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Zurück bleiben Ungewissheit und Vertrauen

Der FC Schalke 04 hat zuletzt sechs Mal in Folge nicht mehr gewinnen können
© getty

Der FC Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach haben sich im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinals 1:1-Unentschieden getrennt. Die Knappen zeigten eine gute Reaktion, sie befinden sich aber inmitten der längsten Sieglos-Serie unter Trainer Markus Weinzierl. Bei den Fohlen herrscht dagegen Zuversicht in die eigene Stärke.

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Die Lage beim FC Schalke 04 ist brenzlig. Mindestens zwölf Pflichtspiele vor Saisonende steht man nach verheerenden letzten Wochen im unteren Drittel der Bundesligatabelle, im Pokal ist man raus und in der Europa League gegen Gladbach gewann man nicht und ließ ein Gegentor zu.

Gefühlt ist Schalke momentan an einem Punkt angekommen, den es in den Vorjahren unter etlichen anderen Trainern und Verantwortlichen immer wieder gab. Man wartet jedes Jahr auf den großen Knall, auf den wirklichen Beginn von Kontinuität, doch permanent dreht man sich im Kreis und stürzt zumindest kurze Zeit richtig zu Boden.

Das neue Führungsduo um Trainer Markus Weinzierl und Manager Christian Heidel, beide immer noch brandneu im Klub, hat seinen Amtsantritt souverän, sympathisch und anders moderiert. Man hatte den Eindruck: Da wird jetzt gekleckert und nicht mehr geklotzt. Heidel zog nebenbei einige namhafte Transfers an Land.

Operation am offenen Herzen

Sportlich jedoch tüfteln er und vor allem Weinzierl weiter am Kader herum, die Saison geriet bislang zu einer Art Operation am offenen Herzen. Eine erste Mannschaft hat sich auf Schalke - auch aufgrund eklatanter Verletzungsprobleme - noch nicht gefunden.

Doch die Truppe hat viel Geld gekostet und ist hochrangig besetzt. Nach dem schwachen Start in 2017 tauchen nun erstmals Fragen auf, ob das neu zusammengestellte Team auch wirklich gut genug zusammengestellt ist.

Hinzu kamen in den letzten Tagen Gerüchte um mögliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Weinzierl und Heidel, zusätzlich befeuert durch folgendes Zitat des Trainers: "Mir war schon vor dem ersten Spiel und endgültig nach den fünf Start-Niederlagen klar, dass es kein Spaziergang wird. Aber wir müssen die Saison mit diesem Kader zu Ende spielen, das lässt sich nicht ändern."

Schalker Reaktion war da

S04 hat besonders in den letzten vier Pflichtspielen schwache Leistungen gezeigt, die Stimmung kippte erstmals. Es war vor dem Europa-League-Hinspiel gegen Gladbach mal wieder an der Zeit, dass Mannschaft und Publikum eine Schalke-typische Reaktion zeigen.

Zwar steht nun nach dem 1:1, Schalke war das bessere Team, die längste Sieglos-Serie in Pflichtspielen unter Weinzierl (vier Remis, zwei Niederlagen). Doch die Reaktion war da - auch von Seiten des Trainers.

Der setzte nämlich erstmals seit fünf Monaten auf eine Viererkette in der Verteidigung. Weinzierl coachte am Seitenrand intensiv mit und S04 kam über den Kampf und eine gute Mentalität immer besser ins Spiel. Damit ist auf Schalke Grundbedingung Nummer eins erfüllt und dann kommt erstmal lange nichts. Die Zuschauer sind deutlich nachgiebiger, wenn ihre Mannschaft leidenschaftlich malocht.

"Die Mannschaft hat richtig gefightet"

Das wissen auch die Profis, wenngleich sie es auch immer wieder vermissen lassen. "Egal, welches System wir spielen: Wir müssen es mit Herz und Leidenschaft spielen. Die Fans haben unseren Kampf honoriert", sagt zum Beispiel Johannes Geis.

Allerdings bleibt vollkommen ungewiss, ob die gute Leistung - klammert man die Chancenverwertung aus - umgehend gegen einen anderen Gegner wiederholt werden kann. In den Katakomben nach Spielschluss streichelte man sich bei den Schalkern daher selbst etwas den Kopf.

"Ich weiß, dass meine Mannschaft gut spielen kann. Das hat sie heute gezeigt. Wir waren dem Sieg auch deutlich näher als der Gegner. Mit Ausnahme des Gegentreffers und dem Fehlen des zweiten Treffers war ich mit der Leistung sehr zufrieden. Die Mannschaft hat richtig gefightet und den Zuschauern etwas geboten", lautete Weinzierls Fazit.

Gladbacher Zutrauen

Auch dem Rest blieb nichts anderes übrig als die Hoffnung zu betonen, auf dieser Leistung unmittelbar aufbauen zu können. Gleich am Sonntag gegen Weinzierls Ex-Klub Augsburg steht wieder eine vollkommen andere und nicht unkomplizierte Aufgabe bevor. Die Ungewissheit bleibt, klar ist aber: S04 muss es aktuell im ersten Schritt über die Schalker Tugenden machen.

Die betonte man auch auf der Gegenseite. Gladbach hatte in der Vorrunde seine Art der Schalke-Krise, schaffte den Umschwung aber durch den Trainerwechsel zu Dieter Hecking auf Anhieb. Die Form ist zurück, die Mannschaft strotzt vor Selbstvertrauen und eingespielt ist sie ohnehin.

Deshalb konnte man bei der Borussia auch wunderbar mit dem Remis und besonders dem geschossenen Auswärtstor leben. Auch wenn Heckings Mannschaft kaum einmal den richtigen Zugang zur Partie fand und sich bei Torhüter Yann Sommer bedanken konnte, nicht verloren zu haben, herrscht in Gladbach Zutrauen in die eigene Qualität.

Gladbach das Gegenstück zu Schalke

Die Fohlen haben derzeit eine Phase erwischt, in der sie das positive Gegenstück zu Schalke darstellen. Gladbachs Team hat sich in den letzten Wochen gefunden, agiert stabil, offensiv teils unberechenbar und glaubt an sich. In Gelsenkirchen ist vieles noch unklar, wirklich gewachsen ist dort nur wenig.

Das sah man auch kurz vor Anpfiff der Partie. Während bei der Borussia ein gemeinsamer Kreis gebildet wurde, um sich gegenseitig zu motivieren, gab es auf der Gegenseite ein paar Umarmungen. Möglicherweise nur eine Lappalie, dafür eine mit ein wenig Symbolwert.

Zurück bleiben auf der einen Seite Ungewissheit, auf der anderen Vertrauen. "Im Rückspiel ist alles möglich", sagt Weinzierl. "Gladbach hat zwar ein Auswärtstor gemacht, aber wir wissen, dass wir jederzeit in der Lage sind, selbst auswärts zu treffen."

"Wir spielen zu Hause, also haben wir auch eine gute Chance, die nächste Runde zu erreichen", meinte VfL-Manager Max Eberl.

FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach: Die Statistik zum Spiel