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GESPONSERT VON

Eintracht Frankfurts Gelson Fernandes: Kovac? "Und schon brennt der Baum"

Von Robin Haack
Gelson Fernandes kam 2017 von Stade Rennes nach Frankfurt.
© getty

Während sich andere Profifußballer auch im Herbst ihrer Karriere noch Titel und fette Verträge wünschen, hat Eintracht Frankfurts Mittelfeldspieler Gelson Fernandes nur einen Wunsch: Gesund bleiben, um auch nach Karriereende schmerzfrei mit seinem Nachwuchs spazieren gehen zu können.

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Die Eintracht ist bereits der zehnte Profiklub in seiner Laufbahn. Auch wegen dieser vielen Transfers spricht der 67-malige Schweizer Nationalspieler inzwischen sieben Sprachen, die ihn in der Kabine des Pokalsiegers auch mal zum Dolmetscher machen.

Im Interview mit Goal und SPOX spricht der 32-Jährige vor der Partie der Eintracht gegen Limassol (alle Europa-League-Spiele LIVE auf DAZN) über das multikulturelle Frankfurt, die Integration von Neuzugängen, Sprachbarrieren, die Bayern-Krise und Zeiten, in denen Fernandes im Old Trafford Stars wie Cristiano Ronaldo, Rio Ferdinand oder Edwin van der Sar besiegte.

SPOX/GOAL: Herr Fernandes, wissen Sie noch, was Sie am 10. Februar 2008 gemacht haben?

Gelson Fernandes: Puh. Ich stand auf jeden Fall bei Manchester City in England unter Vertrag.

SPOX/GOAL: Richtig, an diesem Tag haben Sie das Derby gegen Manchester United im Old Trafford mit 2:1 gewonnen. Unter anderem standen damals auch Spieler wie Cristiano Ronaldo auf dem Platz.

Fernandes: Klar, diesen Tag werde ich nie vergessen. Wir haben damals in Retro-Trikots gespielt und Benjani hat das Siegtor geschossen. Es war sein erstes Spiel für City, nachdem ihn der Klub erst wenige Tage zuvor verpflichtet hatte. Ich war jung und habe damals das erste Mal im Old Trafford gespielt. Bei United standen noch Legenden wie Edwin van der Sar, Ryan Giggs, Nemanja Vidic und Rio Ferdinand auf dem Platz. Es war ein unglaubliches Spiel.

SPOX/GOAL: Mit 21 waren Sie Stammspieler in der Premier League. Warum haben Sie rückblickend nur zweieinhalb Jahre in England gespielt?

Fernandes: Ich wollte nicht unbedingt weg, aber Manchester City hat mit Nigel de Jong, Patrick Vieira und Yaya Toure damals drei neue Spieler für meine Position verpflichtet. Für mich war da kein Platz mehr. Ein Wechsel innerhalb Englands kam nicht infrage, da City mich nicht an einen Konkurrenten abgeben wollte. So bin ich dann in der Ligue 1 bei AS Saint-Etienne gelandet.

Gelson Fernandes über Kevin-Prince Boateng

SPOX/GOAL: Egal, ob in England, Frankreich, Deutschland, Portugal oder mit der Nationalmannschaft: Sie standen im Laufe Ihrer Karriere mit zahlreichen großen Spielern auf dem Platz. Wer hat Sie rückblickend am meisten beeindruckt?

Fernandes: Ich habe viele tolle Persönlichkeiten und Top-Sportler kennengelernt, doch gerade in meiner Zeit bei Manchester City hat Didi Hamann mich sehr geprägt. Er war ein unglaublich cleverer Spieler, hatte Persönlichkeit, Ausstrahlung und war ein echter Anführer. Auch für mich persönlich war er sehr wichtig, denn er hat mir viele Tipps gegeben, die mir im Laufe meiner Karriere sehr geholfen haben.

SPOX/GOAL: Rund zehn Jahre später haben Sie in Frankfurt mit Kevin-Prince Boateng zusammengespielt, der ebenfalls eine große Fußballpersönlichkeit ist. Welchen Einfluss hatte Boateng in der vergangenen Saison auf die Mannschaft?

