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GESPONSERT VON

Hertha BSC: Die Seuche geht weiter

Von Stefan Moser / Jochen Tittmar
Am Boden: Lukasz Piszczek und Hertha BSC konnten auch bei Sporting Lissabon nicht gewinnen
© Getty

Hertha BSC hat auch das erste Spiel nach der Entlassung von Trainer Lucien Favre verloren. Das Team von Interims-Coach Karsten Heine unterlag am 2. Spieltag der Europa-League-Gruppenphase beim portugiesischen Vertreter Sporting Lissabon unglücklich mit 0:1 (0:1).

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Vor knapp 23.000 Zuschauern im Stadion Jose Alvalade in Lissabon zeigte sich die Hertha im Spiel eins nach Favre zwar formverbessert und war bei Sporting Lissabon fast über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft.

Doch ein unglücklich abgefälschter Schuss von Adrien Silva besiegelte bereits in der 18. Minute die unglückliche Niederlage. Für Sporting Lissabon war es im 17. Spiel der erste Sieg gegen eine deutsche Mannschaft.

"Es war ein Schritt nach vorne", kommentierte Manager Michael Preetz das Debüt von Interims-Trainer Karsten Heine, "die Spieler waren lockerer und haben sich mehr bewegt." Dennoch war Preetz insgesamt enttäuscht, denn: "Was wir bräuchten, ist ein Befreiungsschlag, von daher ist das Ergebnis nach der guten kämpferischen Leistung enttäuschend."

"Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen", sagte auch Heine selbst, "wir haben sehr konzentriert gearbeitet und waren sicherer in der Abwehr. Uns fehlte allerdings noch die Ruhe, aber daran werden wir arbeiten."

Hertha BSC liegt damit mit nur einem Punkt auf dem letzten Platz in Gruppe C. Lissabon liegt mit zwei Siegen aus zwei Spielen an der Spitze.

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Karsten Heine stellt in der Defensive um - logisch nach zuletzt neun Gegentoren in zwei Spielen. Für den verletzten Friedrich kommt Kaka in die Mannschaft, für Bengtsson spielt von Bergen. Im Sturm beginnen Wichniarek und Ramos, dafür rückt Raffael ins rechte Mittelfeld. Auf links gibt Cesar sein Debüt. Im Tor steht Burchert für Ochs, der nicht spielberechtigt ist.

3.: Erstes Schüsschen von Ramos aus 25 Metern. Patricio ist unten und lenkt den Ball zur Ecke.

13.: Auf der rechten Seite passt Ramos in die Mitte zu Kacar. Der versucht den Doppelpass und spielt steil in den Strafraum. Doch Patricio ist rechtzeitig draußen und schnappt sich die Kugel.

18., 1:0, Silva! Riesenpech für die Hertha. Von rechts kommt der Ball flach in die Mitte zu Silva. Silva versucht es direkt mit links aus gut 25 Metern. Sein Schuss prallt von Dardais Brust unhaltbar für Burchert ins rechte untere Eck. Was für ein dummes Tor!

38.: Kacar schießt aus halbrechter Position aufs Tor, trifft aber den Ball nicht richtig, so dass er links ins Toraus trudelt.

Halbzeit-Fazit: Die Hertha zeigt sich leicht formverbessert gegenüber den katastrophalen Auftritten in der Bundesliga, geriet aber äußerst unglücklich in Rückstand. Beide Teams sind gleichwertig, nur fehlt Berlin die Zielstrebigkeit in der Offensive. Und wohl auch die Klasse.

57.: Schöner Seitenwechsel von der Mitte nach links raus auf Ceser. Der dringt in den Strafraum ein und will in die Mitte passen, doch sein Pass landet in den Armen von Patricio.

85.: Raffael versucht sich beim Konter allein gegen vier Portugiesen. Tonel hält den Berliner fest, doch es gibt keinen Elfmeter. In der Folge beschwert sich Raffael lautstark beim Schiedsrichter und sieht dafür Gelb. Doch der Elfmeterpfiff hätte erfolgen müssen.

89.: Was für ein Pech für die Hertha! Janker nagelt die Kugel mit links aus halbrechter Position an die Latte.

Fazit: Schluss, aus, vorbei! Schade, Berlin, da war wirklich mehr drin. Die Hertha war klar die bessere Mannschaft, hatte Pech mit Schiedsrichterentscheidungen und Pfosten. Sporting gewinnt durch ein Dusel-Tor - und wird von den eigenen Fans trotzdem gnadenlos ausgepfiffen.

Star des Spiels: Liedson. Der Sporting-Angreifer hatte zwar keine spektakulären Szenen, arbeitete aber viel und ließ sich immer wieder ins Mittelfeld fallen. Vor allem aber hatte fast jede seiner Aktionen Sinn und Ziel, er verlor kaum einen Ball und brachte als einziger Struktur ins Spiel der Portugiesen. In einem Spiel, das insgesamt kaum internationales Niveau hatte, verkörperte er allein - zumindest in Ansätzen - noch europäische Klasse.

Gurke des Spiels: Nemanja Pejcinovic. Der Serbe steht eher stellvertretend für die fehlende Klasse in der Berliner Viererkette. Beide Außenverteidiger waren in der Arbeit nach hinten häufig naiv - und im Spielaufbau überfordert. Die Verkrampfung, Hektik und Unsicherheit demonstrierte vor allem Pejcinovic in fast jeder Aktion.

Pfeife des Spiels: Schiedsrichter Serge Gumienny passte sich dem bescheidenen Niveau der Partie an. Machte zwar keine großen Fehler, Pfiff aber insgesamt viel zu kleinlich, wedelte früh mit Gelben Karten und trug mit dazu bei, dass kaum Spielfluss entstand. Verweigerte Raffael zudem einen Elfmeter.

Lehren des Spiels: Interims-Coach Heine ließ seine Elf mutig mit zwei offensiven Außen im Mittelfeld beginnen, die sich über Kacar als klugem Ballverteiler immer wieder Freiräume erarbeiten konnten. Obwohl Sporting von der ersten Minute an bemüht war, den Finger in die Berliner Wunden zu legen und die Gäste mit energischem Pressing zu verunsichern, war die Hertha in der Anfangsphase vor allem im Spielaufbau die bessere Mannschaft.

Die ersatzgeschwächten Gastgeber aus Lissabon zeigten dagegen doch erhebliche taktische Mängel, schafften es nicht, die Räume klein zu halten und bekamen so kaum Zugriff auf die Berliner - und das Spiel insgesamt.

Doch dann aus dem Nichts: ein derart klischeehaft dämliches Gegentor, wie man es wohl wirklich nur kassiert, wenn einem die Krise schon am Hacken klebt. Wie zu erwarten bekam die Hertha auch prompt weiche Knie und verlor kurz den Faden. Allerdings: Auch die erschreckend schwache Sporting-Elf fand keine spielerische Linie.

Begleitet von den Pfiffen der portugiesischen Fans entwickelte sich ein äußerst zähes Spiel, in dem zwar Berlin noch die bessere von zwei schlechten Mannschaften war, ohne vorne jedoch wirklich gefährlich zu werden.

Insgesamt kann man der Hertha kaum einen Vorwurf machen. Das Team präsentierte sich engagierter und aggressiver als zuletzt unter Favre und hatte phasenweise auch Pech vor dem Tor.

Allerdings: Vor allem im Sturm und auf den defensiven Außenpositionen fehlt es dem Kader auch einfach an Klasse.

Daten und Fakten: Sporting Lissabon - Hertha BSC