Polens Boulevardblätter siegessicher

SID
Leo Beenhakker ist auch Trainer der polnischen Nationalmannschaft
© Getty

Warschau - Nach der antideutschen Medienkampagne der vergangenen Tage schlagen die beiden größten polnischen Boulevardzeitungen weiter leisere Töne an. Am Vortag des Europameisterschafts-Spiels gegen Deutschland zeigen sich "Super Express" und "Fakt", siegessicher.

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"Wir wissen schon! Polen 2, Deutschland 0", titelte "Super Express". In seiner Spielvorhersage berief sich das Blatt auf eine Wahrsagerin, die "sich niemals irrt." Auf der letzten Seite appellierte die Zeitung vor dem Spiel gegen die DFB-Elf in Klagenfurt an die polnischen Spieler: "Tretet ihnen in die Hintern".

Das Blatt, dass mit seinen antideutschen Fotomontagen in den vergangenen Tagen für die größte Empörung gesorgt hatte, wollte erneut nicht auf historische Anspielungen verzichten. Zitiert wurde aus dem Internet eine abgeänderte Variante eines patriotischen Liedes aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts: "Ballack wird uns nicht ins Gesicht spucken und Klose uns germanisieren (...)", hieß es.

Vertrauen in Gott 

"Fakt" schlug dagegen in die religiöse Kerbe. "Gott wird uns den Sieg geben", titelte das Blatt. Die polnische Nationalelf werde die deutsche Mannschaft "vernichtend schlagen", worum "Generationen polnischer Fans gebeten hatten." Es sei bekannt, dass Lehmann in schwacher Form sei, "wir sollten also schnell das begehrte Tor erleben".

Der polnische Rat der Medienethik hatte die beiden Boulevardzeitungen wegen ihrer antideutschen Berichterstattung gerügt. Beide Zeitungen sollten sich beim Trainer der polnischen Mannschaft, Leo Beenhakker, seinem deutschen Kollegen Joachim Löw sowie dem deutschen Mittelfeldspieler Michael Ballack öffentlich entschuldigen, forderte das Gremium.

Der Rat bewertet seit 1995 auf der Grundlage einer Ethik-Charta die Arbeit der Journalisten. "Super Express" und "Fakt" hätten auf eine "drastische" Weise die ethischen Prinzipien verletzt. "Super Expresse" hatte zuvor ein Bild veröffentlicht, auf dem Polens Trainer Leo Beenhakker die abgetrennten Köpfe von Ballack und Löw in den Händen hält. "Leo, gib uns die Köpfe", hatte die Zeitung getitelt.