Österreich träumt vom "Wunder von Wien"

SID
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© DPA

Stegersbach - Österreich träumt vom "Wunder von Wien", Kroatien hofft auf die Jungfrau Maria - die deutschen Gruppengegner nehmen auf unterschiedlichen Wegen das erste EM-Ziel in Angriff und wollen einen perfekten Start in die Europameisterschaft hinlegen.

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Während die Kroaten traditionell auf himmlischen Beistand vertrauen, fiebert der EM-Gastgeber dem Auftaktspiel der Gruppe B mit unerschütterlichem Optimismus entgegen - den schlimmsten Befürchtungen im eigenen Land zum Trotz. "Kroatien ist eine Weltklassemannschaft, aber ich bin zuversichtlich, dass wir ihnen Paroli bieten können", sagte Teamchef Josef Hickersberger.

Als im EM-Quartier der Österreicher im Burgenland wieder die Sonne aus den dunklen Wolken hervortrat, präsentierte sich Hickersberger in bester Stimmung. "Ich freue mich auf die EM. Für mich geht ein Traum in Erfüllung", berichtete der 60-jährige, der seinem Schützlingen einen guten Start zutraut: "Die Einstellung des Teams ist hervorragend, etliche Spieler sind in ausgezeichneter Form."

"Alle Österreicher haben technisch nicht so viel drauf wie ich"

Von Übermut oder übertriebener Euphorie könne keine Rede sein, "aber aufgrund des Heimvorteils haben wir eine Chance von vierzig Prozent, das ist super optimistisch. Wenn wir eine gute Tagesform und auch Glück haben, können wir das Spiel gewinnen."

Gewohnt forsche Töne schlugen die Kroaten an. "Alle Österreicher gemeinsam haben technisch nicht so viel drauf wie ich", tönte Hertha-Verteidiger Josip Simunic, den die Österreicher zuvor als mögliche Schwachstelle ausgemacht haben.

Ivanschitz spricht vom Titel

Im Duell mit dem WM-Dritten von 1998 spricht - abgesehen vom Heimvorteil - fast alles gegen Österreich. Die bisherigen drei Vergleiche gingen verloren, und in den vergangenen 18 Monaten gewann das Team des Co-Gastgebers nur zwei Spiele.

Doch die Österreicher reden sich stark und ihr Minderwertigkeitsgefühl weg. "Es ist möglich, dass wir Europameister werden", tönte Kapitän Andreas Ivanschitz (im Bild links) und bekam prompt Widerspruch. "Österreich ist die mit Abstand schlechteste Mannschaft bei der EM und hat hier eigentlich nichts verloren", protestierte Ex-Nationalspieler Toni Polster.

Kroatische Innenverteidigung als Schwäche ausgemacht 

Die Tipps, die sich Herzog beim künftigen Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann und Hickersberger bei Otto Rehhagel geholt hat, waren vielleicht hilfreich. Die Torwartfrage haben sie nicht beantwortet: Hickersberger hat sich bereits entschieden und dies den zwei Konkurrenten in einem gemeinsamen Gespräch mitgeteilt, aber erst am Spieltag will er bekanntgeben, ob Jürgen Macho oder Alex Manninger zwischen den Pfosten steht.

Auch aus System und Taktik macht Hickersberger ein Geheimnis, "wichtig ist für mich, meinen Spieler mit viel Fingerspitzengefühl einerseits Mut zu machen und sie andererseits auf die Stärken und Schwächen des Gegners hinzuweisen." In der Innenverteidigung hätten die Kroaten laut Christoph Leitgeb in Simunic und Robert Kovac "zwei nicht sehr schnelle Spieler. Das wollen wir ausnützen".

Kroatische Presse belächelt Österreich

In Kroatien ernteten die Österreicher für ihre flotten Sprüche nur Hohn und Spott. Von einem "lächerlichen Fußball-Land" war in den Medien die Rede, was Trainer Slaven Bilic gar nicht recht war.

Doch seit dem Sieg über England ist das Balkan-Team mit den sechs Bundesligaprofis Robert Kovac, Simunic, Ivica Olic, Ivan Rakitic, Ivan Klasnic und Mladen Petric noch stolzer und selbstbewusster geworden.

"Wir sind der Favorit auf dem Papier. Und ich hoffe und glaube, dass wir das auf dem Rasen beweisen werden", sagte Olic. Der gebürtige Kroate und EM-Senior Ivica Vastic hält nichts von den verbalen Sticheleien aus seiner Heimat. "Psychokrieg ist nicht gefragt. Die Wahrheit liegt auf dem Platz", meinte der 38-Jährige.

Franz Beckenbauer traut den Kroaten, dessen Prunkstück die Offensive mit Mittelfeldstar Luca Modric ist, den EM-Titel zu. Nicht nur dafür hat sich die Mannschaft bei einem Gottesdienst in der Pfarrkirche in Bad Tatzmannsdorf im Burgenland den Segen der Gottesmutter Maria geholt und sich dabei an ihren früheren Trainer Otto Baric erinnert: Der ließ bei EM 2004 in Portugal seine Spieler zum berühmten Wallfahrtsort Fatima pilgern.

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