirit.

Seit Anfang des Jahres ist Dzsenifer Marozsan wieder bei Olympique Lyon.
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Seit Anfang des Jahres ist Dzsenifer Marozsan wieder bei Olympique Lyon.

Marozsan: "Es sollten sich alle Spielerinnen sicher fühlen können!"

Mit SPOX und GOAL sprach Marozsan über ...

... das Spielniveau in den USA:

"Es war alles auf einem absoluten Top-Level. Es wäre sicherlich mal sehr interessant, mit OL Reign gegen einen europäischen Topklub zu spielen. Ich persönlich behaupte, man hätte das Niveau, mit europäischen Topklubs mitzuhalten."

... ihr Leben in Washington:

"Ich hatte ein Apartment im wunderschönen Gig Harbor, etwa 15 Minuten mit dem Auto von Tacoma entfernt. Es ist wahnsinnig idyllisch hier. Der Ort liegt im Puget Sound, einer etwa 150 Kilometer langen, inselreichen, fjordartigen Meeresbucht im Nordwesten Washingtons. Ich muss sagen, es ist ein wirklich schönes Fleckchen Erde."

... die Frage, ob sie auf der Straße erkannt wurde:

"Das kam zwar schon vor, ist aber eher selten. Es ist diesbezüglich hier bei OL Reign deutlich entspannter als in Europa."

... ihr Fazit nach sechs Monaten in der NWSL:

"Es war absolut ein Riesenerlebnis und eine ganz tolle Erfahrung! Ich habe so viele wundervolle Menschen kennenlernen dürfen. Sportlich habe ich sehr viel dazugelernt und bin auch stolz auf das Erreichen des Halbfinales in den Playoffs. Sicherlich wäre mehr drin gewesen, aber ich verlasse Amerika ausschließlich mit positiven Erinnerungen und bin sehr dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen."

... den Missbrauchsskandal in der NWSL (im Oktober 2021 hatten zwei Spielerinnen dem Trainer der North Carolina Courage, Paul Riley, vorgeworfen, sie sexuell genötigt zu haben. Riley, der seine Unschuld beteuert, wurde entlassen und verlor in den USA seine Trainerlizenz. Drei weitere Trainer verloren wegen Fehlverhaltens ihren Job, im Juli auch Marozsans damaliger Trainer Farid Benstiti. Ihm wurden "unangemessene Kommentare" vorgeworfen, die Red.):

"Diese Nachrichten waren natürlich auch für mich schockierend und für die komplette Liga schwer zu verarbeiten. Ich fand es aber bemerkenswert, wie alle Mannschaften der Liga dagegen angegangen sind. Alle haben sich wie eine große Familie zusammengetan und haben die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen und die Vorwürfe aufgearbeitet. Das verdient großen Respekt. Ich hoffe wirklich, dass so etwas in Zukunft nie wieder vorkommt. Dieser Skandal rückte den Sport in den USA sicherlich in ein schlechtes Licht. Es sollten sich alle Spielerinnen in dieser Liga sicher fühlen und ohne Ängste dem nachgehen können, was sie lieben!"