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GESPONSERT VON

Forlan schießt Atletico ins Finale

Von Stefan Rommel
Das Tor ins Glück: Diego Forlan trifft aus kurzer Distanz zum 1:2 für Atletico Madrid
© Getty

Atletico Madrid steht im Finale der Europa League und wird dort am 12. Mai Gegner des FC Fulham sein. Die Spanier verloren zwar im Halbfinal-Rückspiel beim FC Liverpool mit 1:2 (0:1) nach Verlängerung. Das Hinspiel hatte Atletico aber 1:0 gewonnen und ist dank der Auswärtstorregelung weiter. Ein Tor von Diego Forlan bescherte Atletico letztlich den Finaleinzug.

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Vor 42.500 Zuschauern an der Anfield Road traf Alberto Aquilani kurz vor der Pause zum 1:0 (44.) für die Reds und egalisierte damit das 0:1 aus dem Hinspiel.

In der Verlängerung traf dann zunächst Yossi Benayoun zur vermeintlichen Vorentscheidung (95.), ehe Diego Forlan die Engländer schockte (102.).

Atletico steht damit 24 Jahre nach der Finalniederlage im Pokal der Pokalsieger-Wettbewerb gegen Dynamo Kiew wieder in einem europäischen Endspiel.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Liverpool sitzen Kyrgiakos und N'Gog nur auf der Bank. Mascherano rückt auf die rechte Abwehrseite, Aquilani dafür ins Mittelfeld. Für N'Gog beginnt Babel. Kuyt ist rechtzeitig fit, Torres nach seiner Knie-OP natürlich wieder nicht dabei.

Wichtigste Personalie bei den Gästen war Kun Aguero. Der kehrt nach abgesessener Gelb-Sperre wieder zurück. Jurado und überraschend auch Ujfalusi sitzen nur draußen.

1.: Langer Hafer nach neun Sekunden. Benayoun ist frei durch, zieht von halbrechts aus zehn Metern ab. De Gea klärt per Fußabwehr.

19.: Raul Garcia zieht aus 25 Metern volley ab. Fieser Aufsetzer ins linke Eck, aber Reina fischt das Ding raus.

26.: Überragende Kombination durch die Mitte. Gerrard dann rechts raus auf Mascherano. Der flankt flach zur Mitte. Kuyt rutscht in den Ball, schaufelt das Ding aber aus vier Metern hauchdünn über die Latte.

28.: Reyes mit einem Traumpass in die Gasse. Aguero spritzt in das Zuspiel, legt die Kugel an Reina vorbei und setzt zum Heber an. In der Mitte ist kein Madrilene mitgelaufen und die Reds können klären.

44., 1:0, Aquilani: Benayoun setzt sich rechts klasse durch. Seine flache Hereingabe verpasst Kuyt - aber Aquilani steht am Elfer und versenkt den Ball technisch perfekt aus der Drehung im rechten unteren Eck.

Halbzeit-Fazit: Verdiente Führung für die Reds, die deutlich mehr ins Spiel investieren. Atletico kommt nicht oft vors Tor, in den wenigen Szenen aber durchaus gefährlich.

59.: Babel flankt von links mit rechts stark nach innen. Benayoun bekommt die Kugel am Fünfer auf die Brust, ist aber vollkommen überrascht und kann mit der Situation nichts anfangen. Lopez klärt artistisch mit der Hacke.

81.: Johnson zieht von links zur Mitte. Strammer Schuss aus 18 Metern, der dann etwas flattert. De Gea rettet mit einer Faust.

95., 2:0, Benayoun: Lucas chippt den Ball in einer etwas unübersichtlichen Szene in den Sechzehner. Valera spielt auf Abseits, das Lopez aber aufhebt. Benayoun hat er nicht mehr auf dem Schirm. Der zieht von halblinks flach ab. De Gea ist noch dran, der Ball schlägt trotzdem im langen Eck ein.

102.: Jurado geht quer am Sechzehner entlang. Hammer aus 22 Metern. Reina streckt sich vergebens, der Ball zischt aber Zentimeter rechts vorbei.

