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EM 2020: Pokerspiel um Standort München: Politik soll Entscheidung bringen

SID
Die Allianz Arena soll Austragungsort der EM 2020 sein.
© getty

Der DFB verbreitet demonstrativ Zuversicht. "Wir wollen dabei sein, wir werden dabei sein - und ich bin sehr optimistisch, dass wir am 19. April auch eine entsprechende Bestätigung bekommen", antwortete DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius betont gelassen auf die Frage, ob München als EM-Standort trotz des erhöhten Drucks durch die UEFA noch zu retten ist.

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Die Curtius-Ansage in der ARD darf vor allem als Wink in Richtung der UEFA und der Politik gewertet werden. Denn das Ringen um München ist mittlerweile zu einem Pokerspiel geworden, bei dem kein Beteiligter sein Blatt überreizen will. Schließlich möchte niemand nach der Entscheidung des UEFA-Exekutivkomitees um Präsident Aleksander Ceferin in wenigen Tagen als Verlierer dastehen.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir müssen dran bleiben und arbeiten dafür", sagte der frühere Nationalmannschafts-Kapitän und Münchner DFB-Organisationsboss Philipp Lahm, der bei Antenne Bayern das Vorhaben konkretisierte: "100 Prozent Auslastung wird nicht möglich sein. Deswegen planen wir von null Zuschauern bis zu 50 Prozent Zuschauern."

Um die Münchner Kuh doch noch vom Eis zu bringen, ist vor allem die Politik bei der entscheidenden Zuschauer-Frage gefordert. Nach SID-Informationen werden die EM-Organisatoren des DFB in den kommenden Tagen alles daran setzen, um von Politikspitzen wie dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder ein Zeichen des guten Willens zu erhalten.

Eine entsprechende Aussage nach dem Motto "wenn es die Corona-Lage erlaubt, wollen wir Fans im Stadion ermöglichen" soll die UEFA dazu veranlassen, München trotz der fehlenden Zuschauer-Garantie im Kreis der Gastgeber bei der ersten paneuropäische Endrunde (11. Juni bis 11. Juli) zu belassen. Der Hintergrund ist, dass die UEFA beim Blick auf den deutschen Spielort bisher eine fehlende Rückendeckung der Regierung bemängelt.

Da es die eigentlich von der UEFA geforderte Zuschauer-Garantie vonseiten der Politik aber definitiv nicht geben wird, würde der Ball nach einem Wink aus der bayrischen Staatskanzlei beim Verband liegen. Das Exekutivkomitee um den DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch muss dann überlegen, ob es sich die UEFA leisten will, den größten Einzelsportverband der Welt und Gastgeber der EM 2024 außen vor zu lassen.

EM 2020 in München - Söder: Infektionsschutz steht an erster Stelle

Dass Söder zu einem unverbindlichen Statement in die gewünschte Richtung bereit sein könnte, lässt bereits seine jüngste Aussage vermuten. "Je nach der Gesundheitslage muss natürlich der Infektionsschutz an erster Stelle stehen - aber wir hoffen, dass wir das alles gut miteinander verbinden können", sagte der CSU-Politiker, der sich in der vergangenen Woche schon mit Ceferin getroffen hat, dem BR.

Der DFB, der in München eigentlich die drei Vorrundenspiele der deutschen Nationalmannschaft und ein Viertelfinale austragen möchte, kann denn ganzen Prozess im Grunde ruhig abwarten. Denn selbst wenn das politische Zeichen nicht reicht und die bayrische Landeshauptstadt als Gastgeber ausscheidet, würde vor allem die UEFA für ihre Zuschauer-Forderung zur Unzeit in der Kritik stehen.

Am Freitag hatte die UEFA den Wackelkandidaten die Pistole auf die Brust gesetzt. Neben München sollen auch Rom, Dublin und Bilbao ihre Zuschauerkonzepte bis zum 19. April nachbessern. Können sie dann keine Teilzulassung garantieren, wären sie ihre Spiele höchstwahrscheinlich los.

Die anderen acht Ausrichterstädte hatten zuvor den Willen der UEFA erfüllt. St. Petersburg und Baku planen mit einer Stadionauslastung zur Hälfte, Budapest will die Puskas-Arena sogar komplett füllen. Amsterdam, Bukarest, Kopenhagen und Glasgow garantierten eine Kapazität von 25 bis 33 Prozent. London möchte mit dem zu einem Viertel gefüllten Wembley-Stadion starten und hofft, im Turnierverlauf bis zu den Halbfinals und dem Endspiel die Kapazität steigern zu können.

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