Beenhakker erwartet "polnische Hölle"

SID
Fußball, EM 2008, Polen, Beenhakker
© DPA

Klagenfurt - Nach dem blamablen Aus bei der EM wird in den Medien sein Rücktritt gefordert, doch Nationaltrainer Leo Beenhakker lässt die "polnische Hölle" kalt.

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Mit einer Jobgarantie von Verbandschef Michal Listkiewicz im Rücken sieht der Niederländer nach Polens enttäuschender EM-Premiere allen Spekulationen um sein mögliches Aus gelassen entgegen.

"Ich bin darauf vorbereitet, weil das nicht nur eine polnische Hölle ist, sondern Teil unseres Berufs", sagte Beenhakker nach der 0:1-Niederlage am Montagabend gegen die Kroaten, für die der Bremer Ivan Klasnic (52. Minute) getroffen hatte.

"Leo, gib uns Dein Honorar zurück!" 

Nur wenige Stunden nach der Klagenfurter Vorführung durch ein kroatisches B-Team schossen sich die Zeitungen auf den 65-Jährigen ein. "Normalerweise tritt ein Trainer nach so einer Niederlage zurück - Leo Beenhakker leider nicht. Leo glaubt immer noch, er habe in Polen ein Wunder getan", schrieb "Polska".

Das Boulevardblatt "Super Express" titelte in Anbetracht der "Blamage": "Leo, gib uns dein Honorar zurück! Schande! Schande! Schande!" Hingegen meinte "Dziennik": "Wenn wir Beenhakker entlassen, würden wir den ganzen zivilisatorischen Fortschritt wegwerfen, der seit seiner Ernennung im polnischen Fußball stattgefunden hat."

Eine Absetzung des Fußball-Weltenbummlers, der erst vor fünf Monaten einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat, würde in der Tat die Entwicklung negieren, die die Kadra trotz der blamablen Reise in die Alpenländer vier Jahre vor der Europameisterschaft im eigenen Land genommen hat.

Rauswurf keine Frage 

Denn unter der Regie des Altmeisters buchten die Rot-Weißen erstmals das EM-Ticket. Und so verwundert es nicht, dass die Leistungsträger Artur Boruc, Ebi Smolarek und Jacek Krzynowek unisono glaubhaft versicherten, mit Beenhakker weitermachen zu wollen. "Ich bin dafür, dass er unser Trainer bleibt", betonte der Ex-Dortmunder Smolarek. Sein Rauswurf sei "keine Frage", bekräftigte der Wolfsburger Krzynowek.

Wohl wissend, dass nicht zuletzt ihre Formschwäche ausschlaggebend für den frühen K.o. war. Hatte sich Smolarek in der Qualifikation mit neun Treffern zum national Fußball-Helden aufgeschwungen, blieben er und Krzynowek in Österreich weit hinter den Erwartungen zurück.

Mutlos, harmlos, ideenlos - der lasche Auftritt gegen Kroatiens Reservisten-Elf war ein Spiegelbild von Polens gesamter EM. "Wir hatten große Ambitionen, aber während dieses Turniers waren wir nicht gut genug. Einige unserer wichtigsten Spieler waren nicht in Topform. Das ist kein Geheimnis", zog Beenhakker ein deprimierendes Fazit.

Spielsystem hat nicht gepasst 

Eine kleine Retourkutsche konnte sich Smolarek, als einzige Sturmspitze in den ersten beiden Gruppenpartien oft auf verlorenem Posten, nicht verkneifen. "Offensichtlich hat bei unserem System etwas nicht gepasst. Darüber müssen wir reden", sagte Smolarek und dürfte damit den Beenhakker-Kritikern in die Karten gespielt haben.

Unter dem Strich konnte kein Mitglied von Polens EM-Tross - weder das Team noch die Journalisten - vergnügt die Koffer packen. Die Zeitung "Metro" fasste das EM-Debüt treffend zusammen: "Nur ein Tor aus einer Abseitsposition, zwei Niederlagen und ein Unentschieden - das ist die Bilanz unserer Mannschaft bei der EURO 2008."

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