Gastgeber kämpft gegen "Flopp Schwiiz"

SID
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© Getty

Feusisberg - Die Schweiz will kein "Flopp Schwiiz" erleben - die Türkei sinnt auf Revanche für die "Schande von Istanbul". Im brisanten ersten Gruppen-"Finale" der EURO 2008 stehen beide Teams nach Niederlagen mit dem Rücken zur Wand.

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"Mir ist nicht bange", sagte der eidgenössische Nationalcoach Köbi Kuhn vor der Partie der EM-Gastgeber am Mittwoch (20.30 Uhr im SPOX-Ticker) in Basel. "Die Türkei ist eine starke Mannschaft, doch wir haben ein Team, das die Chance zu nutzen wissen wird."

Davon ist Mittelfeld-Ass Tranquillo Barnetta (Bayer Leverkusen) überzeugt: "Wenn wir am Abgrund stehen, zeigen wir gute Leistungen. Das haben haben wir oft bewiesen."

Allerdings müssen die Schweizer ohne ihren besten Torjäger und Kapitän Alexander Frei, der beim 0:1 im Eröffnungsspiel gegen Tschechien schwer verletzt ausfiel, um den Viertelfinal-Einzug kämpfen.

"Die Schweizer Mannschaft ist gut, aber den Verlust von Alex Frei wird sie spüren", meinte Hamit Altintop. Der Bayern-Profi ist nach dem 0:2 gegen Portugal überzeugt: "Jetzt fängt für uns die EM erst richtig an." Seine Mannschaft habe die Qualität zu gewinnen und die Chance, "Revanche für die verpasste WM-Qualifikation zu nehmen".

Kein "Hass-Gipfel" gegen die Türken

Der Zweikampf um das Ticket für die WM 2006 am 16. November 2005 im Sükrü Saracoglu Stadion ist als "Schande von Istanbul" in die Fußball-Geschichte eingegangen.

Nach dem 2:4 kam es zu einer wüsten Schlägerei in den Katakomben, wobei vor allem Schweizer Spieler geprügelt wurden. "Dieses Datum werde ich für immer in meinem Kopf haben", sagte Ludovic Magnin, der im EM-Spiel gegen die Türken die Kapitänsbinde der Eidgenossen tragen wird.

Dennoch wollen beide Seiten kein weiteres Öl ins Feuer gießen, das Wort "Hass-Gipfel" nimmt niemand in den Mund. "Es wird ein heißes und aggressives Spiel - wie immer, wenn es um viel geht", sagte Barnetta, "aber so etwas wird ganz sicher nicht mehr passieren."

Terim unter Druck

Auch der türkische Trainer-"Imperatör" Fatih Terim, der für seine Ausraster und nationalistischen Parolen gefürchtet ist, gibt sich lammfromm. "Jetzt kommen wir als Freunde", betonte er und lobte den Gegner: "Die Schweizer haben besser gespielt als Tschechien und einen unglücklichen Start hingelegt."

Nach dem Fehlstart gegen Portugal und seiner umstrittenen EM-Nominierung - er ließ Stuttgarts Yildiray Bastürk und Schalkes Halil Altintop zu Hause - steht Terim arg unter Druck. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2010, nach einem Vorrunden-Flop könnte es aber schnell "Terim istifa" (Terim raus) heißen.

Um dies zu vermeiden, fordert er: "Wir müssen ökonomischer spielen und unsere Fehler korrigieren. Wir werden einige Dinge ändern."

Zuversicht im Schweizer Lager

Ausgerechnet im Land des einst zielsicheren Armbrustschützen und Freiheitskämpfers Wilhelm Tell bangt man nach dem Frei-Ausfall um die Treffsicherheit der Sturm-Abteilung. "Selbstverständlich fehlte beim Tore schießen etwas, ich will aber nicht von Unvermögen reden", sagte Kuhn mit Rückblick auf die guten Chancen gegen Tschechien.

Als Ersatz für Frei wird er wohl Hakan Yakin aufbieten, der in 67 Länderspielen 15 Treffer erzielte. Eine Alternative wäre der junge Eren Derdiyok (19), der es bisher nur auf vier "Nati"-Einsätze brachte. Der Ex- Stuttgarter Marco Streller klagt über Leistenbeschwerden, soll aber mitwirken können."Wenn wir so eine Leistung wie gegen Tschechien abrufen und einen Tick besser im Abschluss sind, dann bin ich optimistisch", sagte Barnetta vor dem "wichtigsten Spiel meiner Karriere".

Den Gedanken an eine Niederlage schieben die Eidgenossen kategorisch beiseite. "Daran dürfen wir nicht denken", sagte Abwehrchef Patrick Müller. "Wir stehen nach wie vor bei 100 Prozent. Mit zwei Siegen und sechs Punkten stehen wir im Viertelfinale."

Dass der Druck des Gewinnen-Müssens die Heim-EM besonders belastet, glaubt Coach Kuhn nicht: "Die Ausgangslage ist ja allen klar. Und vielleicht wirkt genau das befreiend auf die Spieler."

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