Spanier hoffen auf Fiesta gegen Deutsche

SID
EM 2008, Fussball, Spanien, Silva
© DPA

Wien - Folgt der Gala gegen Russland nun der Garaus für die Deutschen? Nach der rauschenden Fußball-Fiesta gegen den Geheimtipp will der neue Titelfavorit Spanien seinen begeisternden Turnier-Auftritt mit dem ersten EM-Triumph seit 44 Jahren krönen.

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"Wir sind überglücklich, dass wir im Finale stehen. Das wird die Partie unseres Lebens", kündigte Andres Iniesta nach dem glanzvollen 3:0 (0:0)-Halbfinalsieg gegen die hoch eingeschätzte Sbornaja den nächsten Coup der Seleccion an.

Der sonst stets kritische Nationalcoach Luis Aragones lobte seine Schützlinge in höchsten Tönen: "Sie verdienen es, Champions zu sein. Sie verdienen es, im Finale zu stehen. Ob sie es auch gewinnen können, müssen sie noch zeigen. Wir haben ein schweres Spiel gegen Deutschland vor uns."

Villa fällt aus

Auch der Ausfall ihres besten Torschützen David Villa soll die Spanier nicht vom Erfolgskurs abbringen. Der 26-jährige Angreifer vom FC Valencia ist wegen einer Muskelzerrung im Finale zum Zuschauen verurteilt.

"Ich bin ein bisschen traurig, dass ich nicht mitspielen kann, aber es ist besser, wenn ein Spieler auf dem Platz steht, der topfit ist", sagte Villa, der sich die Verletzung offenbar bei der Ausführung eines Freistoßes zugezogen hatte.

Die Matadore zeigen vor dem Final-Match zwar gehörigen Respekt vor den Deutschen, aber insgeheim gehen sie davon aus, die Mittel für den tödlichen Stoß am Sonntag (20.30 Uhr im SPOX-TICKER) zu haben.

"Gegen Deutschland wird es sehr spannend. Die sind zwar physisch stärker als wir, aber Kraft ist nicht das einzige Kriterium", deutete Torhüter Iker Casillas an, dass er den Schlüssel für den nächsten Geniestreich im spielerisch und technisch höheren Potenzial Spaniens sieht.

Der König schaut zu

Kronprinz Felipe, der sich mit seinem Vater Juan Carlos erfolgreich in der Rolle des Glücksbringers abwechselt, glaubt an ein weiteres Wunder in Wien: "Unsere Mannschaft geht mit einer starken Moral gegen Deutschland ins Finale."

Dann wird wieder der König höchstpersönlich in der Ehrenloge des Ernst-Happel-Stadions seinen Kicker-Königen die Daumen drücken. Sogar Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero ist erstmals dabei.

Die spanische Presse übertraf sich gegenseitig an Lobeshymnen: "Spanien kommt dem Himmel näher. Ein majestätisches Team macht Russland dem Erdboden gleich", titelte "El Periodico".

Das Sportblatt "Marca" urteilte: "Spanien bot eine triumphale Symphonie. Es steht außer Frage, dass die Seleccion den besten Fußball spielt. Aber: Wir haben noch nichts gewonnen."

"As" ist da optimistischer: "Natürlich können wir es schaffen. Die Seleccion tanzte Arschawins Russen aus. Spanien erhob den Fußball in die Kategorie der Schönen Künste."

Letztes Finale vor 24 Jahren

Die gelb-rot gekleideten und geschminkten "aficionados" brannten trotz des tristen Regenwetters ein emotionales Feuerwerk ab, als der erste Finaleinzug seit 24 Jahren feststand. Lauthals skandierten sie "Campeones, campeones". 1984 war ihr Team Gastgeber Frankreich 0:2 unterlegen.

Dieses Mal soll alles besser werden. Als gutes Omen gilt den Spaniern der 1:0-Gruppensieg gegen Deutschland bei der damaligen EM. Es war allerdings auch der letzte Erfolg der Iberer über ihren Endspiel-Kontrahenten bei einem großen Turnier. Insgesamt weisen sie eine negative Bilanz gegen die DFB-Elf auf.

Nicht nur deswegen schlugen einige Spieler auch skeptische Töne an. "Die Deutschen sind es im Gegensatz zu uns gewohnt, Finals auszutragen", sagte Fernando Torres.

"Aber wir hoffen natürlich auf einen krönenden Abschluss." Xavi warnte: "Gegen Deutschland wird es schwierig, zumal die einen Tag mehr Pause haben. Von der Geschichte her sind sie Favorit."

Selbst Griesgram Aragones begeistert

Das Herzstück der Seleccion stellte mit dem 1:0 (50. Minute) nach brillantem Pass Iniestas die Weichen auf Sieg. Zugleich glückte Xavi damit ein goldenes Jubiläum: Es war der 500. Treffer in der EM-Geschichte.

Daniel Güiza (73.), Torschützen-König der Primera Division, und David Silva (82.) rundeten den Erfolg gegen immer stärker abbauende und am Schluss resignierende Russen ab.

Selbst der als Griesgram geltende Erfolgsgarant Aragones kämpfte nach der meisterwürdigen Leistung mit den Emotionen. "Ich bin nicht extrovertiert, aber innerlich freue ich mich", gestand er gerührt.

"Ich freue mich für mich, meine Spieler, die Fans und auch meine Familie. Mein Enkelkind ist hier, es hat mich zum Weinen gebracht." Dabei waren die Fußball-Künste seiner Schützlinge zum Strahlen.

Auch der strenge "Mister" schwärmte: "Es ist fantastisch, wie wir spielen." Eine Favoritenrolle für das Finale wollte Aragones daraus nicht ableiten: "Die Chancen stehen 50:50."

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