Fernandes: Er war sehr wichtig, denn mit seiner Erfahrung und seinen fußballerischen Qualitäten war er ein Anführer. Egal, ob auf dem Platz oder in der Kabine. Wir haben uns sehr gut verstanden, hatten Spaß zusammen und werden auch in Zukunft irgendwo im Fußballbereich zusammenarbeiten.

SPOX/GOAL: Wie meinen Sie das?

Fernandes: In welcher Form genau, wissen wir noch nicht, doch es ist vereinbart, dass wir wieder zusammenarbeiten werden. Wir haben uns einfach gefunden.

SPOX/GOAL: Für viele überraschend hat Boateng die Eintracht nach nur einem Jahr wieder verlassen. Wie haben Sie als Mannschaft den Wechsel aufgefasst?

Fernandes: Er hat sich ja nicht gegen Frankfurt, sondern für seine Familie entschieden. Daher konnten wir seine Entscheidung verstehen. Es ist nicht einfach, so weit von seiner Familie entfernt zu sein. Er war zwar nur ein Jahr hier, doch hat in diesem Jahr alles für die Eintracht und die Stadt Frankfurt gegeben, weshalb wir uns bei ihm bedanken sollten. Er hat uns als Champion verlassen.

SPOX/GOAL: Obwohl im Vorfeld viele Experten prognostiziert haben, dass Sie aufgrund der Abgänge von Boateng, Lukas Hradecky und Niko Kovac Probleme bekommen könnten, sind Sie gut in die Saison gestartet. Wie haben Sie all diese Veränderungen aufgefangen?

Fernandes: Wir hatten auch in der vergangenen Saison eine gute Truppe, obwohl wir ständig rotiert haben. Egal, ob der Trainer drei, vier oder fünf Veränderungen vorgenommen hat - wir waren fast immer erfolgreich. Zwischen November und März war die Leistungsdichte so eng, dass es vorkam, dass man in einem Spiel noch 90 Minuten auf dem Platz stand und in der nächsten Woche dann plötzlich auf der Tribüne saß. Das zeigt, dass unser Kader sehr gut aufgestellt war.

SPOX/GOAL: Gerade Boateng und Hradecky waren jedoch absolute Führungsspieler.

Fernandes: Aber auch sie kamen nicht als Führungsspieler, sondern haben sich erst in Frankfurt dazu entwickelt. Diese Chance müssen wir den Neuzugängen jetzt auch geben. Wir haben viele junge Spieler mit großer Qualität, die diese Lücken ausfüllen können. Trotzdem muss man ihnen Zeit geben, sich zu entwickeln und die Sprache zu lernen.

Fernandes über die Situation von Kovac beim FC Bayern

SPOX/GOAL: Während es in Frankfurt weiter gut läuft, hat Niko Kovac beim FC Bayern erste Probleme. Hätten Sie damit gerechnet?

Fernandes: Vor Wochen wurde er noch mit Lob überschüttet und ist so gut in die Saison gestartet wie kein Bayern-Trainer vor ihm. Nun gewinnt er vier Spiele in Serie nicht und schon brennt der Baum. Ich kann mir vorstellen, dass die Mannschaft einen Tiefpunkt hat, weil die Vorbereitung hart war. Trotzdem bin ich sicher, dass sie wieder zurück zu alter Stärke finden werden. Niko Kovac weiß, was er will, und kann der Mannschaft einen klaren Weg aufzeigen. Natürlich hat man beim FC Bayern traditionell nicht viel Zeit, doch ich bin davon überzeugt, dass er den Klub aus der Krise führen kann.

SPOX/GOAL: Wie haben Sie Kovac wahrgenommen, wenn es über mehrere Wochen nicht so gut lief?

Fernandes: In der vergangenen Saison hatten wir keine großen Schwächephasen. Am Saisonende haben wir zwar ein paar schlechte Spiele gemacht und mehrere Partien verloren, doch aufgrund des Pokalfinales stand das unter einem anderen Stern.

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