102., 2:1, Forlan: Reyes setzt sich energisch gegen Johnson durch und hebt die Kugel auf den zweiten Pfosten. Forlan steht mutterseelenallein im Fünfer und zimmert die Kugel unter die Latte.

112.: Konter Atletico. Forlan bedient Simao. Der ist alleine vor Reina, lupft den Ball aber Zentimeter über die Latte.

Fazit: Am Ende steht Madrid nicht mal unverdient im Finale. Über beide Spiele gesehen war Atletico die bessere Mannschaft. Liverpool konnte nur phasenweise überzeugen und ist folgerichtig raus.

Der Star des Spiels: Yossi Benayoun. Der Israeli wirbelte über den Flügel, riss die spanische Viererkette immer wieder mit seinen Dribblings auseinander. Das 1:0 bereitete er mustergültig vor, das 2:0 erzielte er selbst. Der auffälligste Spieler auf dem Platz.

Die Gurke des Spiels: Juan Valera ersetzte den angeschlagenen Ujfalusi rechts in der Viererkette. Wo der Tscheche im Hinspiel noch eine bärenstarke Leistung ablieferte und rauf und runter rannte, war von Valera in der Offensive absolut gar nichts zu sehen. Auch mit ein Grund, warum sich Atletico lange Zeit kaum Torchancen erspielte. Beim 2:0 für die Reds pennte Valera komplett und ließ Benayoun freie Bahn.

Die Pfeife des Spiels: Terje Hauge. Der Norweger leitete die Partie absolut souverän. Hauge streute in hitzigeren Phasen eine kleinliche Linie ein und bekam das Spiel so immer wieder in den Griff. Sehr gut in der Bewertung von Zweikämpfen. Hätte Dominguez nach dessen Tätlichkeit gegen Kuyt aber Rot geben müssen. Aggers Tor wegen Abseits nicht anzuerkennen, war korrekt.

Die Lehren des Spiels: Der FC Liverpool hat nach dem frühen Aus in der Champions League auch sein Minimalziel auf europäischer Bühne verpasst.

Dabei waren die Reds eigentlich lange Zeit Herr der Lage und fest auf Kurs Finale. Coach Rafa Benitez hat am 4-5-1-System an sich zwar nichts geändert, aber an dessen Ausrichtung und Interpretation.

Ohne den echten Stoßstürmer Torres brachte er Kuyt im Zentrum und Babel und Benayoun über die Flügel - in der Vorwärtsbewegung quasi ein reines 4-3-3, mit den immer wieder in die Spitze stoßenden Gerrard und Aquilani dahinter.

Das funktionierte über eine Stunde lang vorzüglich - bis Liverpool plötzlich die Zügel schleifen ließ und Madrid immer mehr ins Spiel kommen ließ.

Nach und nach entglitt den Gastgebern die Partie, weil Atletico seinen Respekt vor der Anfield Road immer mehr ablegte und die Partie ab der 60. Minute ausgeglichen gestalten konnte.

In der Verlängerung überraschte Benitez, der in der kommenden Saison wohl Trainer bei Juventus Turin sein wird, mit zwei nicht nachvollziehbaren Wechseln, die nicht unbedingt auf bedingungslose Offensive schließen ließen.

Am Ende konnten die Reds den Schalter nicht mehr umlegen und hatte kaum noch eine Torchance. Im Prinzip ein Sinnbild für die komplette Saison: Zu unbeständig und in den entscheidenden Phasen ohne den letzten Wille und die nötige Überzeugung.

Für Atletico, das in der Liga deutlich hinter den internationalen Plätzen liegt, bleibt somit noch ein Hintertürchen offen, um auch in der nächsten Saison noch international zu spielen. Einmal mehr rettete die Spanier ihre Auswärtsstärke - mit nur zwei Siegen in der gesamten Europacup-Saison ins Finale einzuziehen, ist allerdings sehr bemerkenswert.

Durch den Finaleinzug und die Chance auf die Europa League auch im nächsten Jahr wird Superstar Kun Agüero vielleicht doch noch zu halten sein. Seit Monaten wird über einen Wechsel des Argentiniers in die Premier League spekuliert. Die Chancen für einen Verbleib in der spanischen Hauptstadt sind wieder deutlich gestiegen.

FC Liverpool - Atletico Madrid