Popp: "Der Star der nächsten Jahre"

Von Daniel Börlein
Alexandra Popp (l.) ist Deutschlands Sturm-Hoffnung für die Zukunft
© Getty

Eigentlich wollte Alexandra Popp bei dieser WM nur von Birgit Prinz und Inka Grings lernen. Gegen Frankreich (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) winkt der 20-Jährigen nun sogar ein Platz in der Startelf. Einen Anteil daran haben auch Joel Matip, eine Abmachung und ein bisschen Rumgespacke.

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Es müsse irgendwann im Februar gewesen sein, verriet Silvia Neid vor kurzem im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Sie habe damals nicht ganz so viel um die Ohren und deshalb ein bisschen Zeit übrig gehabt. Also schnappte sich die Bundestrainerin einen Fetzen Papier und kritzelte ein paar Namen darauf.

Rund vier Monate vor der WM spielte die Bundestrainer durch, wie die Nationalmannschaft nach der WM aussehen könnte. "Ich hab schon mal durchgerechnet: Okay, die und die weg, wer könnte nachkommen."

Vor allem im Sturm war die Rechnung recht einfach: Birgit Prinz, 33, beendet nach der Weltmeisterschaft ihre Karriere im DFB-Team. Inka Grings (32) wird wohl ebenfalls Schluss machen. Und auch für Martina Müller (31), ohnehin nur Ergänzungsspielerin, könnte die Heim-WM das letzte Turnier im DFB-Dress sein. Unterm Strich blieb bei Neid also nur ein Name stehen: Alexandra Popp.

Neid: "Gesetzt sind die wenigsten"

Die Angreiferin vom FCR Duisburg ist mit 20 Jahren das Küken im deutschen WM-Kader und die große deutsche Hoffnung für die Zukunft. Die könnte nun allerdings schon früher beginnen als eigentlich geplant.

Weil die erfahrene Birgit Prinz die Bundestrainerin zuletzt nicht überzeugen konnte, Inka Grings bislang nur zweite Wahl war und Linksaußen Melanie Behringer angeschlagen ist, sind Popps Chancen auf einen Platz in der Startelf deutlich gestiegen.

Womöglich darf "Poppi", wie fast alle sie nennen, schon im Spiell gegen Frankreich (20.30 Uhr im LIVE-TICKER), bei dem es um den Gruppensieg geht, von Beginn an ran. "Ich muss mal schauen, gesetzt sind bei uns ja die wenigsten", sagte Neid, angesprochen auf die Offensivbesetzung ihres Teams.

Vorschau: Deutschland muss Frankreich schlagen, um Gruppensieger zu werden

Fitschen: "Popp kann Ära prägen"

Es wäre die große Chance für Popp. Eine Chance, die fast ein bisschen unerwartet kommt für die U-20-Weltmeisterin von 2010. Sie habe sich schon gefreut, überhaupt bei der WM dabei sein zu dürfen, hatte sie kurz vor dem Turnierstart erklärt, und: "Mein Ziel ist es, von den erfahrenen Spielerinnen wie Inka Grings oder Birgit Prinz etwas lernen zu können."

Es scheint, als habe sie schnell gelernt. Die Voraussetzungen, in die Fußstapfen ihrer erfolgreichen Kolleginnen zu treten, bringt sie allemal mit. Popp ist schnell und technisch beschlagen. Sie ist robust im Zweikampf, eine echte Draufgängerin und in der Luft bärenstark. Ihr linker Fuß ist eine Waffe.

"Ich denke, sie wird der Star der nächsten Jahre. Da mache ich mir um den Sturm in der deutschen Nationalmannschaft keine Gedanken", sagt Grings, die in Duisburg an Popps Seite stürmt.

Team-Managerin Doris Fitschen sieht das genauso: "Sie hat den Durchbruch geschafft und kann, wenn nichts dazwischen kommt, eine neue Ära im Sturm prägen."

In der Schule mit Joel Matip

Die Voraussetzungen dafür schuf Popp in Gelsenkirchen. Als einziges Mädchen besuchte sie dort eine DFB-Eliteschule des Fußballs und kickte an der Seite von Jungs wie dem heutigen Schalker Bundesliga-Profi Joel Matip.

"Die Jungs waren natürlich stark, doch ich habe mir im ersten Training Respekt verschafft und dann war es schon in Ordnung", sagt sie. "Ich denke, diese Zeit hat mich weitergebracht. Ich bin dort athletischer und dynamischer geworden."

Nur die Erfahrungen mit den Jungs reichten dafür allerdings nicht aus. "Beim DFB und beim Verein haben sie gesagt, dass ich abnehmen muss", erzählt sie. Ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hatten die Trainer bei ihr ausgemacht. Also setzte sich Popp auf Diät.

Das hieß: Verzicht auf den geliebten Eistee, keine Schoko-Drinks mehr und eine Abmachung mit ihrer besten Freundin: "Ein Jahr lang kein McDonald's, kein Burger King, kein KFC!" Sie zog es durch, nahm sechs Kilo ab und war "plötzlich zwei Sekunden schneller".

Popp: Ich kann nervig sein

Längst hat Popp erkannt, dass neben einer Portion Talent auch Disziplin und Willensstärke dazu gehören, um Karriere zu machen. Ihre Unbekümmertheit und Lockerheit hat sie sich allerdings bewahrt. "Ich bin schon jemand, der gerne mal einen Spaß macht", sagt sie.

Mit Kollegin Annike Krahn hat sie beispielsweise einen WM-Song aufgenommen. In der Kabine "spackt" sie manchmal rum und haut auch gerne mal einen Spruch raus. "Ich bin gelegentlich etwas aufgedreht", gibt Popp zu. "Manchmal kann das für die anderen auch nervig sein, wenn ich zu hippelig bin."

Auch für die Bundestrainerin. "Ich habe sie in der Vorbereitung mehrfach deutlich auf gewisse Dinge aufmerksam gemacht", sagte Neid vor Turnierstart. "In der Hoffnung, dass es bis zum ersten Spiel gefruchtet hat." Es scheint, als sei zumindest diese Rechnung schon mal aufgegangen.

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