Anzeige
GESPONSERT VON

"Getrübte Freude" bei Hannover 96

SID
Gut gemacht: Karim Haggui (l.) und Ron-Robert Zieler freuen sich übers Weiterkommen
© Getty

Hannover 96 hat den größten internationalen Erfolg der Vereinsgeschichte erreicht, doch richtig feiern wollte nach Schlusspfiff niemand. Besonders der verpasste Gruppensieg wurmt Trainer und Spieler.

Cookie-Einstellungen

Sie hatten soeben Geschichte geschrieben, doch wie Helden sahen die Fußballer von Hannover 96 nicht gerade aus. "Irgendwie ist das ein komisches Gefühl", sagte Christian Schulz, während Kollege Lars Stindl darauf setzte, dass "die Freude schon noch irgendwann kommt." Mit 0:2 hatten die Niedersachsen völlig verdient bei Standard Lüttich verloren und dennoch den größten internationalen Erfolg der Vereinshistorie erzielt: Dank Schützenhilfe aus der Ukraine stehen die "Roten" in der Zwischenrunde der Europa League.

"Die Freude ist groß, wenn auch etwas getrübt", meinte Trainer Mirko Slomka und machte dabei ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter: "Ich hoffe, dass das bei genauem Hinsehen noch umschlägt. Aber ich war heute mit dem Spiel besonders in der zweiten Halbzeit nicht einverstanden." Bis zum 15. Dezember hat der Coach Zeit, doch noch in Stimmung zu kommen. Im letzten Spiel gegen Poltawa "werden wir den Erfolg mit unseren Fans gebührend feiern", versprach Slomka.

Unsicherheit nach dem Schlusspfiff

Ähnlich unentschlossen hatten zuvor die 96-Spieler nach Schlusspfiff auf dem Rasen gestanden. Zwei lange Minuten dauerte es, bis Jan Schlaudraff, die frohe Botschaft überbrachte. Mit zwei erhobenen Daumen lief der Mittelfeldspieler auf den Rasen. Sollte heißen: Verfolger FC Kopenhagen hat nur 1:1 gespielt, Platz zwei in der Gruppe ist sicher. Die Spieler klatschten sich kurz ab - und schlichen alles andere als euphorisch in die Kabine.

"Im Moment überwiegt die Enttäuschung. Wir waren uns nie ganz sicher, ob es reicht", sagte Schulz, während Slomka mit dem Standard-Tor nach einer Standardsituation haderte. "Solche Gegentreffer ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Saison. Das Tor darf so nicht fallen. Zudem war unser Zweikampfverhalten zu Beginn der zweiten Halbzeit unterirdisch", sagte Slomka.

Zumindest mit der ersten Halbzeit war der Coach allerdings zufrieden: "Da war es ein gutes Spiel von uns, wir haben mit Elan begonnen. Über 90 Minuten hatten wir 60 Prozent Ballbesitz, und auch die Spielanlage war sehr ordentlich."

Ein dicker Brocken droht

Zum erhofften Gruppensieg reichte das jedoch nicht, bei der Auslosung am 16. Dezember droht ein dicker Brocken. Von einem Abwärtstrend angesichts von vier sieglosen Spielen in der Bundesliga wollte Slomka aber nichts wissen. "Zuletzt wurden wir kritisiert, weil wir zu schnell nach vorne spielen. Jetzt haben wir 60 Prozent Ballbesitz und werden auch kritisiert. Was sollen wir also machen?", meinte der Trainer, der "zwei Raketenstürmer" gesehen hatte: Mohammed Tchite (25.) und Gohi Bi Cyriac (58.) wirbelten nicht nur bei ihren Toren die 96-Abwehr immer wieder kräftig durcheinander.

Immerhin: Je später der Abend, desto besser wurde die Laune der Spieler doch noch. "Das ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, und darauf können wir auch ein Stück stolz sein", sagte Jan Schlaudraff, Stindl nannte das Weiterkommen einen "Riesenerfolg für die Stadt und den Verein." Und Kapitän Steven Cherundolo wollte noch am Abend auf den Erfolg anstoßen. "Ein Glas Wein oder ein Bierchen ist schon drin", sagte der Amerikaner.

Enttäuscht von den Gastgebern

Die 1700 Hannover-Fans waren da schon längst auf dem Heimweg. Von der Stadt Lüttich hatten die meisten Anhänger nicht viel zu sehen bekommen, offiziell war die Anreise nur mit einem der 23 Busse erlaubt. Ein Zustand, für den nach dem Spiel die meisten nur Kopfschütteln übrig hatten. So auch Jörg Schmadtke.

Was er denn für das Spiel am Samstag in Freiburg erwarte, wurde der Manager gefragt. "Eine schöne Stadt", sagte Schmadtke: "Und gute Gastgeber."

Hannover Gruppe B im Überblick

Artikel und Videos zum Thema