Goeßling und Co. zittern vor dem Telefon

SID
Zittern um ihren Platz im WM-Aufgebot des DFB: Lena Goeßling (l.) und Anja Mittag
© Getty

Am Freitag sitzt Lena Goeßling gespannt vor dem Telefon und hofft, dass es nicht klingelt. Die letzten beiden Turniere verpasste die Nationalspielerin knapp. Bei der Heim-WM will die Abwehrspielerin unbedingt für Deutschland auflaufen. Bundestrainerin Silvia Neid muss allerdings noch fünf Spielerinnen aus dem vorläufigen Kader streichen.

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Am Freitagvormittag wird Lena Goeßling wieder zittern und bei jedem Klingeln zusammenzucken. Die Abwehrspielerin des SC Bad Neuenahr ist eine der Wackelkandidatinnen, wenn Bundestrainerin Silvia Neid ihren Kader für die Heim-WM (26. Juni bis 17. Juli) bekannt gibt. Goeßling kennt das Gefühl, kurz vor dem Ziel ausgemustert zu werden genau.

Die 25-Jährige spielt seit der U17-Nationalmannschaft für Deutschland und hat 20 A-Länderspiele auf dem Konto - ein großes Turnier durfte sie bislang jedoch nicht bestreiten. Vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking und der EM 2009 in Finnland bedeutete die endgültige Nominierung jeweils Goeßlings Endstation.

Goeßling: "Versuche das auszublenden"

"Ich versuche, mir nicht so oft darüber Gedanken zu machen", sagte die Abwehrspielerin dem "ZDF" und ließ einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt zu: "Wenn ich mir 24 Stunden darüber Gedanken machen würde, ob ich dabei bin, würde ich verrückt werden. Daher versuche ich, es auszublenden."

Beim ersten Testspiel gegen Nordkorea (2:0) durfte Goeßling eine Halbzeit lang mitmischen. Eine Bühne, die auch die Offensivspielerinnen Conny Pohlers (Frankfurt), ihres Zeichens Bundesliga-Torschützenkönigin, und Anja Mittag (Potsdam) gerne gehabt hätten.

Beide kamen nicht zum Einsatz und müssen sich Sorgen um ihre WM-Teilnahme machen, auch wenn Neid sagt: "Ich habe mich noch nicht ganz entschieden, gestern ist es mal die und vorgestern die. Ich lasse es mir bis zum Schluss offen. Wir werden bis zum bitteren Ende diskutieren."

Fünf Spielerinnen werden ausgemustert

Vier Spielerinnen und eine Torhüterin müssen das Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion aus der Ferne betrachten. Fünf Träume werden mit einem Klingeln des Telefons am Freitagvormittag zerplatzen. Für Bundestrainerin Neid die wohl schwierigste Entscheidung in der konzentrierten Vorbereitung, die sie so schnell und geräuschlos wie möglich hinter sich bringen will. "Sie können ruhig schnell auflegen und denken: blöde Kuh", sagte die 47-Jährige.

Als Wackelkandidaten, die ihr Handy den gesamten Vormittag im Blick halten werden, gelten neben Goeßling, Pohlers und Mittag auch Sonja Fuss (Duisburg) und die beiden Potsdamerinnen Josephine Hennings und Bianca Schmidt. Bei den Torhüterinnen wird die Entscheidung zwischen Lisa Weiß (Essen-Schönebeck) oder Almuth Schult (Magdeburg) fallen.

Grings wohl gesetzt

Stürmerin Inka Grings, die trotz ihres leichten Muskelfaserisses wohl gesetzt ist, beschrieb die Stimmung in der Mannschaft: "Anspannung, Nervosität, Zweifel und Hoffnung sind natürlich spürbar und steigen von Stunde zu Stunde. Man weiß einfach noch nicht, ob es gereicht hat."

Gequält haben sich alle 26 Spielerinnen in fünf harten Lehrgängen. Die beiden letzten Stationen absolviert allerdings nur der Kern, der den dritten WM-Titel in Serie gewinnen soll. Und diesmal will Lena Goeßling auf jeden Fall dabei sein. "Die Enttäuschung war riesig - wenn man überlegt, was man in der Vorbereitung auf sich genommen hat und wie sehr man gehofft hat, dabei zu sein", erzählte Goeßling einmal. Am 27. Mai hofft sie, dass das Telefon stumm bleibt.

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