Erneuerung mit Rehhagel

SID
Fußball, EM, Griechenland, Spanien, Otto Rehhagel
© Getty

Salzburg - Auch der strahlende Vollmond konnte die pechschwarze griechische EM-Bilanz nicht mehr aufhellen, als der punktlos gebliebene Titelverteidiger zur letzten Nacht in seinem Quartier am idyllischen Fuschlsee eintraf.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nach streckenweise antikem Fußball muss sich nun selbst der bald 70-jährige Trainer Otto Rehhagel auf modernere Zeiten einrichten.

Während Rehhagel trotz des schwächsten Abschneidens aller 16 Endrunden-Teams keine Anzeichen von Selbstkritik erkennen ließ, räumte der griechische Verbandspräsident Vassilis Gagatsis am Morgen nach dem 1:2 (1:0)-Abschied gegen Spaniens B-Elf ein, es seien womöglich Fehler gemacht worden.

Rehhagel bekommt Unterstützung

Gagatsis stellte zwar kategorisch fest, Rehhagel bleibe Trainer. Dafür schweben dem Verbandschef andere Konsequenzen vor: "Ich denke an ein Team, das - wie es so im modernen Fußball üblich ist - dem Trainer beisteht.

Ein Technischer Direktor, ein Mann für die Torleute. Wir hatten Otto Rehhagel das vorgeschlagen, er hatte aber gesagt, er braucht das nicht. Wir werden uns in den kommenden Wochen hinsetzen und mit ihm darüber reden."

Der Bedarf besteht, denn seit Frankreich 1988 die Endrunde in Deutschland verpasste, schnitt kein Titelverteidiger so schwach ab wie der Sensations-Europameister von 2004.

"Wir wollten uns nicht abschlachten lassen" 

"Es ist keine Schande, wenn man alle drei Spiele verliert. Wir haben nicht gesagt, dass wir gegen Schweden 3:0 gewinnen, gegen Russland 4:0 und gegen Spanien 6:0", giftete der wieder einmal gereizt wirkende Rehhagel, der seiner Mannschaft zumindest einen ordentlichen Abschied attestierte.

"Wir wollten uns nicht abschlachten lassen", sagte Rehhagel.

Doch mehr als das erste Turniertor durch Angelos Charisteas (42.) sprang nicht heraus. "Wir haben gezeigt, dass wir besser spielen können. Leider zu spät", sagte der EM-Held von 2004.

"Das ganze Turnier ist für uns unglücklich verlaufen, wir haben uns aber auch während der ganzen Zeit nicht gut konzentrieren können."

Aufbruchstimmung bei Hellas

Die Zeitung "Metrosport" tröstete: "Kopf hoch! Wir lieben euch noch." Dagegen schrieb "Kathimerini" von einem bitteren Ende: "Dieses letzte Spiel sollte nur als Beginn einer neuen Zeit gesehen werden."

Abwehrchef Traianos Dellas verlangte, aus den Fehlern zu lernen, die Torhüter Antonios Nikopolidis das letzte Länderspiel verdarben. "Das Leben läuft nicht so, wie Du es planst. Ich hoffe, dass die nächste Mannschaft bei der WM dabei ist", sagte Nikopolidis.

Ruben de la Red (61.) und Daniel Güiza (88.) sorgten gegen Nikopolidis noch für den verdienten Sieg der seit 44 Jahren titellosen Spanier, die trotz erstmals drei EM-Vorrundensiegen sofort an den Viertelfinal-Knüller am Sonntag gegen Weltmeister Italien dachten.

Die Angst vor dem Weltmeister

"Das wird der Moment der Wahrheit", sagte der überragende Kapitän Xabi Alonso, dem nach der Pause für die Stammspieler die Rückkehr auf die Bank droht. "Die Italiener haben traditionell Probleme in der Vorrunde und spielen dann immer gut", sagte der Profi vom FC Liverpool.

"Wir müssen eine positive Einstellung behalten und kurz vergessen, dass es sich um Italien handelt. Wir müssen uns auf den Sieg konzentrieren", verlangte Spaniens Trainer Luis Aragones.

Rekord für Aragones

Angesichts seines angekündigten Abschieds könnte der bald 70-Jährige schon in Wien zum letzten Mal die "Seleccion" betreuen.

Dort winken Aragones nebenher zwei Rekorde: Mit dem 37. Sieg wäre er erfolgreichster spanischer Nationaltrainer vor Javier Clemente.

Außerdem gab es noch nie zehn Siege in Folge, mit dem Erfolg über die Griechen stellten die Spanier ihre 81 Jahre alte Bestmarke für die längste Serie ein.

Artikel und Videos zum Thema